Warum will Elon Musk Tesla von der Börse nehmen?
Zunächst einmal handelt es sich um eine Idee, die gar nicht so abwegig ist. Tesla ist dann den quartalsweise anstehenden Rechtfertigungsdruck los und bekommt die Frage nicht permanent gestellt: Ist in den vergangenen Monaten ausreichend Profit erwirtschaftet worden? Denn CEO Elon Musk will ja das „große Ganze“ voranbringen und nicht klein-klein in jedem Quartal Zahlen diskutieren, die zwar möglicherweise im jeweiligen Moment das Unternehmen abbilden, aber die zukünftige Entwicklung nur erahnen lassen.
Beim meist geshorteten Unternehmen an der Börse sind viele, die auf fallende Kurse der Tesla-Aktie gesetzt haben, selbstverständlich daran interessiert, aus den jeweiligen Quartalsergebnissen negative Aspekte herauszuziehen. Diese werden dann aufgebauscht und die langfristigen Überlegungen, die nun mal in kostenintensiven Investitionen zum Ausdruck kommen, werden gerne ausgeblendet. Es ist für Shortseller praktisch, wenn Elon Musk alle drei Monate Rechenschaft ablegen muss. Da findet sich sicher das eine oder andere Haar in der Suppe, auch wenn das Gesamtpaket noch so stimmig sein kann.
Elon Musk ist bekannt für seinen autoritären Führungsstil. Daher ist er – und das hat er ja beispielsweise bei der vorletzten Vorlage der Quartalszahlen mehr als deutlich gemacht – keineswegs daran interessiert sich permanent erklären zu müssen. Ihm würde es somit nicht nur Zeit und Energie sparen, sondern auch mehr Freiheit an die Hand geben, sich auf seine langfristigen Vorhaben zu konzentrieren und nicht auf Zwischenbilanzen.
Ist das Prozedere ungewöhnlich?
Ja. Es ist sehr selten, dass Unternehmen freiwillig von der Börse gehen. Aber es kommt vor. Technisch ist es aufwändig, jedoch grundsätzlich möglich. Sehr ungewöhnlich ist, dass ein solcher Schritt über den Kurznachrichtendienst Twitter angedeutet wird. Dass kurz der Börsenhandel ausgesetzt wurde und nun die Börsenaufsicht ermittelt, klingt dramatisch. Ebenso, dass es Sammelklagen gegen Elon Musk geben wird.
Doch eins nach dem anderen: Elon Musk hat eine Idee geäußert. Er hat aber auch die Behauptung aufgestellt, dass im Falle der Umsetzung dieser Idee die Finanzierung gesichert sei.
Der Handel der Tesla-Aktie wurde ausgesetzt, da sie von jetzt auf gleich preislich explodierte und man sich genötigt sah, zunächst einmal zu prüfen, ob am Ende nur Elon Musks Twitter-Account gehackt sein könnte. Nach offizieller Bestätigung durch Tesla wurde der Handel wieder zugelassen.
Eine Ermittlung der Bösenaufsicht im Hinblick auf den Vorwurf der Marktmanipulation kann nicht auf der Äußerung einer Idee, sondern bestenfalls auf der Tatsachenbehauptung, die Finanzierung sei gesichert, beruhen. Da hat sich Musk aus dem Fenster gelehnt und muss nun Fakten nachliefern. Es wäre sehr dumm gewesen, hätte er solche nicht in der Hinterhand. Aber Elon Musk ist nicht dumm.
Dass Leerverkäufer nun durch Anwälte zu Sammelklagen eingeladen werden, resultiert daraus, dass die einen Geld verdienen und die anderen Schaden minimieren wollen. Gute Aussichten haben die Anwälte unabhängig vom Ergebnis. Erstere, nun ja kleines Wortspiel, könnten in doppeltem Sinne leer ausgehen.
Doch wie sieht es für die nicht shortenden Anleger aus?
Die profitieren zunächst einmal vom steigenden Aktienkurs. Wenn sie dann tatsächlich eingeladen werden, die Aktien unabhängig vom Tageskurs für 420 US-Dollar zu veräußern, kann das, insbesondere wenn dieser darunter liegt, ein interessantes Geschäft sein. Doch Tesla will Anlegern ja auch ermöglichen, die Anteile am Unternehmen zu behalten. Wer das macht, könnte noch mehr Geld verdienen, wenn sich der Wert von Tesla weiter erhöht, wovon ja nicht wenige ausgehen. Ihnen bliebe dann weiterhin zu festen Zeitpunkten, aber nicht mehr täglich, die Möglichkeit Unternehmensanteile zu verkaufen.
Somit ändert sich für langfriste Anleger eigentlich nicht viel. Nur für Daytrader und Shortseller verliert Tesla an Bedeutung. Das ist der Sinn der Sache.
Noch mehr Infos zum Thema: t-magazin.de/2018/08/tesla-soll-privatisiert-werden/
Autor: Timo Schadt
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Gut geschriebener Kommentar, der das langfristige Denken von Elon hervorhebt. Und ja, Elon ist nicht dumm. Er denkt mindestens 2-3 Schritte weiter als wir alle. Jetzt einfach noch den Preis von $240 auf $420 anpassen und gut ist es.