Dacia Hipster Concept : Zurück zur Steckdose, zurück zum Volk

Oliver Bornemann war für das T&Emagazin in der Nähe von Paris unterwegs und stand dort vor einem Auto, das so ziemlich alles anders macht als der Rest. Kein rollender Palast mit Massagesitzen, kein tonnenschwerer E-Koloss mit Entertainment-Systemen für den Kinosaal, keine Preise, die nach Luxussegment klingen.

Stattdessen ein rollendes Statement, das sich bewusst von all dem verabschiedet und Elektromobilität wieder auf das Wesentliche reduziert. 

Dacia nennt das Ergebnis augenzwinkernd „Hipster Concept“ und trifft damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Es klingt ironisch, ist aber durchaus ernst gemeint.

Denn der Hipster will nicht beeindrucken, er will verändern.

Er will Elektromobilität nicht zu einem Statussymbol machen, sondern zu einem Werkzeug für alle. Seine Mission: Weg von der Schaufenstervitrine, raus auf die Straße und rein in den Alltag.

Elektromobilität mit Hausverstand

Die Grundidee hinter dem Hipster Concept ist so simpel, dass sie fast schon revolutionär wirkt.

Während viele Hersteller ihre Fahrzeuge immer weiter aufpumpen, fragt Dacia: Was braucht man wirklich?

Die Antwort rollt hier auf drei Metern Länge heran, mit Platz für vier Menschen und einem Kofferraum, der auf bis zu 500 Liter wächst. Und weil weniger manchmal wirklich mehr ist, soll der CO₂-Fußabdruck im Vergleich zu heutigen Modellen glatt halbiert werden.

 

Das gelingt nicht durch Zauberei, sondern durch konsequentes Weglassen. Der Hipster wiegt rund ein Fünftel weniger als der ohnehin kompakte Dacia Spring.

Weniger Masse bedeutet weniger Materialeinsatz bei der Herstellung, weniger Energiebedarf im Betrieb und am Ende auch weniger Belastung für den Geldbeutel.

Ein LFP-Akku mit 12 bis 15 kWh reicht für den Alltag völlig aus und lädt bequem an der heimischen Wallbox. Wer wie die große Mehrheit ohnehin nur rund 40 Kilometer pro Tag fährt, muss kaum öfter als zweimal pro Woche ans Kabel. 

Die vielleicht größte Überraschung ist jedoch der Preis. Dacia stellt für 2027 ein Serienmodell in Aussicht, das bei rund 10.000 Euro liegen soll. Damit wäre der Hipster nicht nur günstiger als viele Premium-E-Bikes, sondern auch das preiswerteste Elektroauto Europas.

Design: Bleistift statt Bling-Bling

Optisch macht der Hipster keinen Hehl aus seiner Philosophie. Er sieht aus, als hätte jemand ein Auto mit drei klaren Linien gezeichnet: kompakt, kantig, kubisch.

Keine unnötigen Rundungen, keine Zierleisten, die mehr kosten als sie nützen.

Ein Block auf vier Rädern mit einer Front, die gerade so freundlich blickt, dass man sie sofort sympathisch findet.

Der Look erinnert ein wenig an Spielzeugautos aus Klemmbausteinen, die man als Kind selbst gebaut hat, nur dass hier alles funktioniert. Türgriffe? Gibt es nicht, stattdessen Schlaufen. Rückleuchten?

Sitzen einfach hinter der Heckscheibe. Das spart Material und lässt Controller-Herzen höherschlagen. Selbst die zweiteilige Heckklappe folgt der Logik „so einfach wie möglich“. Anfangs wirkt das ungewohnt, nach kurzer Zeit genial. Das gilt auch für die Schiebefenster vorne und das bringt uns zum Interieur.

