Smartes Laden zu Hause

Dank integriertem PV-Management in der Tesla-App. Im Folgenden gibt es einen Praxisbericht zur neuen Funktion „Charge on Solar“ für das automatisierte Laden von überschüssigem Sonnenstrom:

Wer einen Tesla als Auto kauft, erhält außer den Schlüsselkarten und der App als Schlüssel und Steuerung auch den einfachen Zugang zum Schnellladenetz der Supercharger (weltweit inzwischen über 50.000). So ähnlich läuft es auch beim Erwerb der Tesla-Energy-Produkte, also WallConnector und dem Powerwall-Speicher. Der wird, inzwischen in der 3. Version, sogar mit integriertem Wechselrichter geliefert. Herzstück ist das Gateway zur Steuerung – die erfolgt in beiden Fällen über die gleiche Tesla-App und ihre zwei Teilbereiche.

Alles in EINER APP

Neu im Tesla-App-System ist seit Februar diesen Jahres die Funktion „Charge on Solar“ – ein großer Schritt vorwärts bei der Verknüpfung des Auto- mit dem Energy-Bereich, wie der folgende Erfahrungsbericht zeigt. Und ein Alleinstellungsmerkmal von Tesla – auch wenn andere Unternehmen wie etwa BMW neben E-Autos ebenfalls Heimspeicher sowie Ladeboxen und dank Kooperation mit E.ON den Connected Home Charging-Service anbieten. Selbst intelligente PV-Systeme wie die von E3DC oder von SMA haben inzwischen ebenfalls das Thema PV-Überschussladen entdeckt und integrieren entsprechende Automatisierungs-Funktionen in ihre Geräte. Ganz zu schweigen von den App-Lösungen diverser Start-Ups wie Clever-PV, die inzwischen smartes PV-Energie-Management auch für Tesla-Technik ermöglichen.

 

Einfach & Automatisch

Dieser Trend ist kein Wunder, denn die (zu) geringen Einspeisentgelte für neuere deutsche PV-Anlagenbesitzer seit den 2020er Jahren sind kein Anreiz mehr eigenproduzierten Solarstrom ins öffentliche Netz einzuspeisen. Die Devise ist nun: maximaler Eigenverbrauch bzw. wertorientierte PV-Strom-Verwendung. Da hilft die Steuerung großer Verbraucher (E-Auto, Wärmepumpe etc.) zusammen mit dem Einsatz von Speichern, und das möglichst ohne große „Basteleien“ und Programmierungen bzw. permanente Steuerung durch den Kunden. Einfach und automatisch soll das Ganze laufen.

Kostenersparnis: Um die neben der Alltagserleichterung auch finanzielle Dimension zu verdeutlichen, ein kurzes Rechenbeispiel, jenseits von DIY für PV-Anlagen. Selbst produzierter PV-Strom aus der eigenen Anlage kostet im Schnitt 10-13 Cent pro KWh. Warum soll man den für 6,8-8,1 Cent pro KWh ins Netz einspeisen? Viel sinnvoller ist doch, den eigenen Sonnenstrom zum Ersatz für Netzstrombezug (für 25-40 Cent pro KWh) zu nutzen, ggf. für Nicht-Sonnen-Stunden zwischenzuspeichern (auch wenn das die eigenen Produktionskosten erhöht) beziehungsweise – noch besser – den für die Hausversorgung nicht benötigten Sonnenstrom direkt in den Akku des Autos zu laden. So spart man sich Ladekosten unterwegs, die aktuell locker zwischen 35 und 85 Cent pro KWh an Schnellladern liegen.

Technik-Voraussetzungen

Und wie geht diese smarte Verwendung von eigenem Solarstrom mit Tesla-Technik? Ganz einfach, auch wenn man bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss.

