Einstürzende Lügengebäude: Autokonzerne über Tesla

Keine Sorge: es soll zwar um Lügen gehen, jedoch nicht um Russland und das Putin-Regime. Stattdessen geht es um Tesla und Meinungen aus Expertenkreisen und dem Volksmund: „Tesla geht ohnehin bald Pleite!“, „Tesla muss erst mal zeigen, dass sie ein Auto in Massen produzieren können!“, „Tesla muss erst mal Gewinn machen!“. „Tesla muss erst mal…“ sind Standardsprüche, mit denen sich deutsche Automobilexperten das „Problem Tesla“ gern kleinredeten.

Ein Manager eines deutschen Herstellers sagte mir 2019, einige Wochen nach einem Vortrag vor dem versammelten Team, dass vor allem eine Aussage von mir nachher beim Kaffee am intensivsten diskutiert worden war: „Der Albtraum Tesla wird nicht verschwinden!“ Bis dahin hatte scheinbar immer noch eine große Zahl der Anwesenden den kalifornischen Konkurrenten als temporäre Erscheinung betrachtet, der bald verglühen würde.
Mit den nun vorliegenden Jahreszahlen von 2021 ist aber das Lügengebäude eingestürzt und die Panik ausgebrochen. Mit einem Jahresgewinn von $5,5 Milliarden (€5,3 Milliarden) bei einem Umsatz von $53,8 Milliarden (€48,6 Milliarden) hat Tesla alle seit 2009 angehäuften Verluste wettgemacht. Nicht nur das: die erhaltenen Emissionskredite reduzierten sich von $1,58 Milliarden im Jahr 2020 auf $1,46 Milliarden. Das bedeutet, dass Tesla immer noch vier Milliarden Dollar an Gewinn mit dem Verkauf von Elektroautos gemacht hat. Von wegen „mit Elektroautos verdient keiner Geld“, wie es uns so oft Vorstände deutscher Hersteller weismachen wollen.


Produktionssteigerung trotz Chipkrise


Angesichts eines durchschnittlichen jährlichen Wachstums von 69 Prozent, das Tesla seit Jahren vorlegt, könnte 2022 Tesla mit den Produktionszahlen von Daimler und BMW gleichziehen. Bis zu 1,8 Millionen Autos könnte Tesla 2022 produzieren und ausliefern. Allein bei den bestehenden Gigafactories in Fremont und Shanghai wird eine Steigerung von 50 Prozent erwartet, die 2021 zusammen 930.422 Autos produzierten. Und nun haben auch die beiden niegelnagelneuen Gigafactories in Berlin-Grünheide und Austin die Betriebsgenehmigung erhalten. Deren volle Kapazität von jeweils einer halben Million Autos pro Jahr wird erst Ende 2023 erreicht werden, aber 1,8 Millionen Autos für 2022 aus allen vier Fabriken ist durchaus realistisch.
Während VW, Daimler und BMW dank der Chipkrise, anderen Zulieferproblemen und wegen des Kriegs in der Ukraine erneut vorübergehend Fabriken schließen und die E-Autoproduktion stoppen mussten, prescht Tesla voran. So zählten Tesla Model 3 und Y bereits jetzt schon zu den populärsten Elektroautomodellen; mit der Brandenburger Gigafactory sind die Flutschleusen nun geöffnet worden.


Die Wirkung der Giga Berlin-Brandenburg


Zuerst mal werden die Zulassungszahlen von reinen Elektroautos ansteigen. Waren bei den Neuzulassungen im Jahr 2019 erst 2,8 Prozent der Fahrzeuge rein batterieelektrisch, waren es 2020 bereits 8 Prozent. Im Dezember 2021 lag der Anteil bei 21,7 Prozent. Mit solchem Wachstum wird der Anteil an Neuzulassungen bald um die 40 Prozent liegen und um April oder Mai 2023 werden batterieelektrische Autos die Mehrzahl stellen.
Das würde für viele Hersteller Stand jetzt nichts Gutes bedeuten. Sie verdienen aktuell kein Geld mit dem Verkauf von Elektroautos, geschweige denn bei deren Service. Diese müssen durch die Verkäufe von Verbrennungskraftfahrzeugen quersubventioniert werden. Die Verluste pro verkauftem Auto sind dabei signifikant: So verliert General Motors bis zu $9.000 pro verkauftem Chevrolet Bolt (Opel Ampera), Fiat verliert $5.000 pro elektrischem Fiat 500. Fallen nun die Erlöse aus den Verkäufen von Verbrennern weg, weil vor allem Elektroautos verkauft werden, dann bleibt nicht mehr viel Geld übrig, um Elektroautos zu subventionieren und in die notwendigen Elektroautofabriken zu investieren.
Tesla arbeitet ständig an Verbesserungen in der Produktion, wie beispielsweise der Gigapresse, die ähnlich einem Matchbox-Auto viele Einzelteile auf wenige große Gussteile reduziert. Dadurch werden Kosten und benötigte Arbeitszeit deutlich verringert, was für Tesla in einer Marge von 14,6 Prozent resultiert. Das ist doppelt so hoch wie der Industriedurchschnitt von 6 bis 7,5 Prozent und sogar höher als die Marge von Premiumherstellern wie Mercedes. Tesla erreicht damit eine Preisflexibilität, mit der auf Konkurrenten sofort reagiert werden kann. [….]

