Täglich treffen in der Redaktion des T&Emagazin Pressemitteilungen ein. Die meisten sind von irgendwelchen Unternehmen, die mit den Thema Elektromobilität und Energie zu tun haben. Viele kommen in den großen Rundordner, weil T&E ein Community-Projekt ist und keine Werbeplattform.
Manchmal kommt allerdings ganz großer Käse an. Spezialist für großen Käse ist Steve Dumke, der sich eines konkreten Falles angenommen hat. Auf seinem YouTube-Kanal Steve&Julian hat er am Montag, den 29. August 2022 eine solche Pressemitteilung in einem Beitrag ausführlich thematisiert (siehe Beitragsende).
Schon jetzt gibt er einen ersten Einblick: “Mich stört am meisten der Energie Kolonialismus an E-Fuels. Hat schon einmal einer die Leute in den Ländern gefragt, ob die da überhaupt Bock drauf haben? Bock haben, dass man gigantische Kapazitäten an Fachkräften und Material bindet, um Anlagen zu errichten, welche die Mobilität von erste Welt Ländern wie Deutschland sichern sollen? Bock darauf haben, dass dort dann alle Nase lang ein Schiff an und ab fährt? Bock darauf haben dort keinen Job zu finden, weil es eine hochtechnologisierte und teilautonome Anlage sein wird?”
Zudem ist seine These, dass unter dem Deckmantel einer vermeintlichen “Technologie-Offenheit” eine letztlich rückständige und abgewirtschaftete Technologie künstlich am Leben erhalten werden soll, was wirkliche Fortschritte ausbremsen könnte. Denn unbestritten ist: Klassische Verbrennungsmotoren sind deutlich ineffizienter als moderne Batterieantriebe. Der Wirkungsgrad eines Benzinmotors liegt bei üblicher Fahrweise nur bei gut 20 Prozent. Anders beim Elektromotor: Er setzt rund 80 Prozent der zugeführten Energie in Bewegung um. Wenn man die Verluste einbezieht, die beim Laden der Batterie und bei der Bereitstellung des Stroms anfallen, erhält man einen Wirkungsgrad von 64 Prozent. Das Elektroauto ist damit etwa dreimal so effizient wie ein Fahrzeug mit einem konventionellen Verbrennungsmotor. Am Rande bemerkt gewinnt der reine Batterieantrieb auch im direkten Vergleich mit einem Fahrzeug, das Wasserstoff tankt und mithilfe einer finanziell wie technisch aufwändigen Brennstoffzelle in Bewegungsenergie umsetzt: Denn dieses erzielt nur einen Wirkungsgrad von etwa 27 Prozent, wenn man die heute noch relativ aufwendige Herstellung des Wasserstoffs einbezieht. (Quelle: Bundesmeinisterium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz)
Hier der Stein des Anstoßes, die besagte Pressemitteilung im Original:
“>>> FACT SHEET eFUELS <<<
Was sind eFuels?
eFuels sind synthetische Kraftstoffe. Sie werden aus Wasser und CO₂ in einem Syntheseprozess mit Hilfe von Erneuerbaren Energien gewonnen. eFuels können fossile Kraftstoffe ersetzen und in den allermeisten bestehenden Anwendungen mit Verbrennungsmotoren genutzt werden. Da eFuels im Verbrauch nur das CO₂ abgeben, das für ihre Herstellung aus der Atmosphäre gebunden wird, sind sie in der Nutzung klimaneutral.
