Wir befinden uns in der spannendsten, aufregendsten und gefährlichsten Zeit der Menschheitsgeschichte. Und wir alle haben das gemeinsame Privileg, diese aufregende Zeit gestalten zu dürfen. Es geht um nicht weniger, als den schnellsten und umfassendsten Transformationsprozess, den die Menschheit je gesehen hat. In drei Sektoren müssen wir innerhalb der kommenden 10 bis 15 Jahre auf globaler Ebene alles anders machen als bisher: Ernährung, Energie und Mobilität.
In all diesen drei Themenfeldern geht es eben darum den Ressourcenverbrauch, den Ausstoß an CO2 und vielen anderen umweltfeindlichen Stoffen, drastisch gen Null zu senken. Und das, obwohl wir weltweit betrachtet, jeden Tag circa. 250.000 Menschen mehr auf diesem Planeten haben, als gestern.
Aber wir können das, weil wir das Wissen besitzen und die Technologien beherrschen, die es braucht, um unsere gesamte Ökonomie nachhaltig, klimaneutral und in Form einer Kreislaufwirtschaft zu organisieren. Wir haben kein Wissensproblem, die Technologien die noch besser werden müssen, werden wir besser machen. Wir haben ein reines Handlungsproblem. Vor allem in der Politik, aber auch im Rest der Gesellschaft. Wir alle, Bürgerinnen und Bürger, Unternehmer und Politikerinnen, wir alle könnten viel mehr tun.
Wechsel des Antriebs und des Fahrers
Bei der Mobilität findet in den kommenden 10 Jahren ein dreistufiger Veränderungsprozess statt, der die Grundlagen menschlichen Zusammenlebens radikal umgestaltet. Der nun stattfindende Wechsel des Antriebs, weg von einem ineffzienten und giftigen Verbrennungsmotor, hin zu einem effzienten, leisen, leistungsfähigen, sauberen und langlebigen Elektromotor, ist zwar schon seit Jahrzehnten überfällig, aber am Ende trivial.
Wirklich wichtig ist der zweite Schritt: Wir wechseln nach dem Antrieb den Fahrer.
Nicht mehr Sie oder ich werden in Zukunft ein Fahrzeug steuern, sondern jemand, der das richtig gut kann. Ein Algorithmus, ein Roboter. „Autonomes Fahren mit Level 5“, so nennen das unsere Ingenieure. Das hat erhebliche Vorteile, denn ein Roboter wird nie müde, er liest keine SMS während der Fahrt, trinkt keinen Alkohol und überschreitet auch nie die vorgegebene Geschwindigkeit. Kurz: Er ist halt kein Mensch. Deshalb ist er diszipliniert und hält sich gern an Regeln. Ganz anders als wir.
Wechsel des Eigentümers
Am Tag, an dem diese Technologie auf den Straßen ist, wird automatisch Stufe 3 des Veränderungsprozesses einsetzen. Warum? Weil es einfach logisch ist.
Und Stufe 3 bedeutet, dass wir nun nach dem Antrieb und dem Fahrer, auch den Eigentümer wechseln. Sie werden sich nie mehr ein Auto kaufen! Warum? Weil es keinen Sinn mehr macht, ein Auto zu besitzen, wenn dieses kein Lenkrad hat und alleine fahren kann. Was wollen Sie damit machen? 23,5 Stunden am Tag einsperren? Ein autonom fahrendes Auto? Das ist eine Gelddruckmaschine. Ein Taxi ohne Fahrer. Niemand könnte so blöd sein, ein solches Mobil 95 Prozent der Zeit stehen zu lassen, wie wir es aktuell mit unseren Stehzeugen machen.
Zeitalter der Schwarmmobilität
Nicht mehr Sie oder ich sind in Zukunft Eigentümer von Autos, sondern der Betreiber des Schwarms. Denn im Zeitalter der „Schwarmmobilität“, wie wir es nennen, werden in all unseren Städten und auch im ländlichen Raum, gewaltige Schwärme von autonom fahrenden „Schwarmmobilen“ herumschwärmen und uns allen jederzeit zur Mobilität dienen. Das meint: Von A nach B kommen. Darum geht es nämlich in der Mobilität. Und zwar immer so schnell, komfortabel, sicher, umweltfreundlich, barrierefrei und kostengünstig wie möglich.
Und so effizient wie möglich. Ein Beispiel: Sie wollen von daheim zur Arbeit. Also, kurzer Befehl mit dem Smartphone in der App: „Zur Arbeit – bin allein“. Nach wenigen Sekunden steht da ein kleiner Flitzer mit einem Sitzplatz und bringt Sie zur Arbeit. Sie genießen bei der Fahrt eine Lektüre und steigen entspannt vor ihrem Arbeitsplatz aus. Sie wollen mit der Familie zum Badesee? Das Campingmobil kommt. Mit den Kollegen zur Konferenz in Frankfurt? Kein Problem, im Businessmobil … Sie sind müde oder möchten unterwegs kuscheln? Nehmen Sie das Schlafmobil. Friseurmobile, Spielemobile, Massagemobile, etc… Es werden Räume auf Rädern sein und sie werden uns jederzeit schnell, sicher, komfortabel und preiswert von A nach B bringen. Wir gewinnen durchschnittlich circa 4,5 Jahre an Lebensqualität, weil wir nicht mehr stundenlang hinter diesem albernen Lenkrad hocken werden.
