E-Autos vs. Bus und Bahn – Individualmobilität oder öffentliche Verkehrsmittel?

“E-Autos vs. Bus und Bahn – Individualmobilität oder öffentliche Verkehrsmittel?” Eigentlich muss das kein Widerspruch sein. Das zeigte auch die 11. Ausgabe des T&Etalks. Ganz so kontrovers, wie man es bei den eingeladenen Gästen vielleicht hätte annehmen können, verlief die Diskussion nämlich nicht.

Jörg Bergstedt – (Verkehrswende-)Aktivist und Autor, unter anderem Co-Autor des „Aktionsbuch Verkehrswende. Acker, Wiese & Wald statt Asphalt“ – eröffnete den Talk mit der These, Elektroautos seien zwar nicht schlechter als Verbrenner, für eine Verkehrswende müsse aber vor allem der Pkw-Individualverkehr stark reduziert werden.

Christoph Krachten – Wissenschaftsjournalist, YouTuber und Autor von Tesla oder: Wie Elon Musk die Elektromobilität revolutioniert – hat für das Verkehrssystem der Zukunft einen Mix der unterschiedlichsten Verkehrsmittel im Auge: Busse als das Energie-effizienteste Mittel und die Bahn müssten besser ausgelastet werden. Er geht aber davon aus, dass Autos auch künftig gebraucht werden. Auf dem Land könnten etwa Modelle wie Carsharing Einzug halten oder kleine, autonom fahrende Sammelautos Leute abholen.

Volker Quaschning – Ingenieurwissenschaftler, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, YouTuber und Podcaster – wies auf die Dringlichkeit der Klimaziele hin. Um sie zu erreichen, müsste man jetzt schon hunderte Bahntrassen planen und das Schienennetz mehr als verdoppeln. Das sei im notwendigen Zeitraum von 20 Jahren nicht zu schaffen. Man müsse also mit dem bestehendem Verkehrssystem erst einmal klarkommen. Für die Bewältigung der Klimakrise sei es wichtiger, auf Null CO2 zu kommen, als keine Autos zu fahren. Er fordert dennoch, Verbrenner sofort zu verbieten und die Anzahl der Autos in 15 Jahren zu halbieren, verwies aber auch auf die geringe Akzeptanz in Deutschland, das Auto „wegzunehmen“. So schaffe er es, 8 von 10 Personen für Elektromobilität zu überzeugen, aber vielleicht eine halbe, auf das Lastenfahrrad umzusteigen. Auch im weiteren Verlauf des Talks war eines der Themen, wie schwer es ist, Menschen für andere Fortbewegungsmittel zu begeistern.

Jörg Bergstedt verwies darauf, dass es gar nicht so zeitaufwändig sein müsse: so könnten etwa Straßenbahnen und Busse relativ schnell ausgebaut werden. Den Autos Platz und Straßen wegnehmen und Fahrrädern zu geben, koste fast nichts. Er plädierte dafür, die vorhandene Infrastruktur umzuverteilen. Wir bräuchten keine Verbotsdebatte. Nicht aufgrund besserer Einsicht und Appelle, sei ein Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu erreichen, sondern durch bessere Bedingungen für andere Verkehrsmittel als Autos. Er verwies auf verschiedene Beispiele, die zeigen, dass etwa bei guten Fahrradwegen mehr Leute Fahrrad fahren, bei kostenlosem ÖPNV dieser erheblich mehr genutzt werde usw. Einig waren sich Bergstedt und Quaschning auch in der Forderung, die Verkehrsbetriebe zu re-kommunalisieren und den Verkehr nach einer bedürftnisorientierte statt gewinnorientierte Planung auszurichten.

Wieviele der Zuschauer des T&Etalks würden ihr Auto abschaffen, wenn das Angebot an Radwegen und ÖPNV besser wäre? Diese Frage stellten die Moderatoren Antonino Zeidler und David Reich an die Live-Chats auf YouTube und Twitch. Die Antwort gibt es im Video:

Der ganze T&Etalk: E-Autos vs. Bus und Bahn – Individualmobilität oder öffentliche Verkehrsmittel?

https://www.youtube.com/watch?v=mWV4lUpXu00

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