Die Effizienzdebatte ist klimapolitisch nicht zielführend
Die Herstellung von eFuels ist energieintensiv. Rund 60 % der Kosten für die Herstellung von synthetischem Kraftstoff entfallen auf den erneuerbaren Strom, der für die Elektrolyse zur Gewinnung des Wasserstoffs benötigt wird. Deshalb werden eFuels in den Teilen der Welt hergestellt, in denen die Bedingungen für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen besonders günstig sind. Das sind in der Regel dünnbesiedelte Regionen, wo Sonne und Wind häufig verfügbar sind – wie etwa beim Projekt Haru Oni von HIF Global in Patagonien. Dort erreicht eine Windkraftanlage im Durchschnitt etwa 4-mal mehr Volllaststunden als Erneuerbare-Energien-Anlagen in Deutschland. Wenn eFuels in solchen bevorzugten Regionen außerhalb Europas produziert werden, konkurrieren sie nicht um den in Deutschland noch immer knappen erneuerbaren Strom. Stattdessen können die weltweit großen ungenutzten Potenziale für erneuerbare Energien erschlossen und in Form von eFuels rund um den Globus zur Verfügung gestellt werden. Chile beispielsweise verfügt nach eigenen Angaben über das Potential von 70-mal mehr Erneuerbare Energien als es zum Eigenbedarf benötigt. Ähnliches gilt für andere Regionen in Nord- und Südamerika, Afrika und Australien. Das häufig unreflektiert angebrachte Argument, wonach eFuels im Vergleich zur direkten Stromanwendung zu ineffizient seien, überschattet daher die eigentlich zu beantwortende Frage: Wie können wir fossile Kraftstoffe möglichst schnell zu möglichst geringen Kosten ersetzen? Bei globaler Betrachtung hat die Welt keinen Mangel langfristig Erneuerbaren Energien zu produzieren, sondern das Problem, dass klimafreundliche Technologien nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen, um unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, die den Klimawandel verursachen und Energieversorgung gefährden, zu unterbinden.
eFuels sind nicht der teure „Champagner der Energiewende”
Grundsätzlich sind eFuels umfassend erforscht. Die Technologie ist industriell skalierbar. Unsere Mitglieder bieten heute schon eFuels für Produktionskosten zwischen 1-2 Euro pro Liter aus geeigneten Regionen an. Langfristig wird der Preis unter 1 Euro pro Liter fallen. eFuels Preise von 4-10 Euro sind ein Mythos und beziehen sich auf im Labor und ersten Forschungsanlagen produzierte eFuels. Eine Kernkomponente des Endpreises, den die Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen müssen, ist die Energiesteuer. Diese wird aktuell auf europäischer Ebene überarbeitet. Der Kommissionsvorschlag sieht eine klare steuerliche Begünstigung von eFuels vor, die die Mehrkosten fast vollständig kompensiert. Des Weiteren können eFuels fossilen Kraft- und Brennstoffen beigemischt werden, so dass sich die anfangs höheren Produktionskosten bei geringen Beimischungsmengen kaum auf den Endverbraucherpreis auswirken. Durch Skaleneffekte lassen sich langfristig Produktionskosten senken, wie wir es bei Wind, Photovoltaik und Batterien gesehen haben. Unterm Strich bleibt klimaneutrales Heizen oder Tanken damit für alle BürgerInnen jederzeit auf dem heutigen Niveau bezahlbar.
eFuels sind keine Nischenlösung
Die Produktion im industriellen Maßstab ist angelaufen, viele Investitionsentscheidungen wurden und werden aktuell getroffen. Erste große Mengen eFuels werden bereits ab dem Jahr 2023 verfügbar sein. Die EU wird im Rahmen des Green Deals eine verpflichtende Quote von 2,6 bis 5,7% grünen Wasserstoff und eFuels im europäischen Verkehrssektor bis 2030 beschließen – das sind umgerechnet 14 bis 30 Mrd. Liter Diesel-äquivalent.
Fraunhofer IEE hat das Potenzial für grünen Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe untersucht: Demzufolge könnten bis zu 88.000 TWh klimaneutrale synthetische Kraftstoffe außerhalb Europas produziert werden. Das entspricht fast dem Dreifachen des Energiebedarfs des globalen Verkehrssektors (33.603 TWh im Jahr 2019).
