Profis nutzen Checklisten

Was ist zu tun, wenn während einer Fahrt die Batterie (fast) leer ist und man unmittelbar davorsteht zu stranden?

Beispielhaft wird das notwendige Verhalten für das Model S beschrieben, ich denke, bei X, Y, und 3 wird es ähnlich sein. Man kann das Liegenbleiben gut oder schlecht machen, denn die darauf folgenden Kosten und Unannehmlichkeiten hängen wesentlich davon ab, was man in den Minuten nach dem Stillstand tut oder unterlässt. Jetzt wird man sagen: Das darf nicht passieren, ist mir noch nie passiert, das ist ja gefährlich usw. Ja, richtig, sollte nicht passieren. Auch in der Luftfahrt sollte man nie mit „dry tanks“ in der Luft sein, trotzdem gibt es eine Checkliste mit dem Titel ALL TANKS EMPTY / FUEL UNUSABLE, und die gilt es abzuarbeiten, sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten.

Ich habe mir über eine Checkliste zu diesem Thema Gedanken gemacht, als ich mein erstes E-Auto noch relativ neu hatte, da ist man ja geneigt, die Reichweite auszutesten. Damals war mein Ziel, mit dem Model 75 die 600 km-Distanz ohne Nachzutanken zu knacken. (Ein neues Model 75 hat etwa 68,5 kWh ausfahrbare Energie, inzwischen habe ich ca. 5,5% weniger). Kurzum, dieses Ziel ist mir geglückt, ich bin nicht liegengeblieben. Wer die entsprechende Dokumentation nachlesen will, siehe hier nach.

Im Zuge der Vorbereitung für diese Fahrten (habe die 600km zwei Mal geknackt) macht man sich naheliegender Weise auch Gedanken was zu tun ist, wenn reichweitenmäßig etwas schiefgeht. Das Ergebnis dieser Überlegungen fand Niederschlag in der auf der nächtsen Doppelseite folgenden Checkliste. Zunächst zum Verständnis, was passiert, wenn die Hauptbatterie leer wird:

Das Batteriemanagement drosselt die verfügbare Leistung kontinuierlich, bis man fast nur noch mit Fahrradgeschwindigkeit fahren kann. Dies wird begleitet von umfangreichen Warnungen.
Das Batteriemanagement kappt den Strom, jetzt ist das Auto antriebslos und muss abgestellt werden.
In der Folge wird die 12 V-Bleibatterie (ja, so etwas gibt es in jedem E-Auto), die etwa 33 Ah Kapazität hat, auch nicht mehr geladen und entlädt sich ebenfalls sehr bald. Die verbleibende Zeit ist schlecht zu bestimmen, aber man tut gut daran, die Bleibatterie zu schonen, dann hat man eventuell die Chance, beim Bergen den Schleppmodus zur Verfügung zu haben, ohne vorher diese Batterie aufladen zu müssen. ACHTUNG! Kurz bevor die 12 V-Batterie ihren Geist aufgibt, wird automatisch wieder die Parkbremse gesetzt, dann ist ein Schleppen/Schieben des Autos unmöglich!

Zur Checklisten-Philosophie ein paar Worte: Einige Leser werden sagen, da steht ja nichts Besonderes drin, das weiß doch jeder. Die Erfahrung zeigt, dass schon in einer normalen, aber erst recht in einer ungewöhnlichen und stressigen Situation, (und das Liegenbleiben, vielleicht sogar in Dunkelheit bei Regen/Schnee ist so eine), oft und gerne Vieles vergessen wird. Dann nimmt man gerne ein „Kochrezept“ zur Hand, welches man einfach Punkt für Punkt abarbeiten kann. Hat sich unter anderem in der Luftfahrt bewährt. Ich habe mir damals die Liste auf den Deckel der Mittelkonsole geklebt, dort stört sie nicht, verdeckt dortige Kratzer und erinnert mich ein bisschen an meinen früheren Arbeitsplatz 🙂
Die Checkliste sollte griffbereit im Auto deponiert und so groß ausgedruckt sein, dass man sie zur Not auch ohne Brille lesen kann. Dazu sollte sich folgendes Zubehör im Auto befinden: