Elektroautos zu Verbrennerpreisen? Klingt wie ein Traum, wird aber jetzt schon Realität. Die Zeiten, in denen Elektrofahrzeuge als teure Luxusgüter galten, neigen sich dem Ende zu. Eine Revolution bahnt sich an im Automobilmarkt, die das Potenzial hat, unsere Mobilität grundlegend zu verändern. Doch warum kommt der Preisrutsch jetzt schon? Wer sich die Entwicklung der letzten Monate angesehen hat und die Rahmenbedingungen kennt, wird nicht überrascht sein.
Ein Paradebeispiel für die drastische Entwicklung ist der Volkswagen ID.3. Breaking News: Ab Oktober 2024 wird der Basispreis des ID.3 Pure auf 33.300 Euro gesenkt. In Kombination mit der VW-Kaufprämie ist er sogar für unter 30.000 Euro erhältlich. Das ist ein Meilenstein, denn damit erfüllt VW das lang gehegte Versprechen eines Elektroautos für die breitere Masse.
Doch VW ist nicht allein. Skoda, bekannt für sein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, zieht nach. Mit dem neuen Elroq präsentiert Skoda ein Elektro-SUV, das ab 33.900 Euro startet, mit der gleichen Konfiguration wie der ID.3. 53 kWh Akku und 145 Kilowatt Ladeleistung. Was diese Modelle gemeinsam haben? Sie nutzen die MEB-Plattform des VW-Konzerns, was die Produktion effizienter und günstiger macht.
Oder der Peugeot e-2008, mit dem ich ja erst vor kurzem 400 Kilometer am Stück zurückgelegt habe ohne irgendwelche Probleme. Dieses kompakte Elektro-SUV ist mittlerweile als Tageszulassung schon für unter 25.000 Euro zu haben – ein Preis, der vor kurzem noch undenkbar schien für ein vollwertiges Elektroauto. Und alle drei Fahrzeuge sind trotz kleinem Akku absolut Langstreckentauglich. Der Peugeot mit einem vergleichbaren Akku mit 54 kWh und 100 kW Ladeleistung.
Was sind aber die Konsequenzen dieser Preisentwicklung? Wenn Elektroautos genauso viel kosten wie vergleichbare Verbrenner, fällt eine große Hürde zum Kauf weg. Der Skoda Elroq beispielsweise bietet mit 4,48 Metern Länge mehr Platz als der ID.3, bleibt aber preislich auf ähnlichem Niveau. Das macht Elektromobilität für eine viel breitere Zielgruppe attraktiv. Die Verkaufszahlen dürften deutlich steigen. Warum ist das aber plötzlich möglich? Ein Grund dürften die stark fallenden Batteriepreise sein. Aber generell sinken die Produktionskosten. Elektroautos sind viel einfacher konstruiert als Verbrenner. Und: Autohersteller investieren Milliarden in die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen. Je mehr Stückzahlen produziert werden, desto günstiger wird jedes einzelne Fahrzeug. Es ist ein sich selbst verstärkender Effekt: Niedrigere Preise führen zu mehr Verkäufen, mehr Verkäufe ermöglichen günstigere Produktion, was wiederum die Preise senkt. Eine Spirale, die nach unten zeigt – zumindest was die Preise angeht.

Und es gibt noch einen Faktor: die CO2-Flottenziele. Ab 2025 verschärfen sich die EU-Vorgaben für den CO2-Ausstoß von Fahrzeugflotten. Hersteller wie VW sind praktisch gezwungen, den Anteil von Elektroautos an ihren Verkäufen deutlich zu erhöhen, um Strafzahlungen zu vermeiden. Das erklärt auch, warum VW den ID.3 jetzt so aggressiv bepreist. Selbst, wenn der Hersteller Verlust bei jedem Fahrzeug macht, dürfte er insgesamt deutlich mehr an Strafzahlungen sparen. Die politischen Instrumente zum Erreichen der Klimaziele greifen also auch ohne Elektroautoprämie.
Ein weiterer spannender Aspekt: Wie wirkt sich der Preisverfall auf die Gebrauchtwagenpreise aus? Bisher galten Elektroautos als wertstabil, da das Angebot begrenzt war. Doch wenn Neuwagen wie der ID.3 oder der Skoda Elroq immer günstiger werden, könnte das auch den Gebrauchtwagenmarkt unter Druck setzen. Eine Entwicklung, die für Gebrauchtwagenkäufer interessant sein könnte, aber für aktuelle Besitzer von Elektroautos möglicherweise weniger erfreulich ist. Es lohnt sich also Elektroautos möglichst lang zu halten, insbesondere auch, weil die laufenden Kosten, wie Energie und Wartung deutlich günstiger als bei Verbrennern sind. Sprich: Das Gebrauchtwagenangebot könnte knapper werden. Es werden mehr Neuwagen gebraucht.
Der Preisverfall bei Elektroautos ist mehr als nur eine Marktentwicklung. Er könnte der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Mobilität sein. Wenn Elektroautos wie der ID.3, der Skoda Elroq oder der Peugeot e-2008 für immer mehr Menschen erschwinglich werden, könnte das den Übergang zu einer emissionsärmeren Verkehrswelt beschleunigen.
Die Elektromobilität steht an einem Wendepunkt. Die fallenden Preise könnten der Katalysator sein, der die Transformation unserer Mobilität endgültig in Gang setzt. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich der Markt in den kommenden Monaten und Jahren entwickeln wird. Eines ist sicher: Die Zeit, in der Elektroautos als teure Nischenprodukte galten, neigt sich dem Ende zu. Eine neue Ära der Mobilität bricht an – und sie könnte erschwinglicher sein, als viele es vermutet haben.
Über das Thema “Sind bald bezahlbare E-Autos zu haben?” sprechen Christoph Krachten und Timo Schadt am 6. Oktober ab 18 Uhr live in ihrem Podcast KRACHT&EN auf YouTube und Twitch.
Autor: Christoph Krachten