Mit eFuels Klimaschutz und Energiesicherheit miteinander verbinden
Ob es Luftfahrt, Schifffahrt, Bahn, Straßenverkehr, Anwendungen im Offroad-Bereich, der Chemie oder der Produktion von Stahl sind: eFuels in der gesamten Palette von Wasserstoff über Kraftstoffe bis hin zu Ammoniak oder Naphta werden gebraucht, um Klimaziele zu erfüllen und den Klimawandel zu bekämpfen. Klar ist auch: Es wird nicht ausschließlich mit eFuels gehen, denn es gibt für bestimmte Anwendungsfälle natürlich auch andere Technologien, zum Beispiel die direktelektrische als Batteriefahrzeuge oder Wärmepumpen. Je mehr Technologiepfade wir beschreiten können, desto schneller senken wir CO₂ -Emissionen und desto größer sind die Wahlmöglichkeiten für den Nutzer. Außerdem gilt es am Ende auch so kosteneffizient wie möglich vorzugehen, um Ressourcen zu sparen und weiterhin möglichst bezahlbar zu produzieren oder mobil sein zu können. Deswegen treten wir für Technologieoffenheit ein und wollen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass so viel Wettbewerb wie möglich und so wenig regulatorische Eingriffe wie nötig erforderlich sind, um die Klimaziele zu erfüllen. Mit einer Beimischung von 5% eFuels zusätzlich in den Europäischen Kraftstoffmix könnten 60 Mio. TonnenCO₂ eingespart werden. Zugleich könnten damit 70% der russischen Rohölimporte ersetzt werden. Keine Technologie hat nur Vorteile oder nur Nachteile. Einseitige Abhängigkeiten sind nie gut – wie wir gerade in Deutschland schmerzlich erfahren müssen. eFuels werden also einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und gleichzeitig unsere Energieversorgung nachhaltig sichern und diversifizieren.
>>> Die eFuel Alliance e.V. <<<
Die eFuel Alliance ist eine Interessensgemeinschaft, die sich für die industrielle Produktion von synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien einsetzt. Mit seinen mehr als 180 Mitgliedern repräsentiert die eFuel Alliance die gesamte Wertschöpfungskette der eFuel Produktion. Wir bekennen uns klar zu mehr Klimaschutz und setzen uns dafür ein, dass der bedeutende Beitrag von eFuels zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine breite Anerkennung findet. Unser Ziel ist es, die industrielle Herstellung und breite Nutzung von CO₂ -neutralen Kraftstoffen aus erneuerbaren Energiequellen zu ermöglichen.”
Steve spricht in seinem Video Fragen an wie:
“Stell dir vor es ist Energiekrise und keiner geht hin. Sind wir denn von allen guten Geistern verlassen?
Trotz der aktuellen Lage mit Vollgas in die nächste Abhängigkeit?!
Alles für die Gewohnheit? Wo bleibt die Sektorenkopplung, wenn E-Fuels in südlichen Ländern produziert werden?
Die ganze Welt scheint im Wandel, wenn man selbst in Ländern wie Chile auf Elektromobilität setzt und wir lassen uns erzählen, E-Fuels wären wichtig für Märkte wo die E-Mobilität noch nicht funktioniert.
Glaubt man ernsthaft die Leute haben Bock darauf irgendwo Sprit zu kaufen? Egal ob Fossil oder synthetisch. Selbst in der Steppe von Afrika erzeugen die Menschen Solar-Strom für Pumpen und können dort sogar ihre Roller direkt laden und machen sich unabhängiger von Konzernen.”
Jetzt bestellen und die nächsten Tage auf dem Postweg bekommen:
In der Ausgabe 15 des T&Emagazin, sind weitere spannende Themen rund um E-Mobilität, Tesla und regenerative Energien zu finden.
Die Zeitschrift hat 52 Seiten und ist prall gefüllt mit Berichten zu Themen der Elektromobilität und zu regenerativen Energien.
