Größter Tesla Supercharger (V3) in der EU am Kreuz Hilden

Lange wurde, zum Beispiel in Foren und sozialen Netzwerken, spekuliert, was sich hinter dem grauen Icon „Brockerberg“ auf der Supercharger Karte von Tesla unweit von Düsseldorf an der A3 / A46 verbirgt. Nun gibt es erste Informationen: „Direkt am Kreuz Hilden ist seit 14. Februar zunächst ein 16er Paletten-Supercharger mit einem 1-Megawatt-Trafo in Betrieb.“

Diese Aussage entstammt nicht etwa von einem offiziellen Tesla-Repräsentanten, sondern dem Verpächter des Grundstücks. Hier wird nach dessen Angaben der größte Supercharger in der Europäischen Union entstehen. Vierzig Stalls der neusten Generation V3 mit einer Spitzenleistung von bis zu 250 Kilowatt wird Tesla errichten. Die Palettenlösung ist also nur ein Anfang. Die Elektromobilität ist zudem lediglich ein kleiner Teil des Gesamtvorhabens.

Zumindest in der E-Mobilitätsszene ist vielen bekannt, dass Bäcker Roland Schüren keine kleinen Brötchen backt. In Hilden vor seiner Bäckerei betreibt er den größten öffentlichen Ladepark Deutschlands. Der überzeugte Tesla-Fahrer hat inzwischen auch weite Teile seines Unternehmensfuhrparks auf geeignete E-Mobile umgestellt und, weil es kein passendes Fahrzeug gab, mit dem BV1 einen Elektro-Transporter initiiert und mit anderen zusammen in Kleinserie gebracht.

Mit Anfang 50 ist bei dem innovativen Bäckermeister noch lange nicht Schluss: Er geht noch einmal in die Vollen und hat ein 12.000 Quadratmeter großes Grundstück direkt am Kreuz Hilden erworben. Im zweiten und dritten Bauabschnitt werden ihm ausgesuchte Investoren zur Seite stehen. Hier entsteht ein fünfstöckiges Bürogebäude. Im Erdgeschoss wird ein großes Cafe-Bistro mit Bäckerei-Ausrichtung und einer Spezialbackstube zu finden sein. „Seed & Greet“ heißen das Cafe-Bistro und das Gesamtprojekt mittragende Unternehmen. Die zwei darüber befindlichen Büroriegel werden mit einem Lichthof verbunden sein, in der eine Vertical Farm betrieben werden soll.

„Hier bauen wir ganzjährig zum Beispiel Salat und Beeren an“, erklärt der ambitionierte Unternehmer, „die zudem auch in die Salate und Kuchen von Seed & Greet einfließen“. Die Backstube wird eine effektive Wärmerückgewinnung ermöglichen, sodass keine weiteren Wärmequellen erforderlich sein werden. Er spricht von einer „Sektorenkopplung der drei klimaschutzrelevantesten Bereiche: Lebensmittelherstellung, Energieerzeugung und Mobilität.“ 

Das Grundstück, auf dem das alles entsteht, lag bisher brach, da es sich in unmittelbarer Autobahnnähe nicht für landwirtschaftliche Nutzung eignete. Zudem liegen Relikte eines anderen energiewirtschaftlichen Ansatzes darunter: Pipelines, in denen in hoher Geschwindigkeit Rohöl fließt, eine Fernleitung für Flüssiggas und eine für Erdgas. Dadurch habe sich, laut Roland Schüren, der Baubeginn deutlich verzögert, da die Leitungen teils erneuert werden müssen.

„Unterirdisch fossil wird darüber oberirdisch erneuerbar nun die Energiewende praktisch vollzogen“, kommentiert Schüren sein Vorhaben mit einer Photovoltaikanlage, die zwischen 600 und 700 Kilowatt-Peak liefern soll und durch zwei Kleinwindräder ergänzt wird. Auch der Einsatz von stationären Energiespeichern ist vorgesehen.

Nicht nur Tesla wird hier einen hochmodernen Supercharger errichten. Auch der Ladesäulenbetreiber Fastned baut direkt neben Tesla seine bisher größte Ladeeinrichtung in Europa. 22 Ladeanschlüsse an 11 Ladesäulen (mit maximal 300 Kilowatt Leistung) sind hier zukünftig vorzufinden. Eine Lösung für „langsames Laden“ wird Roland Schüren selbst vor Ort betreiben. Somit sind zukünftig am Standort für quasi alle E-Fahrzeuge markenübergreifend und am jeweiligen Nutzungsprofil ausgericht Lösungen zu finden.

