Interview mit Experten zum Thema Connected Car: IT-Sicherheit & Datenschutz

Foto: ins.de

Die Kfz-Branche ist stark im Umbruch: In wenigen Jahren wird das „Connected Car“ Standard sein. Schon jetzt ist der Datenaustausch zwischen Auto und Hersteller hoch, in Zukunft wird die Datenmenge durch autonomes Fahren noch weiter ansteigen – doch wie dürfen diese Daten genutzt werden? Wem gehören sie überhaupt? David Reich vom Podcast Tesla Welt, Jürgen Hartz vom Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) und Knut Krummnacker von INS Systems diskutierten Potenziale und Herausforderungen beim Trend zum Connected Car.

Knut Krummnacker: Herr Reich, Sie sind doch Tesla-Fahrer – wissen Sie, was sich Ihr Auto so alles merkt und sendet?

David Reich: Es gibt ein paar plakative Beispiele, durch die man einen Eindruck bekommt, was mit den Daten tatsächlich passiert. Tesla ist in Sachen Connected Car natürlich schon sehr speziell, weil hier viele Dinge ganz anders gemacht werden als bei anderen Automobilherstellern. Das liegt zum einen an einer sehr hohen Fertigungstiefe: viele Dinge werden bei Tesla selbstgemacht. Wenn sie einen Chip verwenden, schreiben sie auch die Software dafür selber – dadurch hat Tesla ganz tiefgehend Zugriff auf Daten und Systeme im Auto. Das führt dazu, dass Tesla wie keine andere Firma im Automotive-Bereich die Daten im Fahrzeug nutzen kann. Tesla ist zudem Vorreiter im Bereich Connected Car: seit 2012 haben sie mit der Einführung des Model S im Prinzip schon ein Connected Car im Angebot – das hat sonst niemand.

Jürgen Hartz: Jetzt muss man sich überlegen, warum Tesla so viele Daten sammelt. Das ist ja kein Selbstzweck, es geht ja darum, dem Ganzen einen Sinn zu geben und die Daten zu nutzen.

David Reich: Das ist richtig, und da ist als Beispiel der Videokamera-Einsatz aus meiner Sicht passend: Idee bei Tesla ist ja, dass sich die Fahrzeuge alleine mit Videokameras in unserer Welt zurechtfinden. Das ist aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Grund und auf eine ganz wichtige Art Datennutzung im Auto.

Jürgen Hartz: Das Thema hat einfach zwei Seiten: Auf der einen Seite mag es ein Segen sein, wenn ein Fahrzeug sehenden Auges eingreift und beispielsweise den Auffahrunfall verhindert. Mein Fahrzeug ist heute schon mehr ein rollender Computer, und ich bin zum Beispiel froh, wenn der Spurhalteassistent eingreift. Da hat es durchaus Fälle gegeben, wo ich hinterher gesagt habe: ‚Gott sei Dank‘. Aber wer kommt dann alles an die Daten heran? Habe ich das eigentlich selbst in der Hand? Wem gehören die Daten, die da entstehen? Selbst vor zehn oder 15 Jahren wurden ja schon Daten in Autos gesammelt und konnten ausgelesen werden, damals jedoch nur in der Werkstatt. Aber da war ich doch schon sehr erstaunt, was alles ausgelesen werden konnte.

David Reich: Die Frage nach der Datenhoheit ist berechtigt, aber nochmal ein weiteres Beispiel. Bei Tesla gibt es ja den Wächter-Modus, eine Art Alarmanlage. Das Auto reagiert dadurch auf eine sich nähernde Person und zeichnet dann Videos auf, die lokal im Auto gespeichert werden, also nicht zu Tesla wandern. Neu ist seit kurzem, dass über die Kamera ein Live View auf das Handy gestreamt werden kann, dadurch kann man das Umfeld des Fahrzeugs jederzeit sehen. Dazu kommt die Funktion ‚Talk Back‘: Über einen Button in der App kann man einen Außenlautsprecher bedienen und über das Auto sogar mit einer verfremdeten Stimme mit Menschen in der Umgebung sprechen Das ist laut Tesla Ende-zu-Ende-verschlüsselt, auf diese Daten hätte das Unternehmen keinen Zugriff.

Jürgen Hartz: Es gibt noch eine Frage, die sehr differenziert beleuchtet werden muss: Gehört mir das Auto, habe ich es bezahlt? Oder ist es ein Auto, das mir die Firma zur Verfügung stellt? Was passiert, wenn ich ein Auto direkt lease? Oder wenn ich ein Auto in einem Netzverbund miete? Wem gehört in dem jeweiligen Fall das Auto – und vor allem die Daten, die darin entstehen? Was passiert mit meiner Autoversicherung – hat diese Einsicht in mein Fahrverhalten und wie wirkt sich das auf meine Versicherungskosten aus? Derzeit gibt es dieses Recht an Dateneigentum nicht – da ist der Gesetzgeber kurzfristig dringend gefordert, etwas zu tun.

David Reich: Das sehe ich übrigens absolut genauso – diese Fragen sind zu klären. Das betrifft alle Hersteller: heutige Fahrzeuge sind mehr Computer als Auto. Durch unsere Smartphones tragen wir Kameras und Mikrofone mit uns herum, die theoretisch im schlimmsten Fall jeder hacken kann – und das ist jetzt bei Autos genauso.

Knut Krummnacker: Und die Entwicklung wird sich ja fortsetzen – vielleicht muss man sich in Zukunft mit einem elektronischen Führerschein identifizieren, sodass auch geprüft wird, ob man überhaupt die Berechtigung hat, dieses Fahrzeug zu führen. Da werden dann auch personenbezogene Daten miteinbezogen, und da wird zu prüfen sein, ob die Gesetzeslage überhaupt einen solchen Spielraum gewährt.  


 

Bei diesem Gespräch handelt es sich um Auszüge aus einem Interview mit Experten, unter anderem mit David Reich vom Tesla Welt Podcast im Podcast „IT auf Abruf“.


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