Car Maniac-Test des Genesis G80 

Welches Auto, dass jetzt aktuell auf die Straßen kommt, kann einen Porsche Taycan beim Laden schlagen? Kein’s, okay. Aber gleich gut wäre ja schon mega, schließlich lädt kein Auto so schnell Kilowattstunden nach wie der Porsche. Okay, es kommen schnellere, aber wir beurteilen immer den aktuellen Stand der Dinge.

Was, wenn ich sage, dass es ein Auto gibt, von dem man absolut nicht geglaubt hätte, dass er es mit dem Porsche aufnehmen kann. Er stößt sogar den All Time Champion vom Thron, der die letzten vier Jahre regiert hat – nämlich den Audi e-tron. Klar, nicht der effizienteste im Bunde, aber kein anderes Auto konnte bis dato bis 80% 150 kW ziehen wie der Audi. Bis jetzt. Dazu später mehr. Wir sprechen heute über den Genesis G80. Ein Auto, welches ebenfalls auf einem Verbrenner basiert. Wie schon der BMW i4 oder andere Patienten. Der i4 hat schon bewiesen, dass das nicht unbedingt ein Problem ist, und der Genesis beweist das auch. Ein Auto, welches nicht als Elektro konzipiert wurde, profitiert im Design meistens von dieser Tatsache. Durch das bei Bentley abgekupferte Logo wirkt er auch wie ein Bentley auf die Passanten. Viel Chrom und ein sehr elegantes Design runden das Paket ab bzw. diesen Eindruck. Vorne wie hinten hat er geteilte Scheinwerfer. Wir reden hier von einer Limousine von 5 m Länge. Das heißt, er ist länger als der EQE, länger als ein Tesla Model S oder ein Audi e-tron GT. Besitzer von deutschen Standardgaragen mit 5 m wird das nicht freuen. Die Freude wird aber auch an anderer Stelle getrübt – das kann ich schon mal versprechen. Nämlich wenn man glaubt, dass diese Fahrzeuglänge einen großen Kofferraum bedeutet. Tut es nämlich nicht. Das ist der einzige und wirklich große Kritikpunkt an dem Auto in meinen Augen, welcher vielleicht sogar ein K.O.-Kriterium ist, egal, wie gut der Rest sein mag.

 

 

Mit 351 Litern ist der Kofferraum 30 Liter kleiner als der eines ID3. Es befindet sich darin auch noch ein Wulst, welcher das Einladen von Koffern kompliziert macht. Wenn wir schon hinten am Auto sind, habe ich auch eine andere schlechte Nachricht: eine Anhängerkupplung gibt es nicht. Würde mich jetzt nicht stören, aber vielen tut es das. Allerdings hat auch die Verbrennervariante des G80 keine Anhängerkupplung. Dafür gibt es als kleine Kompensation eine größere Dachlast als gewöhnlich, nämlich 100 Kilo.

 

 

Es gibt aber auch gute Nachrichten für die tägliche Praktikabilität: der Genesis hat seinen Ladeanschluss vorne. Das heißt, man fährt einfach an die Ladesäule vorwärts ran und kann direkt den CCS Anschluss öffnen, der sich, geschickt versteckt wie in einer Pyramide zu einem Geheimversteck, im vorderen Kühlergrill befindet. Die größte Magie befindet sich hier. Gleich mehr.

 

 

Allerdings gibt es auch im Innenraum viel Magie. Eine fantastische Verarbeitungsqualität und eine tolle Auswahl an Materialien. Kein Plastik, sondern nur hochwertiges Leder oder Leder-lookalike. So hat man die Möglichkeit, normales Leder zu ordern, oder alternativ Nappaleder. Im Gegensatz zum kleineren Bruder, dem gv60, gibt es hier kein veganes Leder, sondern nur richtiges. Der Kunde wünscht das so. Die Sitze sind allerdings nicht ganz so bequem wie sie aussehen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Erfreulich finde ich auch, dass beim G80 nicht die Displays übernommen worden sind, wie sie größtenteils bei Hyundai, Kia und dem Genesis gv60 eingesetzt werden. Das differenziert den Wagen noch mal zusätzlich.

 

Alles wirkt hier etwas hochwertiger und eleganter. Nicht zuletzt der Dachhimmel aus Velour. Das Hauptdisplay mag einem zwar schmal erscheinen, ist dafür aber ziemlich breit. Wer hinten Platz nimmt hat das beste Los. Der Unterschied zwischen den vorderen und hinteren Sitzen ist fast schon eine Welt. Loungeartige Gemütlichkeit erwartet einen. Mehr als genügend Beinraum für 1,88 m Menschen. In der Mitte befindet sich eine große Konsole, welche die Bedieneinheit für das Fond Entertainment Paket birgt. Ebenso Tasten für Sitzheizung und Co.

Aber jetzt fahren wir doch mal. Der Genesis G80 verfügt über zwei Elektromotoren, einer vorne, einer hinten. Natürlich gibt es keinen vorderen Kofferraum. Diese zwei Motoren leisten zusammen 370 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment. Dieses doch unverhältnismäßig hohe Drehmoment für die PS-Zahl ist wahrscheinlich der Grund für den wirklich kräftigen und konstanten Antritt. In nur 4,9 Sekunden geht es von 0 bis 100, was doch ziemlich flott ist für die PS Zahl und 2,3 Tonnen.

In Sachen Performance wartet noch eine Überraschung. Vorher beschäftigen wir uns aber mit dem Komfort. Der Genesis ist sehr leise und hat eine sehr ausgewogene Federung. Dies gilt für die Stadt wie auch für die Autobahn. Es ist keine Luftfederung, wie man von solch einem Auto vielleicht erwarten würde, sondern eine adaptive Federung, die über GPS-Daten und Kamera die Federung härter oder weicher stellt, je nachdem wie die Fahrbahnbeschaffenheit ist.