Mit den kurzfistig aufgestellten 16er Paletten-Superchargern scheint Tesla hingegen auf die spezielle Situation zu reagieren, dass die eigenen Schnelllader in den letzten Wochen verstärkt nachgefragt werden, insbesondere resultierend aus der Nähe zu den Benelux-Ländern. Zum Jahresende waren die Zulassungszahlen hauptsächlich des Tesla Model 3 in den Niederlanden regelrecht explodiert. An den umliegenden Superchargern in Moers und Kamen kam es daher nun häufiger zu Überfüllung. Tesla-Fahrer müssen warten, bis andere ihnen Platz machen. Tesla rüstete mit zusätzlich instalierten Ladesäulen an diesen Standorten nach. Die können jedoch noch immer nicht den gestiegenen Bedarf vollständig auffangen.

Roland Schüren geht davon aus, dass sich mit dem Supercharger Hilden die Situation entspannen wird.

Froh ist er auch, dass mindestens die Paletten-Zwischenlösung rechtzeitig zum Tesla Model 3 Treffen am 17. Mai 2020 am Ladepark Kreuz Hilden besteht. Hier erwartet Veranstalter Timo Schadt vom T&Emagazin nämlich rund 600 Elektrofahrzeuge.

„Wenn Elon Musk von der Tragweite des Projekts am Kreuz Hilden erfährt und das mit der Einladung, die wir in seine Richtung ausgesprochen haben, in Verbindung bringt, steigen sicher die Chancen, dass er wirklich kommen wird“, hofft Timo Schadt. „Zumindest das Laden der An- und Abreisenden Tesla-Fahrzeuge ist am 17. Mai auf jeden Fall gesichert“, ergänzt Roland Schüren.

Text: Timo Schadt, Fotos: Roland Schüen

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Veröffentlicht in Tesla

10 Gedanken zu „Größter Tesla Supercharger (V3) in der EU am Kreuz Hilden

  1. Ich möchte als halbwegs Ortskundiger nur mal eine Kleinigkeit loswerden da hier immer von der A3 die Rede ist. Die A3 hat dort keine Abfahrten. Der Ladepark ist meiner Ansicht nach daher eher an der A46. Ihr werdet im Kreuz Hilden immer erst auf dei A46 wechseln und dann abfahren und beim Auffahren genau das selbe. Da darf man sich dann nicht mit der Richtung vertun, wenn man denn auf der A3 unterwegs ist.

    1. Du brauchst aus allen vier Richtungen von A3 und A46, immer einfach nur im Kreuz Hilden die Abfahrt Hilden nehmen. – Das ist eigentlich maximal einfach.
      Auf die A46 auffahren, um dann erst abfahren zu können ist nicht nötig. Man bleibt dazu immer „im“ Kreuz, fährt lediglich auf der „Einfädelspur“ ein Stückchen parallel zur 46. – Wie in so vielen klassischen Kleeblatt-Autobahnkreuzen halt.

  2. Mega!! Und wir brauchen jedoch dringend eine Lösung im Rhein-Main Gebiet, was die Supercharger Situation dort angeht. Nur 4 Stalls in Wiesbaden-Nordenstadt, ohne CCS für Model 3, ist schon lange zu wenig. Limburg-Süd direkt neben Fastned würde sich super anbieten, da dort ebenfalls Baugrundstücke brachliegen und Limburg die E-Mobilität sehr fördert. Am allerbesten wäre dort jedoch das alte Autokino Gravenbruch direkt neben dem Main-Taunus-Zentrum !! Liegt seit Jahren brach. Schranke davor und sämtliche Lademöglichkeiten anbieten, von schnell bis langsam, für alle E-Autos. Infrastruktur ist hervorragend, eine Anbindung an alle nur möglichen Richtungen gegeben. Dazu die Nähe zu Frankfurt, Wiesbaden und dem Vordertaunus. Wer kann da Verhandlungen führen?

      1. Steht nicht das MTZ da, wo früher das Autokino war? Gravenbruch ist doch auf der anderen Seite von Frankfurt… 😀
        Aber ja, der Wiesbadener Supercharger ist auf jeden Fall überfällig zur Ablösung durch was Anderes. Gibt zwar jetzt mit Gensingen und Waldlaubersheim relativ nah besser ausgebaute, aber mehr Verkehr ist auf der A3. Flughafennähe wie z.B. bei Mörfelden-Walldorf, Flörsheim, Raunheim wäre sinnvoller, als die beiden da hinten in der Pampa jenseits der Hauptautobahnen direkt nebeneinander.

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