
Ist das der neue Elektro-GTI?

Es gab eine Zeit, da träumten junge Autofans von Golf GTIs, von VR6-Maschinen mit röhrendem Sound und brodelnder Leistung. Heute, in einer Ära, in der der Klang dem Summen von Elektromotoren weicht und der CO₂-Ausstoß zur neuen Motorleistung geworden ist, schickt Volkswagen andere Modelle ins Rennen, so zum Beispiel auch den VW ID.3 GTX Performance. Ein Elektrokompakter mit über 325 PS, Heckantrieb und einem klaren Ziel: die sportliche Lücke im elektrischen Kompaktsegment zu schließen und Oliver Bornemann hatte Gelegenheit das für uns auszuprobieren.

VW ID.3 GTX Performance Design: Understatement mit GTI-DNA

Auf den ersten Blick bleibt der ID.3 GTX Performance dezent. Wer den Unterschied zur Brot-und-Butter-Version sucht, wird vor allem an der überarbeiteten Frontschürze, dem Rautenmuster im Stoßfänger und den markanten Seitenschwellern fündig. Dazu kommt ein Set glänzend schwarzer Akzente, 20-Zoll-Räder mit 235er-Breitreifen und – als dezenter Hinweis auf die Muskeln unter dem Blech – ein schwarzer GTX-Schriftzug an der Seite. Hinten rundet ein sportlicher Spoiler das Gesamtbild ab.

VW ID.3 GTX Performance Technik und Antrieb: Endlich Leistung!
Unter dem Boden steckt das große Akkupaket mit 79 kWh netto (84 kWh brutto), geladen wird einphasig mit bis zu 11 kW AC oder (endlich) mit bis zu 185 kW DC. VW verspricht eine Ladezeit von 10 auf 80 Prozent in nur 26 Minuten. Herzstück des ID.3 GTX Performance ist der Elektromotor an der Hinterachse mit satten 240 kW/ 326 PS und 545 Nm Drehmoment. Das reicht für einen Sprint von 0 auf 100 in 5,6 Sekunden! GPS-gemessen waren es im Test 5,85 Sekunden und auch die Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h kann man erreichen, aber anschließend keine Verbrauchsrekorde mehr einfahren. Damit ist der ID.3 nicht nur der schnellste Stromer unter den Kompakten von VW, sondern endlich auch einer mit echter sportlicher Ambition.

VW ID.3 GTX Performance Innenraum: Aufgewertet und (fast) fehlerfrei


Im Innenraum zeigt sich, dass VW die Kritik an früheren ID-Modellen gehört hat. Weiche Materialien, GTX-typische rote Ziernähte, hochwertig wirkende Sitze mit Alcantara-Anmutung. Das alles wirkt stimmig! Besonders lobenswert: Isofix auf dem Beifahrersitz und gegen Aufpreis von aktuell 990 Euro ein großes Panoramadach mit manuellem Rollo. Weniger schön: Klavierlack in rauen Mengen, ein Rückfahrkamerabild aus der 480p-Hölle und nach wie vor kein Frunk, schade bei einem Kompaktstromer dieser Klasse.

Dafür punktet das Infotainment mit neuem System, verbessertem AR-Head-up-Display, sofern man das aufpreispflichtige Paket geordert hat sowie einer spürbar schnelleren, modernen Software. Auch wenn der Sprachassistent „Ida“ manchmal nicht weiß, wo München liegt, überzeugt die Ladeplanung mit prädiktiver Navigation, SOC-Einstellungen und Ladezeit-Prognosen. Nur die Filterung nach Ladesäulenanbietern bleibt umständlich.

VW ID.3 GTX Performance Fahrdynamik: Straff, direkt, griffig
Der ID.3 GTX Performance liegt satt auf der Straße. Das DCC-Fahrwerk (adaptiv) lässt sich in mehreren Stufen anpassen: von komfortabel bis bretthart. Auf kurvigen Landstraßen überzeugt das Setup durch seine Direktheit, das straffe Chassis und die nahezu perfekte Traktion. Hier merkt man: Das ist kein Gimmick-Stromer, das ist ernst gemeinte Fahrfreude. Der kompakte Wendekreis von 10,5 Meter macht ihn zudem auch in der Stadt zu einem agilen Begleiter. Nur die Trommelbremse an der angetriebenen Hinterachse will einfach nicht zur Performance-Ausrichtung passen, selbst mit gutem Willen nicht. Aus ökologischen Gesichtspunkten hingegen kann man diese verschmerzen, gelten Trommelbremsen doch als langlebiger und wartungsärmer.

VW ID.3 GTX Performance Reichweite, Verbrauch, Alltag
Im Test auf Landstraße und durch Ortschaften lag der Verbrauch bei rund 18,3 kWh/100 km, bei sportlicher Fahrweise wohlgemerkt. Das ist nicht rekordverdächtig, aber absolut im Rahmen. Im Alltag dürften, bei zurückhaltendem Gasfuß, realistische 400 Kilometer Reichweite drin sein. Der Kofferraum fasst ordentliche 385 Liter, bei umgeklappter Rückbank 1.267 Liter. Das ist ausreichend für Familien, City-Hopper oder sportlich gestimmte Pendler. Eine Anhängerkupplung? Fehlanzeige! Dem GTX Performance mangelt es an Zugkraft, immerhin gibt es optional eine Möglichkeit eine Kupplung für einen Fahrradträger zu installieren, die maximale Stützlast wird laut Fahrzeugschein mit 66 kg angegeben, im Konfigurator mit 75 kg.


VW ID.3 GTX Performance: Elektroauto für Fahrer, nicht für Rechner
Der VW ID.3 GTX Performance ist kein Blender sondern ein echter, kompakter Fahrspaßgarant für die neue, elektrische Zeit. Er ist nicht perfekt (Rückfahrkamera, Trommelbremse, kein Frunk) aber er ist konsequent besser als alles, was VW bisher unter dem ID-Label auf die Straße gestellt hat. Für rund 50-55.000 € muss man ihn mögen oder clever leasen. Und wer lieber „etwas mehr Show“ möchte, greift zum Cupra Born VZ. Aber wer GTI-Gene im Herzen trägt und bereit ist, das Röhren gegen das Surren zu tauschen, bekommt hier einen der derzeit besten Kompaktsportler mit Stecker.
Auf Oliver Bornemanns YouTube Kanal einfach elektrisch habt Ihr die Möglichkeit weitere Informationen & Erlebnisse mit dem VW ID.3 GTX Perfomance zu erleben, nachfolgend verlinken wir Euch sein Video:
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