Mit einer erneuten Erhöhung der Dividenden zeigt die Mercedes-Benz AG auf ihrer Hauptaktionärsversammlung, dass sie hochprofitabel arbeitet – mitten in Zeiten von Lieferschwierigkeiten durch Ersatzteilmangel und der Transformation der Automobilwirtschaft. Dabei konzentriert sich der Konzern vor allem auf die Produktion besonders margenträchtiger Luxusfahrzeuge. Doch statt besonders große, schwere und oft übermotorisierte Fahrzeuge zu bauen, sollte der Konzern in die Entwicklung von kleinen, leichten, ressourcen- und energieeffizienten Fahrzeugen investieren. „Beim aktuellen Portfolio gibt es erheblichen Verbesserungsbedarf”, erklärt Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Mitglied im Vorstand des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „Die Art der angebotenen Modelle von Mercedes konserviert Fahrzeugkonzepte der Vergangenheit und zeigt nicht den Weg in eine ressourcen- und energiesparende Mobilität der Zukunft.”
Zwar wurde mittlerweile ein Enddatum für den Verbrenner genannt und damit der Weg zu einem reinen Elektrokonzern eingeschlagen, doch das allein reicht nicht aus. Hilgenberg: „Große Limousinen und SUV sind kein ‚nachhaltiger Luxus’, weder als reine Verbrenner noch als Plug-in-Hybride oder als E-Auto. Sie sind das Gegenteil von Nachhaltigkeit, sie sind Ressourcenverschwender.” Statt sich am ressourcenintensiven Wettlauf um die höchste Reichweite beim E-Auto zu beteiligen, müssen neue Entwicklungen bei der Batterietechnologie dazu genutzt werden, Energie- und Ressourceneinsatz bei der Herstellung der Batterien zu minimieren. „Ein solch ökologischer Ehrgeiz würde den Stuttgartern gut zu Gesicht stehen”, so der BUND-Experte.
Seit dem 1. April 2022 muss die Mercedes-Benz AG, wie alle anderen Konzerne auch, die Realverbräuche ihrer in Europa verkauften Pkw an die EU-Kommission übermitteln. „Eine gute Entwicklung, denn über viele Jahre wurden die Autos auf die offiziellen Prüfverfahren optimiert und die durch massive Lobbyarbeit der Autokonzerne selbst geschaffene Grauzone maximal ausgenutzt”, so der BUND-Mobilitätsexperte. Die Folge davon: Eine hohe Differenz zwischen offiziellem Verbrauch und dem damit zusammenhängenden CO2-Wert und den realen Werten beim Betrieb auf der Straße, insbesondere bei Plug-in-Hybriden. „Mit dem Schönrechnen der Verbrauchswerte muss Schluss sein. Wir fordern Mercedes-Benz auf, den Käuferinnen und Käufern reinen Wein einzuschenken. Wer ein neues Auto kauft, hat es verdient zu erfahren, was dieses Auto tatsächlich verbraucht*.”
Dass es Mercedes wirtschaftlich aktuell so gut geht, liegt auch daran, dass der Konzern weiterhin das Instrument der Kurzarbeit für sich nutzt. „Wenn immer wieder Teile der Belegschaft in Kurzarbeit geschickt werden, statt Arbeit besser zu koordinieren, liegt es nahe, dass der Konzern die seit geraumer Zeit mit Steuergeld finanzierte Kurzarbeitsregelung als Instrument zur Gewinnsteigerung ausnutzt”, kritisiert Hilgenberg abschließend.
Weitere Informationen:
*Die Angabe, wie viel Treibstoff ein spezielles Modell tatsächlich verbraucht hat – dargestellt durch die Verbrauchswerte desselben Modells durch andere Verbraucher*innen im Vorjahr – wäre aktuell noch freiwillig und müsste neben der offiziellen Kennzeichnung mit dem Normwert erfolgen. Hier ist der Konzern aufgefordert, über die rechtlichen Vorgaben hinauszugehen um die oft beschworene Transparenz zu gewährleisten.
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