  • Neben dem entsprechendem Auto (Model S & X ab 2020, Model Y und 3) braucht man auch den Powerwall-Speicher (ab der zweiten Generation) samt Gateway und den WallConnector (ab zweiter Generation) von Tesla.
  • Alle müssen im gleichen WLAN agieren, in der Tesla-App beim Besitzer unter Produkte registriert und eingebunden, also mit dem Smartphone gekoppelt sein.
  • Die entsprechende Software der Tesla-Geräte sollte auf dem aktuellen Stand sein: Fahrzeug ab Version 2023.32, Powerwall ab Version 23.12.10 und App ab Version 4.30.5.
  • Auch muss der entsprechende häusliche Lade-Standort von Fahrzeugen und Energy-Technik festgelegt werden.

Aktivierung

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, steht einer erfolgreichen Erstinstallation nichts mehr im Weg: Bei laufender PV-Anlage Fahrzeug am Ladekabel des WallConnectors einstecken, die drei Punkte oberhalb des Ladebalkens antippen und dort das Solarstromladen anschalten, wenn sowohl im Fahrzeug-Display wie auch in der App (im Auto-Bereich) der Ladevorgang angezeigt wird. Dann erscheinen im grünen Balken zur Anzeige des Ladezustands des Fahrzeug-Akkus zusätzlich zwei gelbe Regelpunkte. Mit denen bestimmst du, zwischen welchem unteren und oberen Ladezustand das ausschließliche Sonnenstrom-Überschuss-Laden erfolgen soll, also 30-80% oder 40-90% oder … Das ist auch während des Ladevorgangs jederzeit durch Antippen änderbar.

 

Dynamisches Regeln

Außerhalb der PV-Überschuß-Ladezone wird bei Tesla mit einem Mix aus Netz-, Speicher- und PV-Strom geladen, den sich das System je nach Verfügbarkeit selbst, mit bis zu 11 KWh am WallConnector zieht. Die Ladestärke (5-16 Ampere) muss man nicht verändern, das wird bei „Charge on Solar“ vom System selbst geregelt. Auch braucht man sich um Schwankungen (etwa beim PV-Ertrag, dem Hausverbrauch etc.) keine Gedanken machen – der PV-Ladestrom wird automatisch angepasst. Geht der PV-Ertrag unter 1,2 KWh, stoppt das Sonnenstromladen, oder wartet bis der entsprechende Mindest-PV-Ertrag wieder anliegt.

Reihenfolgen

Die Prioritäten für das automatische Sonnenstromladen sind bei Tesla auch festgelegt bzw. lassen sich vorab einstellen. Die Deckung des Hausverbrauchs mit Solar geht immer vor und wird durchs Autoladen nicht reduziert. Zugleich wandert immer eine kleine Reserve (100 – 600 Watt) zum Laden in den Speicher als eine Art Umschaltpuffer. Liegt sehr viel überschüssiger Sonnenstrom von der eigenen (größeren) PV-Anlage an (über 11 KWh Überschuss), wird parallel der Speicher zum Auto weiter aufgeladen. Bei zwei angeschlossenen Teslas wird zunächst der zuerst an einen WallConnector eingesteckte geladen, dann der danach angeschlossene. Immerhin lassen sich bis zu vier Ladestationen, und beim Sonnenstromladen bis zu drei Powerwall-Speicher so betreiben.

Eigenverbrauch mit Vorrang

Überhaupt, der Powerwall-Speicher, dessen Befüllung mit Solarstrom erfolgt, immer vor und nach dem Auto-Laden wie bisher und die dort eingestellte Notstromreserve für Stromausfall im Netz (ab 20% aufwärts empfohlen) wird nicht angetastet. Erst wenn das Haus versorgt sowie Auto und Speicher entsprechend der Einstellungen geladen sind, wird der PV-Überschuss ins Netz eingespeist.

