VW ID Buzz – Neuauflage des ikonischen Bulli

Fotos: Christopher Karatsonyi
Ein Van ist reputativ in der Elektromobilität immer besser als ein SUV, obwohl ironischerweise beide gleich viel Platz in Anspruch nehmen – der ID. Buzz ist ja auch nicht gerade kurz.
 
Der massive Vorteil eines solchen Van ist das Platzangebot. Ganz speziell beim ID Buzz im Kofferraum: 1.100l kann sich schon wirklich sehen lassen! Das bietet aktuell kein anderes Elektroauto, außer natürlich Derivate wie Opel Zafira E, oder der elektrische Mercedes EQV. Vieles haben sie toll umgesetzt bei Volkswagen, manches muss ich aber auch ein bisschen kritisieren. Fangen wir aber mit den guten Sachen an:
 
Die Optik ist meiner Meinung nach toll. Meiner Frau aber zum Beispiel gefällt das Fahrzeug aber überhaupt nicht. Die bicolor Lackierung wurde sehr schön umgesetzt. Diese gibt es in vier Farbvarianten jeweils mit weiß kombiniert: rot, blau, gelb, orange. Es gibt Matrix-LED-Scheinwerfer, genannt IQ LIGHT, sowie tolle Assistenzsysteme. Ein Wehrmutstropfen ist, dass durch den kleinen Vorderwagen weder ein vorderer Kofferraum verfügbar ist, noch ein Augmented Reality Head-Up-Display. Ein normales Head-Up-Display kann dazu gebucht werden, wer aber die fliegenden Pfeile in der Windschutzscheibe sehen will, der kriegt das nur bei VW ID4 und ID3 oder ID5.
 
Ebenfalls finde ich die Harmonie mit dem Reifen gut, die sehr sportlich in die Karosserie passen. Der ganze Wagen scheint relativ tief zu sitzen. Nicht zuletzt verantwortlich dafür ist natürlich der Akku: 77 kWh kommen zum Marktstart, wie wir das auch schon von der restlichen MEB Plattform kennen. Also Cupra Born oder auch Skoda ENYAQ. Allerdings gibt es Neuigkeiten die es vor ein paar Wochen noch nicht gab: es soll auch ein großer Akku mit um die 90 kWh kommen. Das ist gut, denn die Reichweite in Kombination mit dem cw-Wert und dem Gewicht liegt bei lediglich 280 Autobahnkilometern mit dem 77 kWh Akku. Gewicht: 2,3 Tonnen, cw Wert 0,29. Man darf also keine Wunder erwarten. Mit einem allerdings knapp 15 kWh größeren Akku könnte man theoretisch 50 mehr Autobahnkilometer schaffen. Das ist doch schon was! Wer beides nicht braucht kann noch auf den 58 kWh Akku ausweichen, allerdings kommen der ganz große und ganz kleine Akku erst nächstes Jahr. Mit etwas Glück wohlgemerkt.
 
Wenn wir schon beim Thema Akku sind reden wir auch mal kurz über die Ladeleistung: diese ist mit 170 kW Peak letzten Endes die höchste bisher verfügbare Ladeleistung auf dieser MEB Plattform. Heißt in Zahlen: knappe 29 Minuten von 5 bis 80%. Das ist ein sehr guter Wert! Muss aber auch sein, weil man ja doch relativ früh an die Ladesäule muss. Vermutlich wird es ein neuer Akkuhersteller sein, der die Akkuzellen liefert, denn einen 90 kWh Akku gibt es in der Volkswagen Plattform noch nicht.
 
Über Typ 2 kann man mit 11 kW laden. Das ist aber meiner Meinung nach heutzutage Voraussetzung, dennoch setzt das noch nicht jeder um. Im Kofferraumbereich fehlt mir eine 230 Volt Steckdose. Ist doch ein Hobby Auto, oder? Dafür gibt es aber optional elektrische Türen für beide Seiten, die auch einen hervorragenden Klemmschutz haben, wenn mal die Hand in der Tür ist, was bei Kindern schon mal passieren kann. Ich habe das getestet und meine Hand hat keinerlei Schmerz erfahren. Innen bemängele ich eine Sache stark: es gibt bei 5 Sitzen nur 2 Isofix Punkte. Der mittlere Sitz hat nämlich keine, sondern nur die äußeren zwei hinten. Auch der Beifahrersitz hat keinen Isofix, was ich dann gänzlich nicht verstehe.
 
