Elektroautos: Fakten statt Vorurteile

Um es mal deutlich zu machen: In einer halben Jeans steckt dieselbe Wassermenge wie in einer durchschnittlichen Batterie für ein Elektroauto. Und da beschwert sich irgendwie niemand. Wirklich verblüffende Fakten über Elektroautos und Verbrenner habe ich für diesen Beitrag recherchiert. Eine Menge Kritik zu Elektroautos gibt es in den Kommentaren auf YouTube, aber genau das ist auch gewünscht, denn der Kanal Clixoom vorn mit e ist genau dazu da, diese Leute zu erreichen und mit den Vorurteilen aufzuräumen.

Nachfolgender Beitrag stammt von Christoph Krachten:

Rohstoffe: Problematisch nur bei Elektroautos?

Fangen wir mit der Rohstoff-Debatte an. Denn nicht alles ist, wie es scheint. Beginnen wir mit einem der häufigsten Kritikpunkte: den Rohstoffen für E-Auto-Batterien. Der YouTube-Nutzer “kally470″ kommentierte: “bei der herstellung der batterie braucht man extrem viel wasser und der abbau ist hoch giftig und und und. und ja ich weiß das dieser kommentar von dir gelöscht wird hoffe dennoch das diesen einige sehen ;)”

Für die Batterieproduktion werden Rohstoffe wie Lithium und Kobalt benötigt. Und für einen 64 kWh-Akku, der einem E-Auto eine Reichweite von so 350-400 km ermöglicht, werden zudem noch etwa 4000 Liter Wasser verbraucht. Hier im Peugeot E-2008 sind es bei 54 kWh sogar etwas weniger. Das klingt erstmal viel, aber: Die gleiche Menge Wasser wird für die Produktion von nur 250 Gramm Rindfleisch benötigt, also knapp einem Steak! Oder noch besser: In einer halben Jeans steckt dieselbe Wassermenge. Und da beschwert sich irgendwie niemand. Aber das auch nur, wenn das Lithium aus Südamerika kommen würde, was es meistens gar nicht tut. Und zudem wird dort gar kein Trinkwasser, wie bei Jeans verwendet, sondern es ist ungenießbare Salzlake. Der entscheidende Unterschied übrigens zwischen Jeans und Akku? Der Akku leistet mindestens 10 Jahre lang gute Dienste, während das Steak schnell verspeist ist und die Jeans hält auch kaum so lange .

Aber das ist noch lange nicht alles, was ich über die Rohstoffgewinnung erzählen kann. Es gibt nämlich eine revolutionäre Methode, wie Lithium umweltfreundlich gewonnen werden kann – und zwar in Deutschland!

Aber erstmal diese Überraschung: Kobalt. “SlashZooka” schrieb: “Außerdem sind E-Autos vor allem aufgrund der Batterieproduktion bei weitem nicht so Umweltfreundlich wie angepriesen. Dazu kommen ausbeuterische Bedingungen und Kinderarbeit für das schürfen von Seltenen Erden.”

Bei den Seltenen Erden gibt es andere Probleme. Kinderarbeit wird im Zusammenhang mit Kobalt genannt. Etwa 20% des Kobalts im Kongo werden unter problematischen Bedingungen im Kleinbergbau gewonnen. Aber das eben nicht nur für E-Autos, sondern auch Trommelwirbel bitte: Verbrenner. Tatsächlich wird Kobalt in vielen Alltagsprodukten verwendet: in Smartphones, Laptops und eben sogar in herkömmlichen Autos mit Verbrennungsmotor. Dort wird es für die Entschwefelung von Kraftstoff und zum Härten von Motorteilen verwendet.

Die gute Nachricht ist: Die Automobilindustrie arbeitet intensiv daran, den Kobaltanteil in Batterien zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. In Lithium-Eisenphosphat-Akkus gibt es gar kein Kobalt mehr. Und bald sollen Natrium-Ionen-Akkus in Massenproduktion gehen, die weder Lithium noch Kobalt enthalten. Natrium, das ist einfach Kochsalz. Das gibt es wie Sand, Verzeihung, Salz im Meer.

Auch “undistaya” kritisiert: “Bullshit. Aber das konnte der Krachten immer, bullshit labern. E Autos sind Schrott und die Gewinnung der seltenen Erden für die Akkus umweltschädlicher als ein Verbrennungsmotor.”

Tatsächlich stecken auch in Verbrennern viele kritische Rohstoffe. Platin und Rhodium im Katalysator, Yttrium in den Zündkerzen – alles seltene und schwer zu gewinnende Materialien. Nehmen wir mal nur Platin als Beispiel: Es wird hauptsächlich in Südafrika abgebaut, einem Land mit extremer Wasserknappheit. Für den Bergbau werden täglich etwa 70 Millionen Liter Grundwasser an die Oberfläche gepumpt und in giftiges Minenabwasser umgewandelt.

Und die Leute vergessen immer wieder das Öl selbst. Die Fracking-Technologie, die in Kanada zur Ölgewinnung eingesetzt wird, setzt giftige Stoffe wie Cadmium, Arsen und Quecksilber frei. Auf ein Barrel Öl kommen etwa 650 Liter toxische Brühe. Täglich werden etwa 500 Millionen Liter davon in künstlich angelegte Seen geleitet, die mittlerweile fast die doppelte Größe des Chiemsees erreicht haben. Oder in Nigeria. Da hinterlässt die Ölförderung wirklich dystopische Landschaften.