 

DR. MARIO HERGER lebt seit 2001 im Silicon Valley. Er forscht nach Technologietrends, verfasst Bücher und hält Vorträge und Workshops zu Themen wie autonome und elektrische Mobilität, künstliche Intelligenz, die digitale Revolution, aber auch das innovative und kreative Mindset und Foresight, um in die Zukunft zu blicken und bessere Entscheidungen zu treffen. Lange Jahre war er bei SAP als Softwareentwickler, Entwicklungsleiter und Technologiestratege beschäftigt. Nun berät er Unternehmen, wie sie den innovativen und entrepreneurischen Spirit aus dem Silicon Valley auf ihre Organisationen übertragen können, um innovativer zu werden, Trends und Tipping Points frühzeitig zu erkennen und diese mitzubestimmen. Er beobachtet auch Signale zu aufkommenden Technologietrends und wie sie die Gesellschaft, Politik oder Beschäftigungssituation beeinflussen.

 

Der restliche Artikel ist in der 14. Ausgabe des T&Emagazin zu finden, die am 1. April 2022 erscheint.


Dieser Beitrag von Dr. Mario Herger entstammt der 14. Ausgabe des T&Emagazin, die ab dem 1. April 2022 zu haben ist, erscheinen weitere spannende Themen rund um E-Mobilität, Tesla und regenerative Energien.

Neu ist: Die Zeitschrift wird fortan 68 Seiten haben. 16 Seiten mehr als bisher, prall gefüllt mit Berichten zu Themen der Elektromobilität und zu regenerativen Energien. Das Magazin wird über eine Leimbindung verfügen und dadurch noch schicker sein. Zudem wurde die Auflage weiter erhöht: 30.000 Exemplare werden diesmal gedruckt.

Ein Exemplar der Ausgabe 14 kann gegen Versandkostenübernahme hier bestellt werden.

5 Exemplare, 10 Exemplare und 20 Exemplare zum Weiterverteilen zu geringen Mehrkosten.

Zu den Inhalten aller vorherigen, älteren Ausgaben geht es hier.

 

 

 

 

Inhalt der 14. Ausgabe:

  • Leser-Reaktionen
  • Editorial – Ein wirkliches Privileg
  • Tesla Welt – News des Quartals
  • Tesla – Eröffnung & Delivery Event Gigafactory Grünheide
  • Rede von Elon Musk
  • Tesla – Interview mit Jörg Steinbach
  • Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
  • Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)
  • S3XY CARS Community – Alles zum großen E-Auto Event
  • Elektroauto Guru – Warum sind E-Autos eigentlich so flott?
  • Elektromobilität – WLTP-Reichweitenschwindel
  • Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests
  • Veranstaltungen – Saus & Schmaus Brandenburg electric
  • Innovator – 6.000 Hände an Franz Liebmanns Lenkrad
  • Klimaschutz – Elektromobile Bahnerfahrungen
  • Klimaschutz – Wie umweltfreundlich ist die Bahn eigentlich?
  • T&Etalk – Rückblick: Ökostrom selber erzeugen & vermarkten
  • T&Etalk – Rückblick: Kostenlos Tesla fahren! – ist das verwerflich?
  • T&Etalk – Ausblick: Aktien zu E-Mobilität & Energie
  • T&Etalk – Ausblick: E-Fahrzeug Design
  • Klimaschutz – Gefährdet Tesla die Wasserversorgung?
  • Klimaschutz – Prof. Quaschning: Putins Krieg und unser Öl und Gas
  • Klimaschutz – Erfahrungsbericht PV, Wärmepumpe & E-Auto
  • Zukunftstrends – Trends formen unsere Welt
  • Wirtschaft – Interview mit Presse-Großhändler Carsten Müller
  • Technophilosoph – Dr. Mario Herger zu Lügen der Autokonzerne
  • Wirtschaft – E-Flugzeug: Die leise Revolution am Himmel
  • Reisebericht – Über die Alpen mit Model X und Wohnwagen
  • Reisebericht – Alles für die Katz: Harus Abenteuer im Tesla
  • Fanboy – Gabor Reiter: E-Mobilität in Deutschland
  • … und einiges mehr
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Ein Gedanke zu „Einstürzende Lügengebäude: Autokonzerne über Tesla

  1. Das mit dem Fiat 500e stimmt nicht mehr. Nur bei dem bis 2019 gebauten 500e legte Fiat pro Fahrzrug ca. 5.000€ drauf. Aber das war ein vom Verbrenner umgebauten eAuto
    Der 500e ab 2020 ist ein komplett neues Modell und ist nicht mehr mit dem noch gebauten “normalen” vergleichbar!
    Mit dem neuen 500e verdient Fiat erstmalig wirklich Geld am eAuto.

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