Will also jemand, oder braucht jemand, mehr als diese 2 Isofix Punkte, muss er auf die 6-Sitzer Variante warten. Diese kommt auch in der Karosserieform wie der 5-Sitzer, ist also 4.71m lang. Dann haben die vier Sitze hinten jeweils einen Isofix. Also vier einzelne Sitze und die zwei vorne gibt es dann für sechs Passagiere oder 5 zuzüglich Fahrer. Die 7 Sitzer Variante wird dann auch 4 Isofix Punkte haben, ist dann allerdings in einer längeren Karosserievariante untergebracht. 5m misst diese dann.
 
Hinten sitzt es sich sehr gemütlich, auch mit meinen 1,88m – Genügend Kopffreiheit sowie Beinfreiheit! Vorne ist das Cockpit für den Fahrer auch sehr ansprechend wie ich finde, wenngleich sehr viel Hartplastik verbaut wurde oder besser gesagt: ausschließlich. Aber halt auf eine charmante Art und Weise mit einer schönen Hommage an den Bulli. Die Farbkombination innen ist die gleiche wie außen und das wirkt richtig frisch. Nur die Holzapplikation ist ziemlich Fake, denn sie sieht echt aus, aber wenn man drauf klopft, klingt das halt wie hohles Plastik. Es gibt unzählige Ablagefächer für jeden Schludrian, der das Auto gerne maximal auslastet. Der Gangwahlhebel ist nun hinter dem Lenkrad und nicht mehr oben am Display, wie bei den bisherigen VW Modellen. Das Hauptdisplay mit dem Navi ist schön groß und grafisch schön dargestellt. Die Reaktionsfähigkeit beim Zoomen auf der Karte ist viel, viel besser als damals. Nicht zuletzt, weil dies die 3.1er Software ist.  
 
Vorne sitzt es sich auch gemütlich und man hat einen schönen Überblick. Ich würde lediglich auf die Allrad Variante warten, denn im Gegensatz zu ID3 und ID4 hat der ID Buzz bei gleicher Motorleistung mit dem Gewicht zu kämpfen. Aber von langsam kann trotzdem nicht die Rede sein.
 
Preislich wird sich der VW ID Buzz in der 77 kWh Variante ungefähr am VW T7 als Plug-in-Hybrid orientieren. Heißt also, knapp 55.000 Euro Einstiegspreis zuzüglich Extras. Da segelt man schon mal gerne auf die 70.000 Euro zu. Einziger Trost: alle Fahrzeuge im Elektrobereich in dieser Karosserieform sind so teuer. Der Opel Zafira E kostet voll ausgestattet 72.000 Euro, obwohl dieser ein bisschen weniger Akku und auch weniger Motorleistung hat. Und auch etwas puristischer im Innenraum ist. Der Mercedes EQV wiederum ist schon bei gut 100.000 Euro, wenn man den voll ausstattet. Natürlich ist das aber für den Kunden, der dieses Geld ausgeben muss, kein besonders großer Trost.
 
Mit der Siebensitzer und 6-Sitzer Variante ist dieses Jahr definitiv nicht zu rechnen, man muss schon Glück haben, um überhaupt diesen hier zu bekommen. Das Bestellfenster öffnet sich Ende April, Anfang Mai. Dann muss man auch echt schnell sein. An und für sich wird der Kunde sicherlich sehr zufrieden mit dem VW ID Buzz sein, denn er ist charmant und sehr gut verarbeitet. Allerdings muss jemand, der vorher einen Verbrenner VW Bus gefahren hat – zum Beispiel als Multivan – eine Umstellung in Kauf nehmen, denn 280 km entsprechen natürlich nicht der Reichweite, die man bisher mit einem Diesel VW Bus geschafft hat. Bei dem Benzin- und Dieselpreis momentan wird aber eventuell selbst der letzte Skeptiker wechseln, denn ich denke die meisten laden lieber nach 280 km als nach 500 km 2,30 Euro je Liter Diesel zahlen zu müssen. Was ich auch schade finde ist, dass es kein modulares Sitzsystem gibt wie beim VW Bus Multivan, sodass man die Sitze auf Schienen verschieben kann und die Anhängelast bei nur 1000 kg ist. Und dann natürlich noch die Sache mit den Isofix Punkten! Dennoch glaube ich, dass das Fahrzeug ein großer Erfolg wird! Zumindest wünsche ich das Volkswagen nach diesem Anlauf der ja so lang war.
 
Cargo Version des VW ID Buzz

Zum Video:


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