Neulich hörte ich vom Chef eines Unternehmens: „Armbanduhren sind das angesagte Statussymbol, nicht mehr Autos, aber auch Fitness.“ Was sagt uns das?
Erstens sind Statussymbole für viele Menschen weiter wichtig. Zweitens, dass Statussymbole, die man nicht bis zu einer Feier fährt (das Auto), sondern auch auf der Feier zeigen kann, wichtig sind – sie müssen mit der Person ‚mitgehen‘ können, um Statuswert zu erzeugen: die Armbanduhr, das Auto und der schöne und/oder fitte Körper. Und weil der Körper als Statussymbol wichtig ist, bleibt auch Kleidung Statussymbol. Glauben Sie nicht? Dann betrachten Sie nur einmal die Themen der Zeitschrift ‚Gentlemen‘s Quarterly‘, kurz ‚GQ‘ oder der ‚Cosmopolitan‘ oder der ‚Women’s Quarterly‘ oder, oder…: Als schön geltende Menschen in qualitativ hochwertiger Bekleidung mit luxuriösen Armbanduhren, die nur selten in ein Automobil steigen, sondern in der Regel entweder in einem schicken Unternehmensambiente oder auf einer Feier aufgenommen wurden.
Bei Armbanduhren steigt der gesellschaftliche Wert des Trägers/der Trägerin mit dem Preis, den er/sie bezahlt hat. Bei einem fitten Körper steigt dieser Wert mit dem Aufwand, dem man dafür zu treiben scheint: Nachgewiesen wird Fitness zum einen über Schlankheit und über mehr oder weniger beiläufige Erzählungen von der letzten Marathon-Teilnahme inklusive benötigter Zeit oder dem letzten bewältigten ‚Dirt Run‘, eine Art Hindernislauf im Dreck. Die Frage ist zudem nicht, ob man ein Fitness-Studio nutzt, sondern welches.
„Sozialer Aufstieg erfolgt nicht mehr auf der Karriereleiter, sondern an der Eiger-Nordwand.“ schreibt Lena Papasabbas vom ‚Zukunftsinstitut‘. Heute sorgen ihrer Meinung nach sportliche Herausforderungen für Anerkennung, wobei nicht nur die Leistung an sich zählt, sondern der Erlebniswert, der erzählt werden kann. Auch als Backpacker umhergetrampt zu sein ist kein Makel mehr, sondern mache interessant „Wildes Reisen avanciert tatsächlich zu einem neuen Status-Parameter: Wer viel herumkommt, hat viel zu erzählen und gilt als weltoffen, tolerant und kosmopolitisch.“
Das Auto hingegen sinkt im Statuswert: „Machten 2010 insgesamt 86 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Deutschland den Führerschein, waren es acht Jahre später nur noch 79 Prozent. Ähnlich sieht es bei der Quote der Autofahrer aus. Unter den 25- bis 29-Jährigen sank der Anteil von 73 auf 60 Prozent.“
Handy und Laptop sind eben nur bequem zu bedienen, wenn kein Fahrzeug gelenkt werden muss – dies ist nur in öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Und: Autos sind für junge Menschen schlicht zu teuer geworden, insbesondere der Unterhalt und der Parkplatz. Tragbare Statussymbole nehmen daher an Wichtigkeit zu. Dazu zählt auch das ‚Erzählen-Können‘ von besonderen Erfahrungen.
Jeder Mensch will zu einer Gruppe dazugehören, Statussymbole dienen als Zeichen der Zugehörigkeit, und er möchte sich gleichzeitig von anderen abheben, um gesehen zu werden, um zu zeigen: Ich habe bessere Gene als der oder die neben mir, ich bin attraktiver. Statussymbole dienen als sichtbarer oder hörbarer Ausdruck dieser Gruppenzugehörigkeit sowie der Abgrenzung bzw. dem Aufstieg in ihr. Beides ist völlig normal, denn wir sind, ob wir wollen oder nicht, immer noch Mitglieder eines Clans von Urzeitmenschen, einer Gruppe (Zugehörigkeit), und wir wollen uns in dieser Gruppe abheben (Hierarchie). Goldfunde in uralten Gräbern zeigen, das war schon immer so.
Erst wenn das umwelt- und naturverträgliche Leben zum weit verbreiteten Statussymbol wird, von der Solaranlage über das Nicht-Fliegen bis zum Elektro-Fahrzeug, kann sich unsere Umwelt wieder so weit erholen, dass wir in ihr eine Chance haben.
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- Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
- Die Herausgeber – Tesla Owners
- Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
- Die Herausgeber – Tesla Owners Switzerland
- Tesla – Das Yoke in der Praxis
- Event –2befair elektrische COMMUNITY
- Strombock – Wie groß sollte der Akku eines Elektroautos sein?
- Gesellschaft – Ist eine Solaranlage das neue Auto?
- Energiewende – Der Batteriestoff Grafit wird langsam heller
- Energiewende – Eine Baumodenschau für eine leicht bessere Zukunft
- Innovator – “Wir wissen, wie und wo man lädt”
- Interview – “In meinem Kopf schwirren noch viele weitere Ideen…”
- E-Auto Motorsport – E-Trackday am Hockenheimring
- Reisebericht – Reise durch Island
- Fanboy – Gabor Reiter: Der Tesla Semi