Ist Tesla nun vor dem Aus?

Ein Kommentar zur Preispolitik von Tesla und zur Nachrichtenqualität des ZDF

Am Folgetag der Tesla Verkündung, nunmehr das Model 3 für 35.000 Dollar abliefern zu können und zudem die Preise seiner Model S und X massiv senkte, schaffte es das Unternehmen auch ins ZDF-heute journal. In der Meldung davor war es um die gescheiterte Dieselprämien-Initiative der Bundesregierung gegangen. Also eine gute Antwort, möchte man glauben.

Doch dann kam die, hier vollständig wiedergegebene Meldung: „Der Elektroautobauer Tesla will seine Fahrzeuge nunmehr nur noch im Internet verkaufen. Aus Kostengründen werde man die meisten Läden schließen und den Werkstattservice mobil anbieten, damit werde es möglich, den Einsteigerpreis für das Model 3 auf 35.000 Dollar zu senken. Tesla kämpft schon länger mit Produktionsproblemen, hohen Kosten und schlechten Zahlen.“

och dann kam die folgend vollständig abgedruckte Meldung: „Der Elektroautobauer Tesla will seine Fahrzeuge nunmehr nur noch im Internet verkaufen. Aus Kostengründen werde man die meisten Läden schließen und den Werkstattservice mobil anbieten, damit werde es möglich, den Einsteigerpreis für das Model 3 auf 35.000 Dollar zu senken. Tesla kämpft schon länger mit Produktionsproblemen, hohen Kosten und schlechten Zahlen.“

Was will die beliebte ZDF-Nachrichtensendung seinen Zuschauern damit sagen? Die Realität sieht sicherlich ganz anders aus: Die Produktionszahlen sind in den vergangenen Monaten massiv angestiegen. Hohe Kosten haben Tesla nicht dazu motiviert, die Kaufpreise seiner Fahrzeuge deutlich niedriger anzusetzen. Wäre es so, wie das ZDF behauptet, wären diese sicherlich nicht um teils fünfstellige Beträge gesenkt worden. Auch mit schlechten Zahlen konnte Tesla, zumindest bei seinen letzten beiden Quartalszahlen, irgendwie nicht aufwarten. Zudem suggeriert das heute journal, Tesla werde zukünftig ausschließlich einen mobilen Werkstattservice anbieten. Einzig die Entscheidung, dass Tesla aus Einsparungsgründen den Fahrzeugverkauf ins Internet verlagern und deswegen Stores schließen möchte, erfüllt nicht den Charakter einer Falschmeldung.

Geht es Tesla schlecht? Wohl eher nicht! Es ist zwar zutreffend, dass sich der Absatz der Model S und X, im Vergleich zum Senkrechtstart des Model 3, eher bescheiden gibt. Doch waren die beiden Fahrzeugtypen stets etwas für Gutbetuchte und extreme Enthusiasten. Mit den neuen Preisen öffnet Tesla auch diese Fahrzeugklasse einer breiteren Bevölkerung. Wer dem entgegnet, dass der Einstiegspreis eines Model S ja immer noch mit 81.000 Euro recht hoch ist und den Käuferkreis einschränkt, dem sei gesagt, dass auch die obere Mittelklasse anderer Hersteller sich durchaus schnell in diesem Preissegment bewegt.

Viel wichtiger, und für manche heutige Tesla-Fahrer auch recht schmerzlich, ist, dass der Preis für Gebrauchte damit teils ganz ordentlich abgefallen ist. Somit kann der Tesla-Fahrer in spe nicht nur das lange angekündigte günstigere Model 3 demnächst kaufen, zu vergleichbaren Preisen sind gebrauchte Model S nun auch noch zu haben. Neuwagenpreise wirken sich nun mal auf die von Gebrauchtwagen aus. Wer einen Tesla nun verkaufen möchte, erzielt dafür weniger Geld, als Tage zuvor.

Insbesondere sind die, die erst vor wenigen Wochen oder Monaten zum Beispiel ein Model S 75D erworben haben, gekniffen und könnten zum ähnlichen Preis heute ein MS 100D bekommen. Dramatisch sind vor allem die Preisabstürze bei den P-Modellen. Sie liegen mit zwischen 40.000 und 50.000 Euro über der Vorstellungskraft der meisten Tesla-Kunden. Hätte man mir vor dem 1. März gesagt, dass ich mal ein neues Model S Ludicrous Performance für 93.300 Euro bei Tesla kaufen könnte, hätte ich das ungläubig abgetan. Doch nun ist dem so.

Ist das ein Grund als Tesla-Fahrer auf das Unternehmen der eigenen Wahl zu schimpfen, nur weil ich seinerzeit verhältnismäßig viel für mein Model S gezahlt habe? Nein. Es war stets kein Geheimnis, dass die Preise höher waren als der Materialwert. Die Preispolitik diente dem Aufbau des Supercharging-Netzes, dem Voranbringen der E-Mobilität im Allgemeinen und der Markteinführung des Model 3 im Besonderen. Nur weil die rein gewinnorientierten OEMs andere Strategien verfolgen und aus ihrer inflexiblen Fließbandproduktion beim Kunden noch das letzte Scheinchen mitnehmen wollen, musste das bei Tesla nicht genauso sein. Den Käufern hätte somit eigentlich klar sein müssen, dass das, was in der Nacht des 28. Februars passierte, kommen musste.

Nur das Ausmaß des Preissturzes ist für alle unfassbar. Also definitiv kein Verzweiflungstat, wie das ZDF seine Zuschauer glauben lassen will.

Wie in den letzten Jahren gewohnt, treibt Tesla weiterhin die Branche voran, hin zur Transformation in Richtung E-Mobilität. Nicht nur der Preis der Tesla-Fahrzeuge ist gefallen, auch der Preis der anderen E-Fahrzeuge. Wetten?

Ja, und auch die Aktie ist gefallen. Doch auch die steht nun vor den lange erwarteten Höhenflügen. Wetten?

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