 

Innenraum: Außen Zwerg, innen Riese

Wer draußen Kleinwagen sieht, erwartet innen ein Schuhkarton-Feeling. Doch der Hipster kontert mit Raumgefühl. Große Fensterflächen, ein nahezu senkrechtes Dach und ein gläsernes Oberlicht lassen das Interieur größer wirken, als es die Maße vermuten lassen. Vier Erwachsene sitzen hier überraschend bequem, auch wenn sie größer sind als der Durchschnittsfranzose.

Die Vordersitze bilden eine durchgehende Bank, eine charmante Hommage an legendäre Volksautos vergangener Zeiten. Luxusspielereien? Fehlanzeige.

Dafür gibt es ein zentrales Display, das die wichtigsten Infos fast wie ein Head-up-Display einblendet.

Ein magnetischer Smartphone-Halter verwandelt euer Handy in Infotainment-Zentrale, Autoschlüssel und Navigationssystem in einem.

Und ein Bluetooth-Lautsprecher macht es zum Soundsystem.

Wer es individueller mag, kann mit dem modularen You-Clip-System Halterungen, Ablagen oder Lampen dort anbringen, wo sie gebraucht werden. Es ist ein bisschen wie Tetris im Auto, nur praktischer.

Stauraum: Waschmaschinen willkommen

Auch beim Thema Gepäck zeigt der Hipster erstaunliche Talente. Mit aufgestellter Rückbank passen 70 Liter ins Heck, mit umgeklappter Rücksitzlehne wächst der Stauraum auf satte 500 Liter. Das reicht laut Dacia sogar für eine Waschmaschine. Bei drei Metern Gesamtlänge klingt das fast nach Hexerei, ist aber schlicht clever gelöst.

Dass die Rückleuchten hinter Glas sitzen, ist kein Design-Gag, sondern Teil der cleveren Gesamtkonstruktion. Hier ist nichts zu viel und nichts zu wenig.

Reduced to the Max oder einfach ein Volksstromer?

Der Hipster zeigt, dass Zukunft nicht automatisch „mehr“ bedeutet. Manchmal ist Zukunft das Ergebnis radikaler Vereinfachung. So wie der Dacia Logan einst die Kompaktklasse aufgemischt hat, könnte der Hipster ein neues Kapitel für die Elektromobilität aufschlagen.

 

Er ist ehrlich, erschwinglich und reduziert auf das, was zählt. „Reduced to the Max“ ist hier kein Marketing-Slogan, sondern Programm. Vielleicht ist der Hipster sogar der erste echte „Volksstromer“. Ein Auto, das Strom nicht zum Luxusgut erklärt, sondern zu einem alltäglichen Begleiter macht.

Spannend wird die Frage, was 2027 tatsächlich auf die Straßen rollt. Kommt eine L6e-Version für Jugendliche ab 15 Jahren mit 45 km/h Spitze? Eine L7e-Variante mit mehr Tempo? Oder wird Dacia tatsächlich eine vollwertige Pkw-Version mit Airbags und allem Drum und Dran bringen?

Egal wie es kommt, fest steht: Der Hipster ist kein Konzept, das man nach der Vorstellung wieder vergisst

Er ist ein Weckruf an die Branche, ein Plädoyer für Vernunft und ein Versprechen an all jene, die sich Elektromobilität bislang nicht leisten konnten.

Wenn Dacia Wort hält, könnte dieser kleine Kerl die große E-Revolution anzetteln und Elektromobilität weiterhin dorthin bringen, wo sie hingehört: mitten ins Leben. Ein Neuwagen zum Gebrauchtwagen-Preis, für all diejenigen die Zuhause oder beim Arbeitergeber laden können, der perfekte Zweitwagen, der für viele zum Erstfahrzeug mutieren könnte, da man nicht mehr im Alltag benötigt. 

 

Sehr gerne könnt Ihr im nachfolgenden Video auf Oliver Bornemanns YouTube-Kanal einfach elektrisch Euch das Dacia Hipster Konzept anschauen: 


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