Diese Fakten zeigen: Auch die konventionelle Autotechnik hat ihre ökologischen Schattenseiten, die gerne unter den Tisch gekehrt werden.

Der ökologische Fußabdruck: E-Autos vs. Verbrenner

“freedomforever6302″ kommentierte: Alles in Allem haben E-Autos eine schlechtere Oekobilanz und sind zudem leider zu teuer. Herzliche Grüße.”

Es stimmt, dass die Produktion eines E-Autos, insbesondere der Batterie, zunächst eine schlechtere Ökobilanz hat. Die Herstellung benötigt deutlich mehr Energie als die eines Verbrenners. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Genauer gesagt, spätesten, wie hier beim E-2008 wurde diese Energie nach bereits 50.000 Kilometern wieder eingespart.

Über die gesamte Lebensdauer betrachtet, schneiden E-Autos deswegen deutlich besser ab. Weil sie im Betrieb eben wesentlich effizienter sind. Ein E-Auto nutzt etwas mehr als 60% der eingesetzten Energie für den Antrieb, während ein Benziner nur auf etwa 20% kommt. Jeweils gerechnet ab dem Energieträger. Der Rest verpufft als Wärme. Zudem verbessert sich die CO2-Bilanz von E-Autos kontinuierlich, je grüner der Strommix wird. In Deutschland beispielsweise stammen bereits über 50% des Stroms aus erneuerbaren Quellen – Tendenz steigend.

Aber ist dann nicht Wasserstoff viel besser? Tatsächlich stellt er keine echte Konkurrenz für Elektroautos dar.

Die Reichweitendebatte: Mythos vs. Realität

Vorher aber noch: @nonamenutzer ”Mit diesem Video soll man wohl für dumm verkauft werden. E Autos sind zu teuer und es gibt nur mangelhafte Ladeinfrastruktur sowie mangelhafte Reichweite das sind die wahren Gründe.”

Moderne E-Autos erreichen problemlos Reichweiten von 400 km und mehr. Das deckt den täglichen Bedarf der meisten Menschen mehr als ab, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Tagesdistanz in Deutschland bei etwa 40 km liegt. Und was das Laden betrifft: Die Technologie hat sich rasant entwickelt. An Schnellladesäulen können viele E-Autos in 20 Minuten genug Energie für mehrere hundert Kilometer tanken – genug Zeit für eine Kaffeepause.

Zudem wird das Ladenetz ständig ausgebaut. Allein in Deutschland gibt es mittlerweile über 70.000 öffentliche Ladepunkte. Zum Vergleich: Es gibt etwa 15.500 herkömmliche Tankstellen.

Wasserstoff: Die überschätzte Alternative?

“Eumeltierchens_kleine_Welt” kommentierte: “Für mich liegt ganz eindeutig die Zukunft beim Wasserstoff, ob nun als Brennstoffzelle oder als Verbrenner!”

Auf den ersten Blick klingt Wasserstoff tatsächlich verlockend: schnelles Tanken, lange Reichweiten, nur Wasser als Emission. Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich erhebliche Nachteile.

Erstens ist die Wasserstoffherstellung extrem energieintensiv. Mit der gleichen Menge Strom, die ein Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeug für 100 km benötigt, fährt ein Batterie-Elektroauto mehr als doppelt so weit. Der Wirkungsgrad eines Brennstoffzellenautos liegt bei nur etwa 27%, während ein reines E-Auto auf etwa 64% kommt.

Zweitens ist die Infrastruktur ein großes Problem. In ganz Europa gibt es derzeit nur etwa 134 Wasserstofftankstellen, davon allein 100 in Deutschland. Nochmal zum Vergleich: Es gibt über 70.000 Ladepunkte für E-Autos allein in Deutschland.

Drittens sind die Kosten enorm. Eine Wasserstofftankstelle mit einer einzigen Zapfmöglichkeit kostet etwa 1 Million Euro. Für den gleichen Betrag kann man einen Schnellladepark für E-Autos mit 20 Ladepunkten errichten.

Diese Fakten zeigen: Wasserstoff mag in bestimmten Nischen wie der Stahlproduktion sinnvoll sein, aber für den Individualverkehr ist er keine realistische Option.

Die Zukunft der E-Mobilität: Spannende Entwicklungen

Die Entwicklung im Bereich der E-Mobilität schreitet rasant voran. Feststoffbatterien versprechen höhere Energiedichten und schnelleres Laden. Bidirektionales Laden könnte E-Autos zu mobilen Energiespeichern machen. Induktives Laden könnte das Aufladen so einfach machen wie nie zuvor.

Besonders spannend: Unternehmen wie Vulcan Energy arbeiten daran, Lithium umweltfreundlich aus Thermalwasser im Oberrheingraben zu gewinnen. Das könnte jährlich bis zu 17.000 Tonnen Lithium in Batteriequalität liefern – direkt aus Deutschland!

Nicht ohne Grund sagt Volkswagen Vorstandschef Oliver Blume: „E-Autos sind inzwischen technisch überlegen“.

Autor: Christoph Krachten

Video auf dem YouTube-Kanal vorn mit e:

 


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Einige Themen der Ausgabe 23 des T&Emagazins:

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  • Wieso ist die Stimmung zum Elektroauto gerade so schlecht?
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