Zum Thema Ladeengpässe: Künftige Verkehrsströme müssen aufgeladen werden

Foto: Claudius Banani

Der wichtigste Grund für Autofahrer, kein E-Auto zu kaufen, ist ‚Reichweitenangst‘. Danach folgen ‚Zu wenig Ladeplätze‘, ‚Laden dauert zu lange‘‚ ‚E-Autos sind teurer als Verbrenner‘, ‚Kann das E-Auto nicht zu Hause laden‘ (zit. Quelle: AlixPartners). Vier der fünf Gründe, die vermeintlich gegen ein E-Auto sprechen, sind mit dem Laden verknüpft. Mit der Zunahme der Zahl der Elektrofahrzeuge wird das Ladeproblem noch kritischer. Dies ist in der Praxis noch nicht sichtbar, denn heute fährt weltweit erst eins von hundert Autos elektrisch.

Die Wohlhabenderen können in der Regel ihr Auto zu Hause oder beim Job aufladen. So wird davon ausgegangen, dass zukünftig weltweit etwa 60 Prozent der E-Auto-Fahrer*Innen ihr Fahrzeug außerhalb von Wohnen oder Arbeiten aufladen müssten. Ende 2020 verfügte die Welt erst über etwa 1,3 Millionen Ladestellen, bis 2050 werden etwa 200 Millionen benötigt.

Private Unternehmen zeigen bereits Interesse, weil es Geld zu verdienen gibt. Zum einen auf das Laden spezialisierte Firmen, aber auch Ölkonzerne, mit Shell an der Spitze, installieren Ladesäulen auf ihren Tankstellen bzw. kaufen bereits spezialisierte Firmen auf. Zum anderen Energieversorgungsunternehmen, welche viel Elektrizität zu verkaufen haben, die ebenfalls einen Markt wittern, den sie nicht Ölkonzernen überlassen wollen.

Doch neben dieser Dimension gibt es weitere Probleme: Zum einen die Koordination von Ladesäulen-Eignern, Grundbesitzern, auf deren Flächen die Säulen installiert werden könnten, sowie Planungsämtern und Netzbetreibern. Zum anderen die Kosten: bis 2050, so schätzt BloombergNEF, werden 1,6 Billionen Dollar nötig sein. Auch sind Gewinne nicht schnell zu erwarten, weil die Ladeinfrastruktur zu Beginn kaum ausgelastet sein wird. Und es dürften Lücken auftreten, denn interessant ist eine Investition vor allem in Ballungsräumen, im ländlichen Raum dagegen wird sich wie bei der Telekommunikation der Eifer in Grenzen halten. Hinzu kommt: Die E-Auto-Fahrer*innen sollten in der Lage sein, zwischen verschiedenen Anbietern zu wechseln, ohne alle abonnieren zu müssen.

Was muss also getan werden? Während einige Regierungen E-Autos subventionieren, versuchen andere, Geld in das Ladenetz zu pumpen. In den USA sind 7,5 Milliarden Dollar für 500.000 Stationen bis 2030 reserviert. Großbritannien will die Eigner von Neubauten zur Installation von Ladestationen verpflichten. Allerdings sind die Summen klein, und die Probleme der Koordination, regionalen Abdeckung und der Bequemlichkeit bleiben. Der ‚Economist‘ schlägt daher vor, dass Staaten die Rechte für den Betrieb regionaler Ladeinfrastruktur versteigern bzw. Lizenzen vergeben. Per Gesetz muss dabei sichergestellt werden, dass E-Autofahrer*Innen alle Netze nutzen können. Auf diese Weise konnten Telekom-Unternehmen in den letzten 20 Jahren 4 Billionen Dollar in ihre Netze investieren – und sie verdienen damit viel Geld. Dadurch verwandelte sich die teure Funktelefonie für Reiche in etwas, dass heute jeder in der Tasche hat.

Die Informationen zu diesem Beitrag stammen aus zwei Artikeln der Zeitschrift ‚The Economist‘, December 11th-17th 2021, Leitartikel ‚Plugging the gap‘; Hauptartikel ‚Current Situation‘.

 

Dieser Artikel von Heiko Behrendt stammt aus Ausgabe 13 des T&Emagazin, die am 15. Januar 2022 erschienen ist.

Neu ist: Die Zeitschrift wird fortan 68 Seiten haben. 16 Seiten mehr als bisher, gefüllt mit Berichten zu Themen der Elektromobilität und zu regenerativen Energien. Das Magazin verfügt über eine Leimbindung ist und dadurch noch schicker geworden. Zudem wurde die Auflage weiter erhöht: 30.000 Exemplare wurden diesmal gedruckt.

Ein Exemplar der Ausgabe 13 kann gegen Versandkostenübernahme hier bestellt werden.

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Die Themen der Ausgabe 13:

  • Vom „Ob“ zum „Wie“ 
  • Tesla Welt – News des Quartals 
  • Tesla – Gigafactory 4
  • Tesla – Elon Musk beim Gigafest
  • Tesla – Stammtisch bei Clubhouse   
  • Tesla – 4 abgefahrene Gründe, Tesla zu fahren  
  • Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)    
  • Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.    
  • S3XY CARS Community – Weltgrößtes E-Auto-Treffen    
  • Elektroauto Guru – Als Wohnungsmieter das E-Auto laden   
  • Elektromobilität – Im Winter & im Pannenfall    
  • Elektromobilität – 12 Volt Batterie     
  • Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests    
  • Elektromobilität – Gebrauchte Elektroautos   
  • Elektromobilität – Elektrische Quads    
  • Innovator – Norbert Zajacs größtes Zoogeschäft der Welt   
  • T&Etalk – Rückblick: Junge Menschen, Zukunft und E-Mobilität    
  • T&Etalk – Rückblick: Giga 4    
  • T&Etalk – Rückblick: E-Auto vs. Bus & Bahn   
  • T&Etalk – Rückblick: Die Liebe zum Tesla    
  • T&Etalk – Rückblick: Ökostrom selber erzeugen & vermarkten   
  • T&Etalk – Ausblick: Aktien zu E-Mobilität & Energie    
  • Technophilosoph – Ohne Börsenhype keine Elektroautozukunft?    
  • Wirtschaft – Connected Car: Tesla, IT-Sicherheit & Datenschutz    
  • Wirtschaft – Ladeengpässe    
  • Wirtschaft – Haus-Energiewende   
  • Klimaschutz – Baum-Patenschaften    
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