E-Motor: Warum sind E-Autos eigentlich so flott?

Tesla Model Y Motor, fotografiert in der Gigafactory Berlin-Brandenburg. Foto: Timo Schadt

Elektroautos sind äußerst dynamisch, bewegen sich elegant, vornehm leise, leistungsstark und höchst agil. So enden die meisten elektrischen Probefahrten von Neulingen mit einem breiten Grinsen, selbst wenn das getestete eMobil kein Tesla ist. Das hat sich in der Bevölkerung mittlerweile herumgesprochen, was zu Recht einen Ruf von spürbarer Sportlichkeit erzeugt hat.

 

Historie


Dieses Image hatte das Elektroauto nicht schon immer und war lange Zeit geprägt von Verzicht, Rückschritt und Trägheit. Das hatte auch seinen Grund, basierten Fahrzeuge der 90er Jahre wie der Golf 1 Citystromer oder der Renault Clio Electrique auf Blei-Gel bzw. Nickel-Cadmium Batterien. Das machte sie schwer, bot wenig Reichweite und begrenzte somit auch die abrufbare Leistung zugunsten möglichst geringem Verbrauch. Dennoch kamen diese Modelle kaum 100 km weit und fuhren sich mit 21 kW Leistung entsprechend langsam. Diesen Eindruck schaffte auch 2012 der Renault Twizy erstmal nicht wesentlich zu verbessern, ein Fahrzeug weitgehend aus Kunststoff, mit zwei Sitzen und ohne Fenster oder gar Türen offen konstruiert.


Heute

Seit dem Ende der 10er Jahre des 21. Jahrhunderts geht die Kurve des Fahrspaßes im Elektroauto in allen Klassen steil nach oben. Die moderne Lithium-Ionen-Batterie bietet dank immer weiter steigender Energiedichte eine solide Reichweite, beeindruckende Schnellladefähigkeit und macht damit den Weg für Elektromotoren mit üppigem Drehmoment und satten Leistungswerten jenseits der 150 kW frei. Einem Wert, den in den 90er Jahren nicht mal ein Golf GTI erreicht hat und heute in jeder städtischen Elektro-Familienkutsche zu finden ist. So bietet der Basis ID.3 von Volkswagen 150 kW Leistung, ein aktueller Benziner Golf startet mit nur 90 kW.
Drehmoment-Orgie
Strom fließt sehr schnell, sogar extrem schnell! Wie lange dauert es vom Betätigen des Lichtschalters, bis ein Raum hell erleuchtet ist? Es dauert gar nicht, nicht mal einen Augenblick! Das Licht ist „sofort“ da und so ist es auch im Elektromotor. Der Druck auf das Strompedal erzeugt den Vortrieb ohne den Hauch einer merklichen Verzögerung. So schnell kann kein konventionelles Auto mit Verbrennungsmotor Sprit aus dem Tank pumpen, ein Luft-Gas-Gemisch erzeugen, mechanische Kolben eine Kompression aufbauen und das Gemisch dann über einen Funken entzünden. Bei dieser Explosion wird aus 100 Prozent Energie etwa 20 Prozent Bewegungsenergie erzeugt, die anderen 80 Prozent sind Reibungsverluste und vor allem Hitze.
Ein Elektromotor ist mit deutlich über 90 Prozent Wirkungsgrad ein Effizienzwunder. Er kann auch auf kleinem Bauraum ein enormes Drehmoment erzeugen – die Magnetkraft macht es möglich! Wer schon mal versucht hat, mit den Händen die gleichen Pole von zwei Magneten zusammenzubringen, weiß, dass das selbst bei sehr kleinen Magneten extrem schwierig ist. Diese Kraft kann ein Elektroauto in jeder Lebenslage sofort entfalten, auch aus dem kompletten Stillstand. Es benötigt dazu keine spezifische Drehzahl wie beim Otto-Motor und wird eigentlich nur durch den exponentiell steigenden Luftwiderstand gehemmt.

 

Verbrennermotor. Foto: Timo Schadt

Schaltpausen

Elektroautos legen bei Beschleunigungsorgien keine Pause ein. Es gibt schlicht nichts, was dabei in der mechanischen Kraftübertragung vom Motor zu den Rädern verändert werden müsste. Schaltgetriebe gehören also der Vergangenheit an, ebenso Automatikgetriebe, bei denen nur die Schaltaktivierung wegfällt, der eigentliche Schaltvorgang jedoch immer noch – automatisiert – stattfinden muss. Auch wenn es Fahrzeuge gibt, die mit technischer Finesse und großem Aufwand den nächsten Gangwechsel vorausahnen, bleibt die Einfachheit des Elektroantriebes ein enormer Vorteil. Das wissen besonders diejenigen, die schon mal eine hohe Rechnung bezahlen mussten, weil es ein Problem mit einem DSG-Getriebe gab. Ein Elektroauto hat nur ein Ein-Gang-Umsetzungsgetriebe, um die Motor-Drehzahl auf die Raddrehzahl umzusetzen, schalten muss dort aber nichts. Mit diesem Gang lässt es sich vom Stand über Schrittgeschwindigkeit bis hin zu 250 km/h (oder mehr) fahren.

