Die Chinesen kommen. Jetzt!

Die chinesische Firma BYD (build your dreams), hat am Montag neue Finanzzahlen veröffentlicht, die außerordentlich gut waren. Der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahr um fast 70 Prozent gestiegen. Der Gewinn hat sich im gleichen Zeitraum verdreifacht. BYD, einer der größten Batteriezellenhersteller, ist seit einigen Jahren auch in der Automobilbranche tätig. Das Unternehmen will massiv in den europäischen Markt vordringen. Es kommt aber nicht alleine.

Lange Zeit war der so genannte „China Schrott“ Synonym für schlechte Qualität aus Fernost, für billige Wegwerfprodukte, die letztlich nur Kopien hochwertiger Waren aus dem Westen waren.

Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Beim Thema Elektromobilität ist China weit vorne. Der chinesische E-Auto-Markt – weitaus relevanter als beispielsweise der deutsche – wird bereits seit Jahren von diversen chinesischen Marken regelrecht überflutet. Zum einen sind es schon länger bestehende Unternehmen wie BYD, die mehr und mehr vom Verbrenner weg zu einer wachsenden Produktpalette im vollelektrischen Fahrzeug-Segment gehen. Zum anderen sind es Startups, die ohne erst den Ballast einer laufenden Verbrenner-Produktion abbauen zu müssen, mit tollen Fahrzeugen um die Ecke kommen. Die Firmen Polestar (Volvo-Tochter – gehört seit 2010 zur chinesischen Zhejiang Geely Holding) und Aiways (Vertrieb über Euronics) sind schon seit einiger Zeit dabei, ihre Produkte auch in Europa auszurollen. Deren Qualität ist sowohl in Punkto Design, Außenverarbeitung und Innenraumhaptik als auch in Fragen der Ladeleistung und Reichweite alles andere als China-Schrott.

In den kommenden Wochen werden weitere Fabrikate auf diesem Kontinent aufschlagen.

Wer bisher nur als Player im E-Mobilitätssegment die Amerikaner Tesla, die deutschen Hersteller der Volkswagen-Gruppe und BMW, General Motors, die Südkoreanische Kia Motors Corporation und die Stellantis Gruppe wahrgenommen hat, sollte die Scheuklappen absetzen. So gehört der vermeintliche deutsche Autokonzern Daimler längst zu 9,98 Prozent der staatlichen Beijing Automotive Group (BAIC) aus China. Die Verarbeitungsqualität und Leistungsdaten der schon angekommenen und kommenden Chinesen werden viele Umsteiger:innen in die E-Mobilität überraschen. Die Fahrzeuge können bei verwöhnten Kund:innen “deutscher Markenqualität” optisch wie technisch durchaus mithalten.

Insbesondere faszinierend niedrig ausfallende Preise werden auch bei deutschen Käufer:innen Interesse wecken. Ein weiterer Aspekt könnte die Verfügbarkeit sein. Es könnte durchaus passieren, dass die Schiffe aus China um Monate und Jahre schneller hier sind als die bekannten Hersteller liefern können. Mit Ausnahme von Tesla gibt es bei denen nämlich überwiegend lange Wartezeiten. Doch genau genommen ist ja auch Tesla ein chinesischer Hersteller – aber auch ein deutscher.

In einer globalisierten Welt könnte die Loyalität vieler deutscher Autokäufer:innen durch die Realitäten verlockender Angebote abgelöst werden und alsbald Geschichte sein. Andere Märkte sind weit weniger markentreu als Deutschland und global gesehen auch deutlich wichtiger. Das Tempo mit dem zum Beispiel die deutsche Autobranche den Wandel der Antriebstechnologie vollzieht mag isoliert betrachtet auf Deutschland ausreichen, international sind andere schlicht um Welten schneller und qualitativ mindestens ebenbürtig.  

Die chinesischen Hersteller werden jedenfalls mit ihrer ungemeinen Dynamik die Marktlage der nächsten Jahre deutlich verändern und vor allem steht fest: Die Chinesen kommen. Jetzt!

Was rollt da aus China nach Europa?

Mit dem kompakten E-SUV Atto 3 will BYD im Herbst den deutschen Markt erobern. Mit 420 Kilometern Reichweite und 160 km/h Höchstgeschwindigkeit stellt er eine Konkurrenz zum ID.3 dar. Ein fester Preis steht bislang noch nicht fest. Ersten Schätzungen zufolge wird von einem Preis von circa 35.000 Euro ausgegangen.

Das Model Tang, ebenfalls von BYD, soll auch noch in diesem Jahr ausgeliefert werden. Er soll als Konkurrent zum Model Y von BYD am Markt platziert werden. Mit bis zu sieben Sitzen kann er ausgestattet werden und hat eine Reichweite von 400 Kilometern und 185 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit. Schätzungen gehen von einem Grundpreis von 50.000 Euro aus. Bildquelle: BYD


Als weiterer chinesischer Hersteller von Elektrofahrzeugen ist auf dem deutschen Markt Hongqi zu erwarten. Im September 2021 startete der asiatisch Hersteller bereits den Export des e-HS9 nach Norwegen. Die Niederlande folgte im August 2022.

Die Limousine e-HS9 ist hat eine Reichweite von 521 Kilometern und kostet voraussichtlich 50.000 Euro. Als Liefertermin wird vom Hersteller Oktober 2022 genannt.

Bildquelle: Hongqi


Der et7 von NIO, der ebenfalls noch im Herbst ausgeliefert und auch mit dem Mode S konkurrieren soll. soll 55.000 Euro kosten. Hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass bei NIO im Grundpreis meist die Batteriemiete nicht enthalten ist.

Bildquelle: NIO

Letztendlich ist auch noch in diesem Jahr mit dem MG 4 von MG, dem ehemaligen britischen und jetzt chinesischen Hersteller, auf deutschen Straßen zu rechnen. Es sei vergleichbar mit dem ID.3 und hat bei kleinem Akku eine Reichweite von 350 Kiliometern für rund 33.000 Euro und bei großem Akku eine Reichweite von 450 Kilometern für 36.000 Euro.

Bildquelle: MG

Weitere chinesische Hersteller stehen schon in den Startlöchern.
Beispielweise Xpeng, die bereits in Holland, Schweden und Dänemark ihre Autos auf dem europäischen Markt vertreiben, haben für den deutschen Markt das zweite Quartal 2023 anvisiert.


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