über die
elektrische COMMUNITY 2025, auf der Messe Fulda
Falls jemand neben dem Messe-Service-Center ein oranges Fahrrad gesehen hat, das war meins. Ein gebrauchtes, von Hand foliert mit Autofolie …. Damit bin ich nicht Teil der Community, so kam ich mir vor. Ich betrat eine fremde Welt, so fremd, wie mir eine Autobahnraststätte vorkommt. Angst hatte ich keine, denn ich war schon immer neugierig und offen.
Nachdem ich das Gelände gefunden hatte (weder die Messe noch die Homepage des Events zeigte eine Adresse – Navigationsgerät im Auto also offenbar vorausgesetzt), war ich erstaunt, keine Messehallen vorzufinden, sondern ein riesiges Zelt und wahnsinnig viel Platz auf einem Hügel im Wind, und mit Glück auch einen blauen Himmel darüber.
Man fühlte sich in Freiheit zwischen den wehenden Fahnen verschiedener Aussteller. Es gab dadurch auch kaum Gedränge. Auf ähnlichen Events zu früheren Zeiten wäre man von Abgasen umnebelt worden, hier nicht, die Luft blieb sauber. Auch war es vergleichsweise ruhig, eine insgesamt überwiegend entspannte Atmosphäre.


Im Zelt war es ein wenig anders. Während der Vorträge kamen von allen Seiten angeregte Unterhaltungen bei den Ständen der Aussteller, wodurch es mir persönlich schwerfiel, mich zu konzentrieren. Auch sorgten die ersten Sitzreihen aus Bierbänken dafür, dass der Platz vor der Bühne weitgehend leer blieb, so dass kaum Kontakt zwischen Rednern und Publikum entstand. Auch die Weiträumigkeit des Zeltes zerriss die Community ein wenig. Der Soundcheck dauerte bis zwanzig nach Neun, was von den Zuschauern Geduld abverlangte.
Dann konnte es losgehen. Die Themen der Vorträge und Dikussionen waren interessant und eher technischer Natur. Es gab wenig zu den Themen Feeling in der Community, Eindrücke aus Reisen, E-Auto-Kultur, Zielgruppen (wer fährt so was und warum?), …
Kein Wunder, denn Männer waren deutlich in der Überzahl. Die Gesprächsfetzen, die ich mitbekommen habe, drehten sich viel um technische Details und Finessen. Männer definieren sich stark über den Umfang ihres Sachwissens und messen sich darin mit anderen. Das sind sie auch sehr begeisterungsfähig.
Für die deutsche Autoindustrie peinlich wirkte, dass kein Hersteller sich blicken ließ, kein Mercedes, kein VW, kein Audi, kein BMW, kein Porsche. Doch, ein Porsche war zu sehen, allerdings nur, um darin eine 50.000 Euro teure Hifi-Anlage zu präsentieren. Anwesend waren die Amerikaner, Koreaner, Japaner, Viatnamesen und Chinesen.
Nio war zu sehen, wie sie ihre Reifen für potenzielle Kunden auf der Teststrecke dreckig machten (90 Probefahrten!), die Tesla-Mitarbeiter durften das nicht, mit dem eigens an gekarrten Cypbertruck. Order von oben. Das stelle ich mir unter Marketing vor: man macht das Auto auch dreckig, wenn man es verkaufen möchte. Das ist Einsatz.
Die Organisation und die Helfer zeigten sich erfrischend locker, was manchmal etwas chaotisch wirkte – das finde ich aber besser als eine strenge, zugeknöpfte Veranstaltung. Das Chip-Bezahl-System sorgte zwar dafür, dass es nicht x Kassen auf dem Gelände gab, aber es sorgte auch hier und da für Konfusion unter den Teilnehmenden.
Auch noch aufgefallen war die Stimmung der Besucher: eine offene, optimistische Atmosphäre, keine Klagerei, keine Nörgelei, sehr erfrischend in Deutschland, wo sich Georg Christoph Lichtenberg einmal fragte, ob es noch ein Land gäbe, in dem man das Nase rümpfen vor dem Putzen lernt.
Eine Frage blieb mir in diesem Sinn doch noch: Wieso ist in einer elektrischen COMMUNITY nur von Autos die Rede? Zur Elektromobilität gehört für mich auch die Bahn, dazu gehören E-LKW, E-Roller und -Bikes und die ersten E-Schiffe und Flugzeuge.

Ein erstes Resümee des Veranstalters kann hier gelesen werden.
Impressionen von der elektrischen COMMUNITY 2025 finden sich hier.
Erste Videos z.B. von der Tesla-Lightshow und dem Diskussionsprogramm unter diesem Link.
www.elektrische-community.de
