Eine neue MCU?

Tesla MCU
Blick ins leere Loch in der Mitte. Die oberen Anschlüsse v.l.n.r.: 1x Warnblinker, 2x USB, Rückfahrkamera, 3 Fahrzeugbus Stecker, GSM Antenne, Netzwerk-Diagnose, IntrumentenCluster, GPS, 1x Handschuhfachöffner. Untere Anschlüsse: Stromversorgung, WiFi Antenne, Verstärker, PremiumAudio.

Eines Morgens stieg ich in meinen Tesla Model S von 2013, um eine längere Reise anzutreten. Dabei musste ich feststellen, dass weder Navigation noch Entertainment-System ihren Dienst leisteten. Obgleich ich die Strecke kannte und ausnahmsweise mal auf Musik beim Fahren verzichten konnte, war es schon ärgerlich, dass ich trotz mehrerer Resets den Computer nicht dazu bringen konnte, die üblichen Fähigkeiten zu entfalten.

Als Tesla-Fahrer ist man es ja gewohnt, gelegentlich auf einen schwarzen Bildschirm zu blicken, doch hier stimmte wohl etwas grundsätzlich nicht. Welch Glück, dass ich um die Problematik wusste, die insbesondere die Nutzer älterer Tesla wohl irgendwann alle ereilt und mir auch eine kostengünstigere Alternative zum Wechsel der kompletten MCU durch den Tesla Service bekannt war.

Doch zunächst ein paar technische Informationen:

Hinter dem Hauptbildschirm eines Tesla – der MCU (Media Control Unit (MCU)) – verbirgt sich ein Computer. Dieser ist zwischen Fahrer- und Beifahrerseite als kompakte Einheit in der Armatur eingelassen. 2013 bis 2015 wurde die MCU0 und bis März 2018 MCU1 mit Nvidia Tegra-3 Prozessor in Tesla-Fahrzeugen verbaut, danach und bis heute die MCU2. MCU0 und MCU1 unterscheiden sich technisch kaum, dagegen soll die MCU2 technisch vollautonomes Fahren ermöglichen und bietet auch im Hinblick auf das Entertainment deutlich mehr: YouTube, Netflix und aufwändige Spiele.

Bei der MCU1 ist das Bild der Rückfahrkamera schärfer als bei der MCU0. Die MCU0 hatte ein 3G-Modul verbaut, die MCU1 standardmäßig ein LTE-Modul. Wer bei Tesla die MCU0 auf MCU1 tauschen lässt, bekommt automatisch ein Upgrade auf LTE. Man kann aber auch bei Tesla – für 500 Euro – eine MCU0 auf LTE upgraden, ohne zur MCU1 zu wechseln, was ich zwischenzeitlich getan habe.

Um den 3. März 2018 wurden Model S und Model X mit der MCU2 und einem neueren Intel Prozessor Typ auf „x86 64bit“ Basis gebaut. Model 3 existieren nur mit der neuen MCU2. Quelle: teslawissen.ch/tesla-mcu-unterschiede-beim-model-s-und-model-x/

Tesla Lenkradverkleidung
Ausbau der unteren Lenkradverkleidung.

Nun stand ich da am Supercharger in Moers, unweit der Grenze zu den Niederlanden, und wählte die Telefon­nummer: 01520 6914875. Am anderen Ende der Leitung  meldet sich Michael Kluge, Geschäftsführer der  e-mobility-driving-solutions.de

Michael hatte schon unlängst mein Model S mit einer Dämmung merklich aufgewertet und mir in diesem Zuge angekündigt, was nun tatsächlich eingetroffen war.

Sein Angebot, ihn in den Folgetagen in Weimar zu besuchen, begeisterte mich allerdings wenig. Als er mir jedoch das dann anstehende Prozedere schilderte – nämlich, dass er dort die MCU ausbauen und dann in die Niederlande schicken würde – entstand eine naheliegende Idee.

Michael tätigte sogleich einen Anruf und ich konnte mich kurz darauf direkt auf den Weg nach Eindhoven machen.

Tesla MCU
Rechts die Rückseite des MCU Displays auf der Antistatik-Matte. Links mit Flachband verbunden die Hauptplatine der MCU. Oberhalb des Lüfters steckt der Prozessor.

Wie der Zufall so wollte, traf ich nach einstündiger Fahrt, navigiert übers Handy, in einem gerade passenden Zeitslot bei Loek Keulers ein.

Der machte sich sogleich daran, mein Armaturenbrett auseinanderzunehmen, was brachial aussah, aber letztlich unproblematisch und schnell verlief. Alsbald hielt er die MCU in seinen Händen und erklärte mir das weitere Vorgehen.

Zunächst galt es, die Daten zu sichern und dann den Tesla original eMMC Chip gegen einen höherwertigen 16 GB Chip einzutauschen. Dann wurden meine alten Daten auf diesen aufgespielt und Loek baute die Teile wieder zusammen. Ich nutzte die Zeit, die Innenflächen von Kofferraum, Frunk und Türen zu reinigen, was längst überfällig war. Noch bevor ich damit fertig werden sollte, hatte Loek alles wieder so zusammengesetzt, wie es vorher war. Mit dem Unterschied: Ich hatte wieder ein vollfunktionstätiges und zudem auch noch flüssiger arbeitendes Fahrzeugsystem.

Was mit dem Umweg nach Weimar 72 Stunden gedauert hätte – was ja bereits eine echte Leistung gewesen wäre – war nun nach gerade mal sechs Stunden inklusive Rückreise erledigt. E-mobility-driving-solution hat übrigens Partnerstandorte in Bielefeld, Erlangen, Gangkofen, Sinsheim und Köln – wem Weimar zu weit ist.

Tesla MCU
Um dieses kleine schwarze Quadrat geht es…

Michael bat mich, noch einen Test der Navigationsleistung vorzunehmen und das meinem Fahrzeug unbekannte Ziel „Zoo Zagreb“ einzugeben.
Dieser Test sollte den Erfolg der Maßnahme dokumentieren. In 34 Sekunden startete der Trip. Laut Michael hätte das sonst mehrere Minuten gedauert.

Nach nur zwei Wochen hatte mein Tesla jedoch ein neues Problem: Sein Akku wollte nicht mehr laden. Ich musste diesmal ins Service Center und ihn gegen einen P90DL Loaner tauschen – es gibt Schlimmeres. Doch die eigentlich tolle Nachricht kam per SMS ein paar Stunden später: „Diagnose haben wir durchgeführt. Die Hochvolt-Batterie muss ersetzt werden. Somit Garantiefall.“ Und das ein Jahr vor deren Ablauf.

Tesla MCU


Der Beitrag stammt aus der Ausgabe 7. des T&Emagazin, welche hier bestellt werden kann. Zudem besteht die Möglichkeit, das T&Emagazin in Wunschmenge dauerhaft zu abonnieren.


 

Themen der 7. Ausgabe sind:

  • Fahrbericht zum Model Y
  • Fahrbericht zum Audi eTron
  • Der Trend geht zum Zweit-Tesla und die Börse reagiert
  • ABC der E-Mobilität (Teil 2)
  • Analyse Exterior Design zum Model 3
  • 1.111.111 Millionen Kilometer unterwegs mit dem Tesla
  • HEPA-Filter in neuen Tesla-Fahrzeugen
  • E-Mobilitäts-Reisen
  • Reisebericht Barcelona
  • Tesla und Corona
  • Virtuelles M3T
  • Neues aus der Tesla Welt
  • und vieles andere mehr.

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