Ein Exemplar der Ausgabe 15 kann gegen Versandkostenübernahme hier bestellt werden.
5 Exemplare, 10 Exemplare und 20 Exemplare zum Weiterverteilen zu geringen Mehrkosten.
Wer die Zeitschrift dauerhaft beziehen möchte kann ein Abo abschließen.
Zu den Inhalten aller vorherigen, älteren Ausgaben geht es hier.
Die Themen dieser Ausgabe:
Leser-Reaktionen
Editorial – E-Mobilität nicht mehr ausbremsbar – von Timo Schadt
Tesla Welt – News des Quartals – von David Reich
Tesla – Cyber Rodeo & more – Gigafactory in Texas eröffnet – von Karsten Klees
Tesla – Model X Plaid vs. Model S von 2013 – von Timo Schadt
Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH) – von Martin Haudenschild
Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V. – von Lars Hendrichs
Innovator – Carsten Fischer plädiert für das Fahren im älteren E-Auto Interview von Nino Zeidler & Timo Schadt
Elektroauto Guru – Tuning fürs E-Auto? – von Nino Zeidler
S3XY CARS Community – Das größte E-Auto Event am 30.7. – von Timo Schadt
T&Etalk – Rückblick: E-Fahrzeug-Design – furchtbar? – von Timo Schadt
Elektromobilität – Wie funktioniert eine Akkuzelle – von Martin Hund
Elektromobilität – Car Maniacs E-Auto-Tests – von Christopher Karatsonyi
Wirtschaft – Medien zwischen Fake News & Bildungsauftrag – Interview von Timo Schadt mit TV Journalist Jochen Rosenkranz
Wirtschaft – Internet für alle: Was ist Starlink? – von Moritz Blunt
Energie- & Verkehrswende – Brennstoff aus Treibhausgasen – von Dr. Heiko Behrendt
Energie- & Verkehrswende – Geldverschwendung mit Atomkraft – von Dr. Heiko Behrendt
Energie- & Verkehrswende – Potenzial von Vehicle-to-Grid – Interview mit Loris Di Natale von Fritz Kleiner
Technophilosoph – Wenn Robotaxis vor der Polizei abhauen – von Dr. Mario Herger
Reisebericht – Halide Studer fuhr mit dem Model S nach Istanbul – von Beat Jau
Reisebericht – USA mit dem Tesla – von Lars Hendrichs
Fanboy – Synergien im Elon Universum – von Gabor Reiter
“am kommenden Montag, den 29. September 2022 ”
finde den Fehler.
Vielen Dank. Ändern wir sofort.
Woher das Wasser kommen soll oder das viel (Trink-)Wasser notwendig ist wird mit keinem Satz erwähnt. Eine ineffiziente Technologie wird hier “gepusht”. Pro Liter EFuels werden rund 26KWh elektrische Energie und rund 1 Liter Wasser benötigt. Mein altes Auto benötigte 6 Liter Diesel. Bei der Menge EFuels benötigt der dann rund 156KWh/100Km in EFuels gespeicherte Energie . Wie weit kommt man damit mit einem EAuto? EFuels sind an Ineffizienz nicht zu übertreffen. Kann man als Ingenieur sowas befürworten? Ich denke: Nein !
Richtig.
efuels sind nicht klimaneutral.
Die Herstellung, Abfüllung, Abtransport aus den Fabriken, die Schiffsbeförderung, das Pumpen in Tankwagen, die dann jede Tankstelle anfahren, die wiederum Strom für die Pumpen benötigt, usw. Mindestens 2 Liter werden gebraucht, um ein Liter schließlich in den Tank zu bekommen, um dann mit ca. 20% Wirkungsgrad zu fahren. Vom Feinstaub, Ruß, erheblich mehr Bremsstaub gar nicht erst zu reden. Wie dumm (oder geschmiert) muss man sein, um so etwas zu glauben?
Die gleiche Lüge wie bei Pellets.