Im Buch „GERMAN Reichweitenangst“ von Wolfgang Paul und Stefan Schwunk erwartet den Leser eine amüsante Story, die das Thema Elektromobilität in ihrer Gesamtheit mit humorvoller Leichtigkeit betrachtet. Mit Beiträgen von Alexander Bloch (Auto/Motor/Sport), Christopher Karatsonyi (Car Maniac, Sport1) Ove Kröger (Doc Tesla, bekannt aus RTL II, Kabel 1) und den Elektromobilitätsberaterinnen Lisa Bohm (Electrified Women) und Julia Maulhardt wird das Buch dann doch nicht nur humorvoll, sondern gerade für E-Mobilitätsanfänger auch aufklärend.
Ein Auszug aus dem Buch zur Einstimmung:
Da stehe ich nun und kann nicht anders. Das vom Verkäufer angepriesene Wunderauto, das allein nur mit einem Batteriespeicher, dem sogenannten Akku, betrieben wird, ist mir trotz aller Begeisterung des Verkäufers nicht geheuer. Und neben der quälenden Frage, meinen betagten Diesel zur Reparatur und Wartung abgegeben zu haben, habe ich immer noch den Ohnmachtsschrei meiner Frau im Ohr, die bei vorsichtiger Nennung des Reparaturpreises sich kurzzeitig in der horizontalen, auf dem Boden, direkt neben unserer Katze befand. Die Katze schaute misstrauisch, was nun als Nächstes folgen würde. Denn wenn es an ihr Futter gehen sollte, da verstand sie überhaupt keinen Spaß.
Die „Wiederbelebung“ erfolgte sanfter, als die schockartige Nennung der Summe, die sich nun tief in das weibliche Hirn meiner Frau gebrannt hatte. Und die Summe ließ keinen Zweifel daran, dass weitere Alternativen, so schrecklich sie auch sein mochten, in Betracht gezogen werden mussten. Das war gestern und es erschien mir, als hätte ich seitdem viele quälende dieselfreie Stunden erleben müssen. Doch nun saß ich wieder dort, wo der Broterwerb mich jeden Tag aufs Neue hin zwang. Im Büro. Doch jede Bürozeit geht auch mal zu Ende. Und „schwupp die wupp“, konnte ich den Heimweg antreten. Vielmehr mich zurück zur Ladestation schleichen, um unbemerkt mein Auto von der Stromzufuhr zu trennen. Wie verrückt zog ich am Ladestecker, doch der löste sich nicht aus der Ladebuchse des Autos. Prompt kam einer dieser weiteren E-Fahrer zu seinem – zugegebenermaßen – schicken Flitzer und wie ich vermutete, er hatte mich nicht nur gesehen, auch wenn ich mich hinter dem Auto versteckte, er sprach mich auch noch an.
„Na, tolle Geschichte mit so einem E-Auto. Alles geschenkte Reichweite, wo bekommst du sonst so etwas. Stecker rein, gratis laden, arbeiten und spätestens nach Büroschluss wieder einsteigen und wegfahren. Superbequem.“
„Ja, bis auf das kleine Problem, den Stecker zu entfernen. Also, ich finde das alles eher so „lala“.
„Du musst den Wagen entriegeln, dann kannst du den Stecker ziehen. Sonst könnte jeder einfach dir den Stecker wieder herausziehen. Clever? Nicht wahr?“
Dann verschwand der liebenswerte Kollege und ich hätte ihm gerne noch meine Meinung über ein paar Dinge mitgeteilt. Aber zumindest konnte ich nun den Stecker wieder herausziehen.
Und ich fragte mich, was als Nächstes so auf mich noch zukommen würde. Und schon kam mir mein alter Diesel wieder in den Sinn. Der war doch so herrlich unkompliziert. Aber zumindest konnte ich schon mal nach Hause zurückfahren. Elektrisch! Ich schüttelte mich kurz, als könnte ich die geladenen Elektronen wieder aus meinem Fell schütteln, wie es auch damals unser Hund getan hätte, dann fuhr ich los.
Doch so groß meine Hoffnung gewesen war, so klein war aber, wie ich später feststellte, die Reichweite in Kilometern. Erst nach weiterer Einarbeitung in das Menü, das mich gefühlte Tage gekostet hatte, fiel mir auf, dass ich wohl auf die zweistellige Gradzahl der Temperaturanzeige geblickt hatte. Etwas Frohgelaunter konnte ich nun auf eine mehrere hundert Kilometer umfassende Reichweite blicken. Und für das, was ich täglich für die Strecke ins Büro und zurück nach Hause benötigte, war sie mehr als ausreichend. Und ich erinnerte mich einmal mehr an die Aussage aller Freunde und meiner Skatrunde.
Was hatten wir über die Elektroautos unsere Witze gerissen.
