
Rasches Handeln ist geboten, um den Kohlenstoff-Ausstoß des Mittelmeerraums im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens zu halten, zeigt ein neuer Bericht des Basque Centre for Climate Change (BC3) im Auftrag von OceanCare.
Nach der aktuellen Entwicklung wird der Mittelmeerraum sein restliches Kohlenstoff-Budget bereits 2035 ausgeschöpft haben, berechnet eine neue Studie des Basque Centre for Climate Change (BC3) im Auftrag von OceanCare. Wenn die Staaten nicht ihre Treibhausgasemissionen um etwa 6% pro Jahr reduzieren, wird die Region die Ziele des Pariser Klimaabkommens verfehlen und sowohl die Bevölkerung als auch die Ökosysteme sprunghaft ansteigender Gefahr aussetzen.
Die heute präsentierte Studie analysiert die Kohlenstoff-Budgets und die Entwicklungen der Emissionen in den 21 Unterzeichnerstaaten des Übereinkommens von Barcelona zum Schutz des Mittelmeers. In dieser Region steigen die Temperaturen besonders stark. Die Daten des Mediterranean Centre for Environmental Studies (CEAM, 2024) zeigen einen Anstieg der Oberflächentemperatur des Mittelmeers um 1,5°C in den letzten 40 Jahren, was die Klimastabilität und das Wohl aller Lebewesen dieser Region stark bedroht.
„Die wissenschaftliche Prognose für die Mittelmeer-Region ist erschreckend. Doch trotz der eindeutigen Faktenlage zur überproportionalen Wucht des Klimawandels im Mittelmeerraum nehmen die meisten Anrainerstaaten leider keine führende Rolle bei der Emissionsreduktion ein”, kritisiert Carlos Bravo, Ocean Policy Specialist bei der internationalen Meeresschutzorganisation OceanCare.
„Das 1,5-Grad-Ziel ist im Mittelmeerraum nicht mehr zu erreichen, aber das Ziel, unterhalb der 2-Grad-Erwärmung zu bleiben, kann noch geschafft werden und dazu hat man sich im Pariser Abkommen auch verpflichtet. Die Mittelmeerländer müssen sich an die Vertragsstaatenkonferenz COP28 der internationalen Klimaschutzkonvention UNFCCC erzielte Vereinbarung halten und die ‚transition away from fossil fuels’, also den ‚Beginn des Endes’ des Zeitalters der fossilen Brennstoffe, auf faire, geordnete und gerechte Weise einleiten”, ergänzt Bravo.
„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die ökologische Transformation nicht mehr als schrittweiser Prozess betrachtet werden kann. Die Prokrastination der Staaten in der Klimapolitik bedeutet, dass wir entweder den Wandel jetzt beschleunigen oder uns auf Klimachaos und seine Folgen gefasst machen müssen”, sagt Dr. María Victoria Román, Erstautorin von BC3.
Der Bericht bewertet alternative Ansätze zur Verteilung des verbleibenden Kohlenstoffbudgets (RCB) und projiziert Emissionspfade für den Zeitraum von 2030 bis 2100 auf der Grundlage der national festgelegten Beiträge (NDCs) der Länder unter Verwendung des integrierten Bewertungsmodells GCAM.
Zentrale Ergebnisse der Studie:
- Mit dem Emissionsniveau von 2023 wird das Kohlenstoffbudget der Mittelmeerländer im Jahr 2035 erschöpft sein. Um das zu verhindern, müssen die Emissionen zwischen 2030 und 2050 im Durchschnitt um 6% pro Jahr sinken.
- Einem der Aufteilungsschlüssel zufolge haben mehrere Mittelmeeranrainerstaaten ihren fairen Anteil des gesamten Kohlenstoffbudgets für die Region bereits überschritten und müssten bereits 2031 Klimaneutralität erreichen.
- Bei einer Pro-Kopf-Regelung erhält die Mittelmeerregion (im Vergleich zu anderen Regeln) das größte Kohlenstoffbudget, das eine durchschnittliche jährliche Reduktion von 5% zwischen 2030 und 2050 erfordert. Dabei müssten die durchschnittlichen Emissionen pro Kopf von heute 4,24 t CO₂ auf 2,14 t CO₂ halbiert werden.
- Je später mit der Emissionsreduktion begonnen wird, desto jäher und kostspieliger werden die nötigen Maßnahmen zum Schutz der Küsten und der Meeresökosysteme.
Der Bericht verweist auch auf die Implikationen für die Förderung fossiler Brennstoffe und stellt fest, dass ein erheblicher Teil der fossilen Brennstoffe in der Erde bleiben muss, um die Klimaziele zu erreichen.
Die Barcelona-Konvention ist eine zentrale Plattform für regionale Zusammenarbeit und Dialog, in der die Staaten gemeinsame Aktionspläne entwickeln können, welche Umweltschutz, Verteilungsgerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität gleichermaßen berücksichtigen. Die 24. Vertragsstaatenkonferenz der Barcelona-Konvention (COP 24) wird von 2. bis 5. Dezember in Kairo, Ägypten, stattfinden.

Über die Studie
Die Studie geht von den Werten für 2030 aus, die den NDCs (Nationally Determined Contributions) der einzelnen Länder entsprechen, und wendet für 2031 bis 2100 ein globales Modell (GCAM NDC-LTT) mit einem weltweit verbleibenden Kohlenstoffbudget (RCB) von 900 Gt CO₂ (2020–2100) – ca. 1,75 °C (50 %) oder 2 °C (83 %) Erwärmung bis 2100 – an, um nationale Entwicklungspfade gemäß den jeweiligen Zuteilungsregeln abzuleiten. Die Methodik harmonisiert historische Daten und Bevölkerungs-/BIP-Prognosen und stellt die Ergebnisse mit graduellen Entwicklungspfaden dar, um unrealistische Sprünge zu vermeiden.
Die Studie steht im Einklang mit den Ergebnissen der UNFCCC COP28, die eine Verdreifachung der Kapazitäten für erneuerbare Energien und eine Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 sowie die Erreichung der Netto-Null-CO2-Emissionen bis 2050 forderte.
Quelle: Pressemitteilung OceanCare

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