Deutsche Automobilindustrie am Scheideweg
von Fanboy Gabor Reiter
Volkswagen steht vor einer beispiellosen Krise: Schließungen deutscher Werke und der Abbau von Arbeitsplätzen sind im Gespräch. Allein der Absatz der Kernmarke VW sank zwischen 2019 und 2023 um 22%. Gründe für die Probleme sind vielfältig – von gescheiterten Softwareprojekten bis hin zu verschlafenen Elektroauto-Initiativen. VW hat nun noch zwei Jahre, um gegenzusteuern, so das Management.
Einer der Hauptgründe für die Krise ist das gescheiterte Software-Projekt „Cariad“, das von Ex-VW-Chef Herbert Diess initiiert wurde. Die eigenständige Softwareentwicklung für Elektroautos hat sich als historischer Fehler erwiesen und VW wichtige Zeit gekostet. Branchenexperten betonen die Wichtigkeit der Software im E-Auto-Sektor. Als Befreiungsschlag soll nun der Einstieg beim US-Start-up Rivian mit bis zu fünf Milliarden Euro dienen.
Auch die verspätete Reaktion auf die E-Auto-Wende belastet VW. Der Konzern setzte lange auf Verbrennungsmotoren und exportierte diese nach China, ohne sich auf den dortigen Zukunftsmarkt einzustellen. Mittlerweile dominieren einheimische Hersteller in China, unterstützt durch staatliche Subventionen. VW hat im mittleren Preissegment kaum noch Relevanz und ist lediglich im Premiumsegment aktiv. Es mangelt an fehlender Voraussicht des Konzerns. Im wichtigen chinesischen Markt, in dem das E-Auto längst favorisiert wird, hat VW deutliche Marktanteile eingebüßt.
Neben den externen Marktveränderungen gibt es interne Hürden. Das Land Niedersachsen und mächtige Gewerkschaften blockieren wichtige Entscheidungen. Ein ehemaliger VW-Manager spricht von einem „Beamtentum“ in der Unternehmensführung, das den Weltkonzern wie eine Behörde leitet. Diese internen Blockaden erschweren die notwendige Transformation des Unternehmens.
Die aktuellen Entwicklungen sind symptomatisch für eine Krise im gesamten deutschen Automobilsektor. Die Regionen haben hart für ihren Wohlstand gearbeitet, doch die Unsicherheit wächst. Die Automobilindustrie trägt nach wie vor erheblich zur deutschen Wirtschaft bei, und die Werksschließungen sind ein schwerer Schlag für das Selbstverständnis Deutschlands als führender Industriestandort. Um wieder konkurrenzfähig zu werden, muss VW die internen Strukturen reformieren und sich konsequent auf die Anforderungen des sich wandelnden Automobilmarktes einstellen.
Deutschlands Weg aus der Krise führt über ein neues „Wirtschaftswunder“ – die erfolgreiche Transformation von einem exportorientierten Autohersteller zu einer sauberen Energiemacht. Nur so kann VW und mit ihm die deutsche Wirtschaft wieder auf Erfolgskurs gebracht werden.
Im KRACHTEN-Posdcast war die Volkswagenkrise Anfang September Thema. Die Journalisten Christoph Krachten und Timo Schadt ordneten die diesbezüglichen Erkenntnisse ein und sprachen über ihre Einschätzung der Lage im Hinblick auf die deutsche Automobilindusirie im Allgemeinen und die besondere Situation des Volkswagen-Konzerns.
Das Video kann bei YouTube unter diesem Link angeschaut werden. Doch ist das Ganze auch auf allen gängigen Plattformen als Podcast nachzuhören.
Autor: Gabor Reiter
Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 24 des T&Emagazins, welches hier bestellbar ist.
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