„Am besten, du kaufst dir einen kleinen Anhänger. Der kostet nicht viel. Du hängst den an das E-Auto. Dann kann man auf diesem Anhänger immer…“ – vor lauter Lachen bogen sich schon der Erzähler und wir, die Zuhörer, an dieser Stelle – „…ein Dieselnotstromaggregat stellen und das Elektroauto nachladen…“
Und den Rest hörte man nicht mehr, da sich alle auf der Fliesenauslage in verschiedenen Richtungen abrollten. Nur der Erzähler nässte sich kurz ein, hatte aber aufgrund seiner immensen Witze-Erfahrung trockene Wechselwäsche dabei.
Aber ich hatte auch die zwei unheimlichen Worte im Ohr, die alle Fossil-Gefährten-Liebhaberfreunde so ängstigte, man sie am besten niemals laut aussprach. Es war fast so, wie in Harry Potter und dem angsteinflößenden Lord Voldemort. Dessen Namen man lieber nie aussprach.
Deshalb sagte ich es auch nur sehr leise vor mich hin.
GERMAN Reichweitenangst!
Und so schwer und traumatisch auch meine Neuerfahrung schon vor der ersten wirklichen Fahrt ins Büro war, weil sie an meinem Selbstverständnis rüttelte und damit einiges ins Wanken brachte, irgendwie war das doch alles gar nicht so übel. Der Motor, der nicht zu sehen war,
weil er irgendwo im Verborgenen arbeitete, war ebenso unsichtbar wie auch lautlos. Und auch völlig geruchlos. Dafür trat ich jetzt mal versuchsweise erneut auf das Gas…äh…Strompedal. Um mich in Richtung „Nach Hause“ zu bewegen. Oder eher zu katapultieren. Die Auswirkungen waren wie schon zuvor, einfach fatal. Nicht nur mein Körper wurde schlagartig in die neue und hochwertige Sitzware gepresst, es folgten, wie auf Befehl etwas zeitverzögert auch einige meiner inneren Organe, die mir dafür deutliche Signale ins Stammhirn klöppelten. Achtung! Botschaft vom Magen ans Hirn des Fahrers des Wagens mit dem Kennzeichen…äh…wo war ich? Also eine eindeutige Botschaft wurde mir freundschaftlich von meinen Organen per Signal gefunkt, „bitte vorher einmal kurz Bescheid geben, wenn man vom altbekanntem Diesel nun auf Rennwagen umgestiegen ist. Dann kann der Magen eine frühzeitig ungewollte Entleerung sicherlich gut verhindern.
Also, nach diesem weiteren überstandenen Beschleunigungsakt wollte ich es abermals wagen. Das mit der Beschleunigung war nicht nur etwas tief maskulin in mir verankertes, was endlich wieder ans Licht wollte. Es war – so musste ich zugeben – mit kindlicher Freude gepaart, die Konkurrenten der Straße hinter mir zu lassen. Denn das konnte mein betagter Diesel nicht. Daher musste ein weiterer Spurt her. Und ich erinnerte mich an meine frühere Fahrt in einem amerikanischen Muscle Car, sowie an einige frühpubertäre Rennstarts auf den dörflichen Straßen in unserer Umgebung. Die allen, bis auf den örtlichen Dorfsheriff, sehr gut gefielen. Uns jedoch gefielen weder die später ausgehändigten Strafzettel, noch die aufgedruckten hohen Summen, an denen wir lange abzahlten. Die Schauplätze mussten daher leider auf andere, polizeifreie Gebiete verlegt werden. Vielleicht waren wir sogar damals Auslöser für die Serienfilme wie „The Fast und Furious“.
Der Tag war auf jeden Fall ein wenig besser geworden. Und als ich einen potenten, weiteren Wagen neben mir stehen sah, der nicht abgeneigt war, es mir zeigen zu wollen, stieg meine Laune so schlagartig wie die Außentemperatur in diesem Sommer. Auch dieser Spurt ließ alle weit zurück, der sportliche Fahrer mit seinem Pseudo-Heck-Flügel war auf den zweiten Platz hinter meinem neuen Flitzer verbannt worden. Ich war wieder einmal der Sieger der Straße. Als ich zu Hause ankam schaute ich erneut auf die Verbrauchsanzeige: meine sportliche Fahrweise hatte sich im Verbrauch niedergeschlagen. Und zwar deutlich, sehr deutlich, wie mir schien. Was vorhin noch mit einer Restreichweite von über 250 Kilometern angegeben worden war, hielt das Versprechen bei Weitem nicht. Denn ich war ja nur knappe 40 Kilometer auf meinem täglichen Arbeitsweg gefahren. Doch der Verbrauch war um einiges höher wie die Anzeige mir nun klarmachte. Und im Gegensatz dazu war die restliche Reichweite wie von Geisterhand enorm geschrumpft. Und zwar um ganze und satte 70 Kilometer. Da stimmte doch etwas nicht. Und sofort sprang mir eine übergroße virtuelle Anzeige vor mein geistiges Auge, die fast so deutlich zu lesen war, wie die Ziffern im Head up Display dieses Gefährts. Eine Bestätigung der Vorurteile?