15 Prozent der Fahrzeuge
Circa 15 Prozent der heutigen Stehfahrzeuge werden in der Anzahl reichen, um die gleiche Mobilitätsleistung zu erbringen, wie heute. Warum? Die stehen nie rum. Die fahren fast immer. Das senkt die Mobilitätskosten um circa 80 Prozent für uns alle. Was machen wir bloß mit der ganzen Kohle? Die Unfallzahlen werden mittelfristig um circa 90 Prozent sinken, auch die Zahl der im Straßenverkehr Verletzten und Getöteten. Haben Sie gerne einen Verkehrsunfall?
Suchen Sie gerne einen Parkplatz? Zahlen Sie gerne Tickets oder Knöllchen? Wechseln Sie gerne Reifen? Tanken Sie gerne? Merken Sie was? Wir machen seit Jahrzehnten unfassbar viele Dinge, die wir gar nicht gerne machen. Warum? Weil es noch keine Schwarmmobile gibt und wir deshalb immer noch selber diese Autos besitzen und fahren müssen.
Alles vorbei. Wann? Waymo und einige asiatische Hersteller fahren aktuell in Level 4. Die letzte und schwierigste Stufe muss überwunden werden und dann noch die staatliche Regulatorik. Aber egal, ob es in 2, 4 oder erst in 6 Jahren passiert. Es passiert! Und es wird uns zahlreiche volkswirtschaftliche Vorteile bringen. Unsere Lebensqualität steigt gewaltig. Neben der Tatsache, dass wir Zeit, Geld und Gesundheit gewinnen, gewinnen unsere Städte enorm an Lebensqualität. CO2, NoX, Lärm, Dreck, alles weg: saubere Luft zum Atmen!
Auch weil ÖPNV und Individualverkehr in einem System verschmelzen. In den Schwärmen. Kein Mensch stellt sich noch 15 Minuten hin, um auf einen Dieselbus zu warten, wenn er oder sie per Knopfdruck komfortabel und preiswerter nach Hause kann.
Mehr Freiräume
Und: Wir bekommen Platz. Raum zur Gestaltung. Fast 200.000.000 Pkw Stellplätze gibt es in Deutschland. Vor jedem Supermarkt, beim Kino, im Gewerbegebiet, in jeder Straße. 95 Prozent davon werden frei. Frei für Gestaltung, sozialen Wohnungsbau, Spielplätze, Grünflächen, Fahrradwege, etc… Denken Sie sich für 10 Sekunden Ihren Heimatort ohne Stehzeuge… Unglaublich, oder?
Und was machen die Dinger immer dann, wenn mal nur wenige Leute von A nach B wollen, also außerhalb der Rushhour? Ganz einfach: Pakete von A nach B bringen. All die Güter, die Sie und ich bei Amazon und Co. jeden Tag bestellen. Wenn Sie Ihre regelmäßige Tour am Abend von der Arbeit nach Hause machen, dann liegen die Pakete vermutlich schon für Sie im Fahrzeug bereit. Das nennt man Ressourceneffizienz.
Freuen Sie sich auf unsere gemeinsa- me Zukunft im Zeitalter der „Schwarmmobilität“
Jörg Heynkes ist Unternehmer, Speaker und Autor von „Zukunft 4.1 – Warum wir die Welt nur digital retten, oder gar nicht“. Der gelernte Industrie- und Werbefotograf machte sich im Alter von 23 Jahren selbstständig – und entwickelte sich sehr schnell weiter. So gründete er das Wuppertaler Energienetzwerk VillaMedia, ist Vizepräsident der Bergischen IHK und Immobilienentwickler, engagiert sich ehrenamtlich am Projekt „Klimaquartier Arrenberg“ und entwickelt mit einer seiner Firmen die Software zum Betrieb von humanoiden Robotern wie Pepper. Bei seinen Vorträgen ist Pepper stets an seiner Seite. Er provoziert, ist radikal und unbequem – weil er ungemütliche Fragen stellt, auch an sich selbst.
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Die Themen der Ausgabe 11 des T&Emagazin:
- Interview mit Brandenburgs Wirtschaftsminister Steinbach zur Gigafactory Grünheide – von David Reich
- Tesla Zwei-Faktor-Authentifizierung – von Henning Frey
- Smart Home-Anwendungen – von Mike Boch
- Neue Tesla Wandladestation – von Oliver Fritsch
- Tesla Welt – News des Quartals – von David Reich
- Deutschlands jüngste Tesla-Fahrerin im Interview
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