So fährt der kleinste Bayer der X-Reihe elektrisch
Ich hatte die Chance, den neuen BMW iX1 in Österreich zu testen, natürlich wieder entsprechend meiner Kriterien. Und es hat sich mal wieder bewahrheitet, dass BMW auch auf einer nicht Elektro Plattform ein tolles Elektroauto bauen kann. Aber das ganze hat auch seinen Preis. Dazu später. Der iX1 kommt aktuell nur in einer Ausführung, dem iX1xdrive 30. Auch hier hat man die Betitlungen aus der Verbrennerwelt übernommen.
Technische Daten
Somit hat die Nummer 30 beim BMW ix1 drive 30 keine Bedeutung. In Zahlen: 230 kW Leistung über die beiden Motoren, also 313 PS. Fremderregte Synchronmotoren. Allerdings im Boost für 10 Sekunden. Das unterscheidet ihn zu den koreanischen Modellen Hyundai Ioniq 5 und Kia ev6. Diese haben ihre Power von 325 PS permanent zur Verfügung. Zumindest permanent, wenn man die Leistung abrufen möchte und noch genügend Akku hat. Des Weiteren gibt es mehr Kofferraum bei diesen Modellen. Der iX1 wartet mit 490 Litern. 1,2 Tonnen beträgt die Anhängelast, 75 Kilogramm die Dachlast. Schick sieht er aus, das muss man ihm schon lassen, allerdings zahlt man voll ausgestattet für das Fahrzeug aktuell gute 20.000 Euro mehr, als für die Kontrahenten aus dem koreanischen Raum.
Dafür kriegt man leider auch weniger Akku, nämlich 64,7 Netto kWh. Wir wissen: BMW kann sehr effizient, allerdings reicht das nicht, um den kleineren Akku zugunsten des BMW durch Effizienz auszugleichen. Das ist für mich auch der größte Nachteil an dem Auto, denn mit 80 kWh würde hier die Welt komplett anders aussehen. Städtisch haben wir bei gerade mal 5 Grad und angeschalteter Klimaanlage 19 kWh gebraucht. Die niedrige Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h zieht natürlich den Verbrauch nach oben. Auf der Autobahn haben wir bei 124 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit 22 kWh geschafft. Davon träumen die Koreaner bei dieser Geschwindigkeit.
Und auch wenn der cw-Wert mit 0,26 für einen SUV gut ist, sind wir aber trotzdem bei eben 0,26. BMW kann halt Effizienz. Die Navi Software hat hier natürlich im Vergleich zu Kia und Hyundai auch einen Vorteil. Die Sprachsteuerung funktioniert besser, die Routenplanung sowieso, außerdem hat BMW einige Nachbesserungen mit EV-spezifischen Einstellungsmöglichkeiten gebracht. Lediglich die Kartendarstellung und die neue Menüstruktur hat immer noch keinen neuen Freund mit mir gefunden.
Untenrum beschleunigt der BMW iX1 drive ziemlich knackig vor allem im Boost, oben herum fühlt es sich so an, als wären Kia und Hyundai etwas kräftiger. 180 km/h Höchstgeschwindigkeit ist das gleiche wie das, was die Koreaner schaffen. Reicht. Bei der kleinen Akku Größe muss man sowieso aufpassen, was die Auswahl der Reisegeschwindigkeit angeht. Schafft er das an der Ladesäule zu bügeln? Leider nein. 130 kW maximale Ladeleistung ist nicht wirklich am Zahn der Zeit für ein so teures Auto. Die Koreaner kommen da mit einem 800 v System, für wesentlich weniger Geld. In meinem Test hat er von den obligatorischen 10 bis 80 Prozent sogar 33 – statt der versprochenen 29 Minuten gebraucht. Der Akku war auf Temperatur. In Sachen Technik lässt sich BMW natürlich nicht lumpen, so kann man den Akku auch manuell für jede Fahrt separat vorheizen. Ansonsten macht das System dies automatisch, je nach Außentemperatur durch Auswahl der Ladesäule.
Das Interieur des BMW ix1 drive 30
Den Innenraum finde ich schon etwas wertiger gestaltet als bei den Mitbewerbern aus Korea, allerdings gefällt das jetzt nicht jedem, Francesco findet den Innenraum unruhig. Die Sitze sind ganz gemütlich, das Raumangebot vorne für 1,88 Meter als Fahrer ebenfalls. Ich hatte auch die Möglichkeit, dem Auto mal ein bisschen auf Schnee und Eis die Sporen zu geben. Wer einen xDrive hat, will ja auch wissen, wie dieser funktioniert. Im Sportmodus kann man das DSC komplett ausschalten und hat dann schönen Spielraum für schöne Drifts, ohne dass irgendwelche Systeme eingreifen. Da ist er schon noch ein BMW.
Fazit:
Alles in allem hoffe ich für den BMW iX1 drive 30, dass er die Erfolgshistorie des X1 fortführen kann, denn dieser wurde bislang 2,7 Millionen Mal verkauft. Das Modell per se erfreut sich also einer großen Beliebtheit. Ist nur die Frage, ob Menschen bereit sind, einen schlecht ausgestatteten Wagen für den Preis eines voll ausgestatteten Kia ev6 zu fahren oder ob die Leute bereit sind, 78.000 Euro für die voll ausgestattete Variante zu bezahlen. Man bedenke: für genau dieses Geld kriegt man nämlich auch einen ix3. Diese Politik muss man nicht ganz verstehen, allerdings ist das Auto noch mal optisch schöner, wie ich finde, größer und bietet auch mehr Akku.
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es immer die Leute geben wird, die halt lieber einen BMW fahren als einen Hyundai oder Kia. Und wenn diese Leute dann keine Langstrecken fahren, werden sie mit dem iX1 definitiv glücklich. Vor allem mit seiner Fähigkeit über 22 kW Typ 2 zu laden. Denn da hat er natürlich den Koreanern im Gegensatz zum Schnellladen etwas voraus.
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