Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit
Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung eines Videos von Nico Pliquett mit dem Titel „5 Gründe, warum es Volkswagen schlecht geht“
Der Absatz von E-Autos steigt, aber nicht bei VW. Warum? Doch zuerst: Nico bezeichnet sich selbst als Tesla-Fanboy, habe aber dennoch ein Problem damit, wenn es der deutschen Autoindustrie schlecht geht, weil deutsche Autos einen guten Ruf haben (hatten) und weil die Industrie für das Land wichtig ist. Das als Disclaimer vorneweg. Nun zu den fünf Gründen, warum es VW schlecht geht:
- Verwässerung der Marke: Was unterscheidet technisch einen VW von einem Audi von einem Cupra von einem Porsche? Die Plattform ist dieselbe. Sie unterscheiden sich nur im Design und im Marketing. Es gibt keinen Vorsprung durch Technik mehr. Preislich gibt es inzwischen bessere Modelle von anderen Herstellern. Das gilt auch für E-Autos.
- Marketing: Das Alleinstellungsmerkmal ist das Marketing. Damit versucht man, hohe Preise zu erzielen, die als Gegenwert ein Gefühl, ein Image bieten sollen. Nur Emotion, kaum Funktion. Tesla differenziert sich dagegen durch Funktion, ist technologisch führend, hat ein Super-Charger-Netzwerk und macht kaum Werbung. VW will einen Gap nur durch Branding schaffen und versucht, das Auto für die Selbstinszenierung der Käufer:innen zu verkaufen, aber nicht mehr durch bessere Funktionen.
- Funktionsumfang: Tesla baut ein sicheres Auto mit allen Airbags, die dafür benötigt werden. Bei VW hingegen muss für den vollständigen Airbagschutz selbst bei Topmodellen ein Aufpreis gezahlt werden. Es gibt serienmäßig auch keine Rückfahrkamera, die jedes Handy für ein paar Euro besitzt.
- Arroganz, das ist meine subjektive Sicht, zugegeben. Tesla wird von deutschen Autoherstellern belächelt, aber die Zulassungszahlen zeigen, dass dies die Kunden nicht tun. In der digitalen Welt wollen die Kundinnen und Kunden ein digitales Auto, das so funktioniert wie ihr Smartphone. Ob es Arroganz oder Ignoranz ist, sei dahingestellt. Vielleicht sind es auch die …
- … verkrusteten Strukturen. Die konzerninternen Strukturen bedienen den Status Quo, Kontrolle scheint wichtiger zu sein als Innovation. Und es wird auf Subventionen gewartet, für Batterieentwicklung, für ein Ladenetz. Dies öffnet ein weites Fenster für die Konkurrenz, für Tesla und die Chinesen, vor allem, was Software angeht. Warum wird bei VW kein IT-Mensch Manager:in? Nein, es kommt darauf an, dass man die alte Welt kennt.
Nico bat im Video um Kommentare, hier drei von Heiko Behrendt:
Drei Beobachtungen, eine persönliche und zwei allgemeine, welche die Punkte von Nico stützen:
- Vor ein paar Jahren blieb unser inzwischen verkaufter VW Polo mit Hirnschaden liegen. Doch wir hatten eine VW-Mobilitätsgarantie. Die bestand daraus, dass uns der VW-Mechaniker freiwillig zu einem hinterletzten Dorfbahnhof fuhr und wir so in drei statt in einer Stunde wieder zuhause waren. Mit einer zweistündigen Bahnfahrt konnten wir dann das Auto wieder abholen. Bei einer Mobilitätsgarantie hatte ich gedacht, auf dem Abschleppwagen steht ein Ersatzauto, aber Fehlanzeige.
- Zum VW-Konzern und anderen deutschen Autokonzernen: Aus meiner Sicht ist die Angst vor den Aktionären der größte Hemmschuh, denn die schauen zu viel auf die Marge. Deshalb gibt es einen Plug-In-Hybrid nur mit großem Motor, gibt es volle Sicherheit nur gegen Aufpreis, werden die Einsparungen durch eine einheitliche Plattform nicht an den Kunden weitergegeben, werden kleine Autotypen gestrichen, weil man mit großen wirklich verdient. Die ausländischen Investoren sind eingestiegen, um die Marge abzuschöpfen, und die würden aussteigen, wenn diese sinkt, die inländischen Investoren fürchten sich vor dem Wandel. Und das Land Niedersachsen, dem 12 Prozent von VW gehört, denkt scheinbar, die Arbeitsplätze seien nur sicher, wenn alles so bleibt, wie es immer war – also in weiten Teilen die Gewerkschafts- bzw. Betriebsratsdenke. Jemand, der angefangen hat, viel zu bewegen, wie Herbert Diess, löst das konzerninterne Immunsystem aus und fliegt raus.
- In Nico’s Video wurde eine Werbung von Audi eingeblendet, die direkt zum Marketing-Aspekt passt, den Nico angesprochen hat. Der Audi-Claim lautete neu „Vorsprung fühlen“, Vorsprung haben ist nicht mehr das Thema.
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- Tesla – Das Yoke in der Praxis
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- Strombock – Wie groß sollte der Akku eines Elektroautos sein?
- Gesellschaft – Ist eine Solaranlage das neue Auto?
- Energiewende – Der Batteriestoff Grafit wird langsam heller
- Energiewende – Eine Baumodenschau für eine leicht bessere Zukunft
- Innovator – “Wir wissen, wie und wo man lädt”
- Interview – “In meinem Kopf schwirren noch viele weitere Ideen…”
- E-Auto Motorsport – E-Trackday am Hockenheimring
- Reisebericht – Reise durch Island
- Fanboy – Gabor Reiter: Der Tesla Semi