E-Auto-Test: MG Cyberster XPower

von Oliver Bornemann

Der Cyberster ist MGs Ansage an alle, die Elektromobilität mit Emotion verbinden wollen. Ein offener Zweisitzer, der optisch ein Statement setzt und technisch mehr liefert als nur Showeffekte und damit hat MG tatsächlich eine Lücke im Angebot der Elektromobilität geschlossen und ist dabei temporär ganz offen geblieben.

Unser Mr. „einfach elektrisch“ alias Oliver Bornemann hat die Allradvariante XPower ausgiebig bewegt. Für das T&E Magazin ordnen wir Design, Alltagstauglichkeit, Ladeperformance und Langstreckenqualitäten ein.

Proportionen und Präsenz

Mit 4,54 Metern Länge, 1,91 Metern Breite ohne Spiegel und 1,32 Metern Höhe legt sich der Cyberster extrem flach auf den Asphalt.

Daneben wirkt selbst ein BMW Z4 kaum anders proportioniert.

Die lange Haube spannt den Körper, das kurze Heck schließt mit kräftigem Diffusor. Der Radstand von 2,69 Metern sorgt für Ruhe im Geradeauslauf und ermöglicht einen niedrigen Schwerpunkt.

Die getestete XPower Version bringt 2.060 Kilogramm auf die Waage, was für einen offenen Stromer nach viel klingt, sich fahrdynamisch aber deutlich leichter anfühlt, hier spielt die Elektro-Power ganz deutlich ihre Vorteile aus.

Design und Karosserie

Der Auftritt ist kompromisslos sportlich. Die Front nutzt Air Curtains und großzügige Öffnungen für das Thermomanagement.

Seitlich steht der Roadster satt und breit, die Räder füllen die Häuser sauber aus. Rote Bremssättel, Zentralverschlussoptik als Abdeckung und stimmige Felgendesigns wecken Rennsportassoziationen. 

Die elektrisch betätigten Scherentüren sind nicht nur Show.

In Parkhäusern und engen Garagen erweisen sich Öffnungswinkel und Sensorik als echtes Komfortplus. Am Heck zeichnen pfeilförmige LED Signaturen eine unverwechselbare Lichtgrafik.

Fronthaube und Heckklappe besitzen Lifter und Dämmung. Einen Frunk gibt es konstruktionsbedingt nicht.

Varianten, Leistung und Messwerte

MG bietet zwei Leistungsstufen. Der Hecktriebler leistet 340 PS und läuft 200 Kilometer pro Stunde.

Die getestete XPower Allradversion kombiniert zwei E Maschinen zu 375 Kilowatt Systemleistung. Das entspricht 510 PS und 725 Newtonmeter.

Werkseitig stehen gut drei Sekunden für den Sprint auf 100 km/h im Datenblatt. Unter nassen Bedingungen und mit 35 Prozent Akkustand (SoC) stoppten wir 3,95 Sekunden.

Die Spitze liegt bei 200 Kilometer pro Stunde. Die Brembo Anlage liefert standfeste Verzögerungen und bleibt auch bei wiederholten Bremsmanövern konsistent.

Akku und Ladeverhalten

 

Im Unterboden arbeitet ein Akkupaket mit 77 Kilowattstunden brutto und 74 kWh netto. Wechselstrom lädt der Cyberster dreiphasig mit bis zu 11 Kilowatt.

Von leer bis voll vergehen an AC grob siebeneinhalb Stunden.

Gleichstrom nimmt der Roadster im Peak bis zu 144 Kilowatt an.

In der Praxis lagen wir von 10 auf 80 Prozent bei ca. dreißig Minuten. Die Ladebuchse sitzt auf der Fahrerseite. 

 

Optisch schneidet die Klappe die Seitenlinie leicht an, funktional passt die Position im Alltag. Parallel zur Fahrbahn stehende Säulen sind die Ausnahme, dort ist der Winkel zu beachten und man muss ggf. auch auf die Straße treten um das Fahrzeug an- bzw. wieder abzustecken.