Fazit


Ein Formel 1 Rennwagen beschleunigt aus dem Stand in 2,5 Sekunden auf 100 km/h. Ein Tesla Model 3 Performance benötigt mit 3,3 Sekunden nur unwesentlich länger. Die Endgeschwindigkeit liegt bei 261 km/h und das bei einem Fahrzeugpreis von 61.990 Euro, was wirklich ein Schnäppchen ist, verglichen mit den 3-4 Millionen Euro für ein F1-Auto. Auch wenn diese Gegenüberstellung natürlich vollkommen absurd ist, zeigt sie aber, wie überlegen die elektrische Antriebsform schon vom Prinzip her ist. Dabei ist der Elektromotor kaum größer als ein handelsüblicher Wasserkocher, wiegt nur einen Bruchteil eines Diesel-Motors und beinhaltet nur ein einziges bewegliches Teil. Weniger Bauteile, weniger Gewicht, bessere Leistung und preiswertere Herstellung. Das hilft nicht nur dem Fahrspaß, sondern schont auch Ressourcen – lasst uns zusammen die Welt retten!

 

ANTONINO ZEIDLER betreibt auf DANZEI.de den DANZEI-Blog und den YouTube-Kanal buzzingDANZEI. Er ist seit über acht Jahren dem Thema Elektroauto verfallen und engagiert sich aktiv in verschiedenen sozialen Medien für die Elektromobilität und Energiewende. Zuerst sammelte er mit dem Elektro-Smart, dann mit dem Renault Zoe, dann mit dem Tesla Model S 75D und jetzt mit einem Model 3, Erfahrungen im Alltag und auf regelmäßigen Roadtrips. Von Beginn an ist es seine Passion, bei seinen Zuschauern und Lesern die Lust am Elektroauto zu wecken und zu demonstrieren, wie viel Freude das elektrische Fahren bereiten kann. In der Kolumne Elektroautoguru teilt er seine Recherchen und Erfahrungen zu den Grundlagen der Elektromobilität und freut sich übers Mitmachen.

 


Der Artikel entstammt der 14. Ausgabe des T&Emagazin, die ab dem 1. April 2022 zu haben ist, mit spannenden Themen rund um E-Mobilität, Tesla und regenerative Energien.

Die Zeitschrift hat 68 Seiten, prall gefüllt mit Berichten zu Themen der Elektromobilität und zu regenerativen Energien. Das Magazin hat eine Leimbindung und ist dadurch noch schicker geworden.

Ein Exemplar der Ausgabe 14 kann gegen Versandkostenübernahme hier bestellt werden.

5 Exemplare10 Exemplare und 20 Exemplare zum Weiterverteilen zu geringen Mehrkosten.

Zu den Inhalten aller vorherigen, älteren Ausgaben geht es hier.

 

 

 

 

Inhalt der 14. Ausgabe:

  • Leser-Reaktionen
  • Editorial – Ein wirkliches Privileg
  • Tesla Welt – News des Quartals
  • Tesla – Eröffnung & Delivery Event Gigafactory Grünheide
  • Rede von Elon Musk
  • Tesla – Interview mit Jörg Steinbach
  • Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
  • Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)
  • S3XY CARS Community – Alles zum großen E-Auto Event
  • Elektroauto Guru – Warum sind E-Autos eigentlich so flott?
  • Elektromobilität – WLTP-Reichweitenschwindel
  • Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests
  • Veranstaltungen – Saus & Schmaus Brandenburg electric
  • Innovator – 6.000 Hände an Franz Liebmanns Lenkrad
  • Klimaschutz – Elektromobile Bahnerfahrungen
  • Klimaschutz – Wie umweltfreundlich ist die Bahn eigentlich?
  • T&Etalk – Rückblick: Ökostrom selber erzeugen & vermarkten
  • T&Etalk – Rückblick: Kostenlos Tesla fahren! – ist das verwerflich?
  • T&Etalk – Ausblick: Aktien zu E-Mobilität & Energie
  • T&Etalk – Ausblick: E-Fahrzeug Design
  • Klimaschutz – Gefährdet Tesla die Wasserversorgung?
  • Klimaschutz – Prof. Quaschning: Putins Krieg und unser Öl und Gas
  • Klimaschutz – Erfahrungsbericht PV, Wärmepumpe & E-Auto
  • Zukunftstrends – Trends formen unsere Welt
  • Wirtschaft – Interview mit Presse-Großhändler Carsten Müller
  • Technophilosoph – Dr. Mario Herger zu Lügen der Autokonzerne
  • Wirtschaft – E-Flugzeug: Die leise Revolution am Himmel
  • Reisebericht – Über die Alpen mit Model X und Wohnwagen
  • Reisebericht – Alles für die Katz: Harus Abenteuer im Tesla
  • Fanboy – Gabor Reiter: E-Mobilität in Deutschland
  • … und einiges mehr
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Ein Gedanke zu „E-Motor: Warum sind E-Autos eigentlich so flott?

  1. “nur durch den exponentiell steigenden Luftwiderstand gehemmt.”

    Die Luftwiderstandskraft steigt quadratisch, nicht exponentiell. Ich hatte gehofft, dass dank Corona endlich zwischen Potenz- und Exponentialfunktionen unterschieden wird.

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