Kopplungen beachten

Allerdings sollte man auf bestimmte weitere (Grund-)Einstellungen im Energy-Bereich der Tesla-App achten, da einige Powerwall-Einstellungen mit „Charge on Solar“ gekoppelt sind.
1. Der Betriebsmodus der Powerwall sollte auf „Eigenversorgung“ stehen – das betrifft dann das gesamte System.
2. Nicht ratsam ist „Zeitbasierte Steuerung“, auch wenn ein entsprechender Stromtarif für bestimmte Zeitslots hinterlegt ist. Das ist eher für die Aufladung aus dem Stromnetz für Niedrigpreisphasen vorgesehen und muss für die Powerwall extra von Tesla freigeschaltet werden.
3. Unter ‚Zeitplan‘ im Autoteil der App sollte bei ‚Aufladen‘ kein Ladezeitplan eingestellt oder dieser deaktiviert sein. Oder man schaltet dort auf „Solarladung“ um.
Nur mit diesen drei Grundeinstellungen kann man das optimale Ergebnis von „Charge on Solar“ erzielen.

Fazit Alltagsnutzung

Was zunächst kompliziert klingt, erweist sich unter bestimmten Vor-aussetzungen und mit gewissen Grundeinstellungen im Alltag als völlig unkompliziert. Man fährt seinen Tesla aufs Grundstück, steckt ihn am WallConnector an und alles andere regelt das System automatisch. Den jeweiligen Zustand kann man aktuell in der App, sowohl im Auto wie auch im Energy-Bereich, jederzeit sehen.

Einzige Voraussetzung: Viel Sonne und genügend PV-Module. Falls nötig (man muss doch eher weg und braucht schnell mehr Ladung im Auto) schaltet man von „Charge on Solar“ einfach auf normales (schnelleres) Laden um.

Smartes Netz-Laden

Und für die jetzt anbrechende „traurige PV-Zeit“ (Winterzeit), in der nicht genügend Solarenergie für die Hausversorgung bzw. für das Füllen des Powerwall-Speichers zur Verfügung steht, lohnt sich diese neue Funktion des Tesla-Systems ohnehin nicht. Da bietet Tesla aber auch eine Option für smartes Laden: in der „zeitversetzten Steuerung“ der Powerwall kann man (falls vorhanden) einen speziellen Stromtarif mit Zeiten von hohen, mittleren und niedrigen Strompreisen hinterlegen. Diese Einstellung hilft etwa bei variablen Tarifen wie sie der Stromlieferant Octopus mit GO und HEAT anbietet. Dann profitiert man als Kunde von niedrigen Preisen zu bestimmten Zeiten, in denen dann der Powerwall-Speicher oder der angeschlossene Tesla automatisch aufgeladen werden.

 

Autor: Holger Wenk


Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 24 des T&Emagazins, welches hier bestellbar ist.

Das T&Emagazin 24

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Aus dem Inhalt der 24. Ausgabe:

  • Smartes Laden zu Hause dank integriertem PV-Management in der Tesla-App
  • Ungebremste Euphorie für Tesla – Verrückte Fanboys?
  • Gut gemeint, schlecht gemacht! – Irre Ladestellen-Beschilderung
  • Summen statt Brummen – Wartet die E-LKW-Zukunft um die Ecke?
  • Halbtoter See mitten in Europa – Wenn Wasser nichts kostet, greifen alle zu
  • VW in der Krise – Deutsche Automobil-Industrie am Scheideweg
  • Energiewende auf einem Bierdeckel
  • Leser:innen-Briefe -Neues aus der Teslawelt
  • Die Herausgeber: Tesla Owners Club Helvetia
  • Die Herausgeber: Tesla Fahrer und Freunde e.V.
  • „Ich habe noch einen Tesla in Berlin“ – 10 Jahre Tesla Fahrer und Freunde
  • KRACHT&EN – Der neue Podcast von Christoph Krachten und Timo Schadt
  • Strombock – Antonino Zeidler zur Preisgestaltung von Elektroautos und Flottenemissionsgrenzwertsenkung ab 2025
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