Bundesregierung fördert Verschrottung und ignoriert Umrüstung von Nutzfahrzeugen

Foto: Nikola Motor (Symbolbild)

Seit Beginn des Jahres unterstützt die Bundesregierung mit bis zu 15.000 Euro die Anschaffung von fabrikneuen Lkw (Abgasstufe Euro VI) oder solchen, die elektronisch oder wasserstoffbetrieben sind, wenn gleichzeitig ein alter Lkw (Abgasstufen Euro 0 bis Euro V/EEV) verschrottet wird. In der Richtlinie zur Förderung der Erneuerung von Nutzfahrzeugflotten ist, wie sich jetzt erst herausstellte, kein einziger Absatz zur Förderfähigkeit für Maßnahmen enthalten, die die bestehende Fahrzeugsubstanz erhalten und erneuern beziehungsweise vom Verbrenner- zum Elektroantrieb umrüsten.

Der Bundesverband eMobilität (BEM) kritisiert in einer Pressemitteilung das aktuelle Vorgehen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aufs Schärfste. Die Richtlinie sei das blanke Gegenteil von Nachhaltigkeit und widerspreche dem Klimaschutzplan, sagte BEM-Vorstand Markus Emmert. „Der Austausch von alt gegen neu markiert eine Ressourcenverschwendung, die erneut deutlich macht, dass das führende Haus in Sachen Mobilität in Deutschland die Elektromobilität nicht verstanden hat. Dutzende von Unternehmen, auch in Bayern, widmen sich dem Umbau von Bussen und Lkw, damit bestehendes Gerät ein zweites Leben erhält und weiter genutzt werden kann und darüber hinaus auch kein Export von Verbrenner-Fahrzeugen und CO2-Emission stattfinden kann. Wenn man noch dazu weiß, dass Retrofit weit günstiger ist als Neueinkauf – insbesondere für Kommunen, Verkehrs- und Kleinunternehmer – dann verschlägt die Richtlinie dem Leser regelrecht die Sprache.“

Im gesamten Papier tauche das Wort Retrofit nicht ein einziges Mal auf. Unter Retrofit (engl. für nachrüsten, umrüsten, Nachrüstung) wird die Modernisierung oder der Ausbau bestehender Anlagen und Betriebsmittel verstanden. In Deutschland ist in der Automobilindustrie teilweise auch der Begriff „Aktionierung“ geläufig. Führende Unternehmen in diesem Bereich haben in einer Stellungnahme an das BMVI aktuell ihre Einwände vorgetragen.

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