Tesla in Deutschland am Ende (?)

So lautet das Urteil der Presse und tatsächlich: Teslas Verkaufszahlen in Deutschland sind im ersten Quartal 2025 regelrecht eingebrochen. Laut der European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA) fielen die Neuzulassungen von Tesla-Fahrzeugen in Europa im Februar um 40 % im Vergleich zum Vorjahr, während der Markt für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) um 26 % wuchs. In Deutschland war der Rückgang besonders krass: Hier sanken die Verkäufe im Februar um 76,3 %, obwohl der gesamte Elektroautomarkt um 31 % zulegte. Teslas Marktanteil in der EU schrumpfte in den ersten zwei Monaten auf nur 1,1 %, mit einem Rückgang der Neuzulassungen um 49 % auf 19.046 Einheiten.

Neue Model Y vor der Tesla-Gigafactory in Grünheide. Foto: Vadim Pelau

Was steckt dahinter? Sind Teslas Modelle tatsächlich veraltet gegenüber der Konkurrenz aus China und Europa, wie man so oft liest? Hat CEO Elon Musks politisches Engagement – insbesondere seine Rolle als Berater von US-Präsident Donald Trump und seine Unterstützung rechter Parteien in Europa – viele Kund:innen vergrault? Es ist verfrüht, die Auswirkungen von Musks politischem Engagement auf die Verkaufszahlen abschließend zu bewerten. Denn bei Tesla geschieht derzeit etwas ganz anderes, das die Zahlen maßgeblich beeinflusst.


Das Unternehmen hat es sowohl 2023 als auch 2024 geschafft, mit dem Model Y das meistverkaufte Auto der Welt zu stellen. Doch nun lief eine der größten Umstellungen in der Geschichte des Unternehmens: Tesla modernisierte im ersten Quartal das Model Y und stellte gleichzeitig die Produktion in allen vier Gigafactories weltweit um – eine logistische und industrielle Herausforderung ersten Ranges.
Im ersten Quartal 2025 mussten dafür alle vier Werke vorübergehend gestoppt werden. Tesla befand sich in einer Phase des Hochfahrens der Produktion. In der Folge wurden deutlich weniger Fahrzeuge gebaut. Hinzu kommt, dass viele Kund:Innen auf die überarbeitete Version des Model Y warteten. Tesla ist es zudem gelungen, zum Ende des vergangenen Quartals das gesamte Lager leerzuverkaufen. Das Unternehmen startete mit einem historisch niedrigen Bestand von nur zwölf Produktionstagen Inventar ins neue Jahr – im Vergleich zu 27 Tagen im Vorquartal. In der Automobilbranche sind hingegen Lagerbestände von 40 bis 100 Tagen keine Seltenheit.


Tesla hatte also faktisch keine Autos mehr, die kurzfristig verkauft werden konnten. Die tatsächlichen markenschädigende Auswirkungen von Elon Musks politischem Auftreten sind somit noch Spekulationen.

Autor: David Reich vom TeslaWelt Podcast

Der Beitrag stammt aus der Ausgabe 26 des T&Emagazins, die am 15. April 2025 erscheint.


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