 

Kofferraum und Ablagen

Hinter der klassischen Heckklappe warten 249 Liter. Unter dem Boden liegt das Pannenset. Typ-2 und Notladekabel nehmen Platz weg, lassen sich aber ordentlich verstauen.

Direkt hinter den Sitzen befindet sich eine zweite, überraschend geräumige Ablage mit Trenngitter. Schmale Trolleys und Weekender verschwinden problemlos.

Für den Wochenendtrip reicht das Volumen.

Die Klappe öffnet und schließt leicht, eine elektrische Betätigung vermisst man nicht.

 

Stoffdach und Offenfahren

 

Das Verdeck öffnet bis 50 Kilometer pro Stunde und benötigt rund zwölf Sekunden. Offen entsteht das Roadster Gefühl, das man erwartet.

In den Alpen, am Seeufer oder nachts in der Stadt mischt der Cyberster Wind, Klang und Blickachsen zu genau dieser Sorte Fahrkultur, die man sonst lange gesucht hat. Geschlossen liegt das Dach sauber an.

Bei höherem Tempo steigen Windgeräusche bauartbedingt an. Das gehört hier zum Konzept, das dürfen wir nicht kritisieren.

 

Interieur, Haptik und Sitzgefühl

 

Der Innenraum überrascht mit hochwertiger Anmutung. Leder, Mikrofaser und sauber gesetzte Ziernähte prägen das Bild. Alcantara an A-Säulen und Dachholm, entgratete Kanten und eine stimmige Ambientebeleuchtung heben die Klasse über das Erwartbare. 

Die Sportsitze verbinden Seitenhalt mit Langstreckenkomfort. Eine Belüftung würde im Hochsommer das i-Tüpfelchen setzen.

Der Lendenbereich ist gut gestützt, die Kopfstützen sind weich gepolstert. Eine Isofix Befestigung vorne (auf dem Beifahrersitz) fehlt. Wer oft mit Kindersitz reist, sollte das auf dem Zettel haben.

Große Fahrer finden eine angenehm tiefe Position. Der Einstieg über die hohen Schweller verlangt etwas Technik, belohnt aber mit echtem Roadster Erlebnis. Ablagen in Türen, Mittelarmlehne und Handschuhfach sind sinnvoll dimensioniert. Becherhalter sind vorhanden, Steckplätze für Smartphones liegen vorn griffgünstig.

Bedienung, Infotainment und Assistenten

Das Cockpit ist klar auf den Fahrer ausgerichtet. Das Zentraldisplay steht leicht zum Piloten gedreht. Entscheidende Kritik bleibt die linksbündige Menülogik.

In einem Linkslenker bedeutet das häufige Eingaben mit der linken Hand, was Zeit und Aufmerksamkeit kostet. Die Sprachbedienung nimmt einiges ab. 

Apple CarPlay und Android Auto sind an Bord, arbeiten derzeit kabelgebunden. Im Test traten mit unterschiedlichen Telefonen und Kabeln gelegentlich Abbrüche auf. Das Kombiinstrument informiert übersichtlich über Tempo, Fahrzustand und Energiefluss. Künstliche Fahrgeräusche sind vorhanden und abschaltbar.

Der MG Pilot kombiniert Abstandsregelung, Spurführung und Lenkassistent. 

Die Querführung bleibt stabil, auch auf der Landstraße. Die automatische Übernahme erkannter Limits erfolgt nicht durchgängig.

Eine vorausschauende Tempoführung mit aktiver Anpassung fehlt.

Das 360 Grad Kamerasystem überzeugt mit klaren Perspektiven, sinnvollen Hilfslinien und einer dreidimensionalen Darstellung. Front und Heck bieten zusätzlich 180 Grad Sicht. In schmalen Ausfahrten steigert das die Sicherheit spürbar.