Das Einzige, was natürlich fehlt, ist nach wie vor die Routenplanung, wie wir das schon von Kia und Hyundai kennen. Aber immerhin temperiert der Genesis für die Ladesäule vor, wenn man diese im Navi auswählt. Ach ja, der Verbrauch in der Stadt: der lag bei 18,5 kWh bei städtischen Verkehr. Kein Rekordwert, aber wirklich nicht schlecht für so eine große Limousine, vor allem wenn man das in ein Benzinäquivalent umrechnet.

Auf der Autobahn lag der Verbrauch dann bei 20,5 kWh, wenn man konstant Tempomat 130 fährt. Auch kein Rekordwert, aber wesentlich weniger als ich erwartet habe, und auch weniger als KIA, Hyundai und der gv60 von Genesis. Käufer können die Tatsache genießen, dass er als eines der wenigen Elektroautos nicht abgeregelt ist. 230 kmh auf dem Tacho sind dann möglich.

 

Wer aber knappe 420 km mit der ersten Ladung schaffen möchte, der sollte 135 fahren. Das wird dann auch in Kombination mit der irrwitzig guten Ladeleistung belohnt. Denn auch, wenn ich maximal nur 185 kW Peak gesehen habe während meiner Messung, hat er diese so konstant und stabil gehalten, dass er in 21,5 Minuten knapp genauso viel Kilowattstunden nachgeladen hat wie das ein Porsche Taycan kann. Denn genau diese 21,5 Minuten hat er von 10 bis 80% gebraucht. Und da er mit 20 kWh auch relativ effizient war, kann man sagen, dass er mit der nachgeladenen Energie auch nach dem Ladevorgang sehr gut umgeht. Nach 29 Minuten standen 75 kWh auf der Säule. Exakt so viel wie beim Porsche. Rein rechnerisch schafft man so also 410 km mit ein bisschen Puffer, dann lädt man für eine halbe Stunde und kommt wieder 350 km weit, Voraussetzung man fährt eben 135km/h. Wow. Das einzige Problem mit dem Ladeanschluss sind dessen Verschlusskappen, denn die sind ziemlich billig, man kann sie schwer wegnehmen und auch schwer wieder reinstecken.

Und all das kriegt man schon ab knapp 69.000 €. Der weiße, voll ausgestattete G80 auf den Bildern inklusive Solardach kostet 82.000 €, da ist dann schon alles drin. Somit ist er nicht nennenswert teurer als ein BMW i4 in der Basisvariante 40 eDrive. Wohlgemerkt, auch voll ausgestattet, aber mit weniger Power, weniger Topspeed und weniger Luxus.

Alles in allem könnte man glatt sagen, dass der Genesis im Bereich der Limousinen der heiße Tipp des Jahres ist. Wäre da nicht dieser lächerliche Kofferraum. Der wird vielen die Lust verderben, denn eine Familie findet somit keinen Platz…

 

Car Maniac Video zum Genesis G80:

 

 


 

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Zu den Inhalten aller vorherigen, älteren Ausgaben geht es hier.

 

 

 

 

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  • Editorial – Ein wirkliches Privileg
  • Tesla Welt – News des Quartals
  • Tesla – Eröffnung & Delivery Event Gigafactory Grünheide
  • Rede von Elon Musk
  • Tesla – Interview mit Jörg Steinbach
  • Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
  • Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)
  • S3XY CARS Community – Alles zum großen E-Auto Event
  • Elektroauto Guru – Warum sind E-Autos eigentlich so flott?
  • Elektromobilität – WLTP-Reichweitenschwindel
  • Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests
  • Veranstaltungen – Saus & Schmaus Brandenburg electric
  • Innovator – 6.000 Hände an Franz Liebmanns Lenkrad
  • Klimaschutz – Elektromobile Bahnerfahrungen
  • Klimaschutz – Wie umweltfreundlich ist die Bahn eigentlich?
  • T&Etalk – Rückblick: Ökostrom selber erzeugen & vermarkten
  • T&Etalk – Rückblick: Kostenlos Tesla fahren! – ist das verwerflich?
  • T&Etalk – Ausblick: Aktien zu E-Mobilität & Energie
  • T&Etalk – Ausblick: E-Fahrzeug Design
  • Klimaschutz – Gefährdet Tesla die Wasserversorgung?
  • Klimaschutz – Prof. Quaschning: Putins Krieg und unser Öl und Gas
  • Klimaschutz – Erfahrungsbericht PV, Wärmepumpe & E-Auto
  • Zukunftstrends – Trends formen unsere Welt
  • Wirtschaft – Interview mit Presse-Großhändler Carsten Müller
  • Technophilosoph – Dr. Mario Herger zu Lügen der Autokonzerne
  • Wirtschaft – E-Flugzeug: Die leise Revolution am Himmel
  • Reisebericht – Über die Alpen mit Model X und Wohnwagen
  • Reisebericht – Alles für die Katz: Harus Abenteuer im Tesla
  • Fanboy – Gabor Reiter: E-Mobilität in Deutschland
  • … und einiges mehr

 

 

 

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Ein Gedanke zu „Car Maniac-Test des Genesis G80 

  1. Der hat’s immer noch nicht kapiert: es geht nicht darum wie viel kWh man in Zeit x nachlädt, sondern wie viel Reichweite. Und die Verbrenner Plattform hat natürlich nur Nachteile, Riesenauto ohne Platzgewinn und unbrauchbarer Kofferraum sind ja wohl keine Vorteile.

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