„Scheiß Elektroauto!“, entfuhr es mir. Das war nicht akzeptabel. Und schon wieder kam mir mein alter und reichweitenstarker Diesel in den Sinn. Und wie aus dem Nichts tauchte auch eine weibliche wohlbekannte Stimme einer Frau in meinem Kopf auf. Und ich spulte ein Gespräch ab, das ich vor einiger Zeit schon einmal mit der Kleinwirtschaftsunternehmerin unseres Hauses geführt hatte.
„Elektroauto – ja, schön und gut. Aber doch nicht jetzt. Das ist doch alles noch gar nicht ausgereift und lohnt sich überhaupt nicht. Allein die Produktion eines solchen Wagens, da tut man der Umwelt nichts Gutes an. Die riesigen Batterien und deren Herstellung – das ist alles noch nicht das „Gelbe vom Ei“, hast du denn gar nichts darüber gelesen? Da ist doch unser Diesel noch immer das bessere Auto…..“
OK! Das war die eine Seite. Und auch wenn es doch eigentlich immer unser beider Wunsch gewesen war, ein wenig auf die Umwelt zu schauen, auf die vielgerühmte Nachhaltigkeit zu setzen, wo stand ich denn jetzt wirklich? Zu meiner eigenen Rettung fiel mir ein, dass es doch genug Quellen gab, die mir das Thema der Elektromobilität etwas näherbringen könnten. Und ich ahnte genau bei diesem Gedanken, dass mir schwere Tage und Wochen noch bevorstehen würden. So einfach es war einen Leihwagen, ein E-Auto zu bekommen war, wahrscheinlich müsste ich mich wohl oder übel einmal mit solchen Dingen rund um dieses Auto befassen. Verdammt, die neue Mobilität war viel schwieriger als gedacht. Und nun musste ich Schwerstarbeit in die Recherche stecken. Warum hatte ich das denn nicht schon früher gemacht.
Antwort meiner eigenen Gedanken: Hirn an Besitzer! Eilmeldung! Du hast den Wagen einfach so akzeptiert, auch wenn es nur (!) ein Leihwagen ist! Punkt! Und nun hast du es auch auszubaden, lieber Klaus-Dieter-Pascal! Ich wollte noch einwenden, dass nur Lüdi meinen vollen Namen verwenden darf, aber dann wurde es mir ja klar, dass mein eigenes Hirn alles formulierte.
Na, toll. Das bringt mich natürlich enorm weiter. Danke Hirn. Danke für Nichts. Denn du hast mir doch alles eingebrockt. Und ich armer Wicht darf das nun wieder ausbaden.
So, der Schuldige war endlich gefunden. Aber all der Aufwand der Recherchen würde bleiben.
Erhältlich ist dieses Buch in unserem T&Eshop wo es für 13,90€ inkl MwSt. bestellt werden kann.
Dieser und weitere interessante Artikel zu Tesla, E-Mobilität und regenerativen Energien finden sich in der aktuellen 17. Ausgabe des T&Emagazin:
In der 17. Auflage geht es unter anderem um diese Themen:
Editorial – Handlungen sind erforderlich
Tesla Welt – News des Quartals
Tesla – Christoph Krachten: Tesla uneinholbar?
Tesla – S3XY CARS Community 2023?
Tesla – Dana Blagojevic: Hansjörg von Gemmings unendliche Fahrt
T&Etalk – Tesla Model S & X Plaid in Europa
T&Etalk – Tesla AI Day II
Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)
Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
Elektroauto Guru – Antonino Zeidler: Spezielle Reifen für E-Autos
Elektromobilität – Timo Schadt:Essener Motorshow
Elektromobilität – Christoph Reichelt: Elektrische Fahrzeugdesigns
Technophilosoph – Dr. Mario Herger: Robotaxi und Tesla FSD Beta
Innovator – Gespräch mit Nicole Krause zu Full Self Driving
Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests
Elektromobilität – Leseprobe Witziges Buch über‘s E-Auto
Elektromobilität – Martin Hund: Batterie-Rohstoffe
Klimaschutz – Dr. Heiko Behrendt: Unsere Fahrweise
Klimaschutz – Dr. Heiko Behrendt: Realer Klimawandel
Klimaschutz – Dr. Heiko Behrendt: Kreislaufproduktion
T&Etalk – Jahresbilanz Energie- & Verkehrswende
Klimaschutz – Dr. Heiko Behrendt: Eine Radtour
Wirtschaft – Timo Schadt: Ein besonderes Bezahlterminal für‘s E-Autoladen
Wirtschaft – Dr. Heiko Behrendt: Straßenbahn
Reisebericht – Thomas Goldmann: Mit Model Y in die Pyrenäen
Fanboy – Gabor Reiter: Tesla Aktie – jetzt zugreifen?