Akustik und Messwerte

Wir haben offen und geschlossen gemessen. Bei 50 Kilometer pro Stunde lagen wir bei 59 bis 60 Dezibel. Bei 70 Kilometer pro Stunde bei 66 bis 67 Dezibel.

Bei 100 Kilometer pro Stunde bei 71 bis 72 Dezibel. Für einen Stoffdach Roadster sind das solide Werte.

Auf Schulterhöhe dringen zusätzliche Strömungsgeräusche über die Seitenscheiben ein. Eine konkrete Undichtigkeit war nicht erkennbar. Auf sehr langen Autobahnetappen fällt das Geräuschniveau im Schulterbereich stärker auf als bei einem festen Dach.

Fahrwerk, Lenkung und Bremsen

Der Cyberster fährt straff komfortabel. Querfugen und Wellen sind präsent, werden aber sauber gefiltert. Wank und Nickbewegungen bleiben gering.

Die Lenkung arbeitet direkt und vermittelt ehrliches Feedback von der Vorderachse. Der Allrad verteilt das Moment effizient.

Aus Kehren heraus setzt der Wagen spontan um und baut schnell Vertrauen auf. Die Brembo Anlage packt früh und bleibt standfest. Der Roadster lässt sich präzise platzieren und wirkt auf der Passstraße leichter als das Datenblatt vermuten lässt.

 

Verbrauch, Reichweite und Praxis

 

Über 879,4 Kilometer bei 70 km/h im Schnitt lag der Testverbrauch bei 20,6 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Auf der Landstraße pendelten die Werte zwischen 17 und 18 Kilowattstunden.

In der Stadt waren im Sommer 12 bis 13 Kilowattstunden erreichbar. Auf der Autobahn steigt der Bedarf wie gewohnt. Bei 100 Kilometer pro Stunde sahen wir 15,5 Kilowattstunden.

Bei 120 Kilometer pro Stunde 20,5 Kilowattstunden. Bei 140 Kilometer pro Stunde 26,8 Kilowattstunden. Bei 160 Kilometer pro Stunde 29,8 Kilowattstunden / 100 km. 

 

Der Bordcomputer begrenzt die Anzeige, höhere Realwerte können oberhalb von 160 auftreten. Je nach Strecke und Witterung sind 300 bis 400 Kilometer realistisch. Wer offen und engagiert unterwegs ist, plant die nächste Säule früher ein.

 

Preis und Einordnung

 

Der Hecktriebler beginnt bei etwa 65.000 Euro. Die Allradvariante startet um 69.000 Euro. Gemessen an Materialeindruck, Leistung, Klang und Open Air Erlebnis geht das Paket auf. Wer 800 Volt Technik und sehr hohe DC Leistungen erwartet, landet bei anderen Marken und verliert dort den Cabriofaktor. 

 

Kritik mit Ansage

 

Instabiles kabelgebundenes Smartphone Mirroring stört im Alltag.

Die links positionierte Menülogik kostet Eingewöhnung. Windgeräusche im Schulterbereich sind konstruktionsbedingt da.

Eine integrierte Routen und Ladeplanung direkt im System würde den Reisekomfort heben, dennoch der MG Cyberster XPower ist mehr als eine Designübung.

Er schaut spektakulär aus, fährt erwachsen und liefert das offene Elektroerlebnis, das vielen gefehlt hat. Die Allradversion beschleunigt eindrucksvoll, bleibt dabei sauber kontrollierbar und vermittelt sofort Vertrauen. Innen überrascht viel Qualität und ein starkes Bose System. 

 

Wer mit der aktuellen Infotainment Logik leben kann und den Roadster Alltag sucht, findet hier ein elektrisches Cabrio, das polarisiert, begeistert und funktioniert. 

 

Oliver Bornemann zeigt auf seinem YouTube Kanal einfach elektrisch Euch ganz ausführlich den MG Cyberster – schaut gerne mal rein:

 

 


Änderungen vorbehalten. Updates auch zum Programm auf

www.elektrische-community.de

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