Altmaier eröffnet Tesla City Supercharger
Warum ein großes Brimborium um die Eröffnung eines Tesla Superchargers? Warum ein Event, zu dem sich Politgrößen wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier einfinden? Der Standort am EUREF-Campus in Berlin ist schließlich der bereits 78. Supercharger in Deutschland. Europaweit betreibt Tesla über 540 Standorte mit mehr als 5.300 Ladeplätzen. Weltweit gibt es über 2.000 Supercharger-Standorte. Und nun also einen weiteren in Berlin. Warum also eine Feierstunde mit geladenen Gästen und Polit-Prominenz?
Der am 10. September in Betrieb genommene ist der erste deutsche innerstädtische Tesla Supercharger. Die zwölf Ladeplätze sind solche der neuen Generation V3. Als erster Supercharger des Kontinents ermöglicht der am EUREF-Campus das zeitgleiche Laden mehrerer Fahrzeuge mit maximaler Laderate von 1.600 km/h, dem Äquivalent von 120 km in 5 Minuten. Neben Berlin werden in einigen der größten Städte Europas, darunter London, Paris und Madrid, Optionen für die Stadtaufladung getestet. Teslas bisheriges Konzept war Supercharger für Reisende an den Autobahnen anzubieten. Nun soll mit der Platzierung in Großstädten Tesla-Fahrern auch hier eine Schnelllademöglichkeit geboten werden. Bis dato war die höchste Laderate städtischer Schnellladestationen in Berlin 50 kW.
Die Ladeleistung von 250 kW hebt sich davon deutlich ab. Sie steht derzeit allerdings nur den Fahrern von Tesla Model 3 mit der großen Batterie (Long Range Batterie) zur Verfügung. Neuere Model S und X dürften sich mit Hilfe eines Adapters nicht mehr als 155 kW ziehen können. Auf diesem steht nämlich eine entsprechend begrenzte Ladeleistung. Vor Ort bestätigte ein Tesla-Serviceranger zudem, dass ältere Fahrzeuge, bei denen der Lader eigens umgerüstet werden muss, um den Standard CCS und die entsprechende Nutzung der V3 Ladeplätze überhaupt zu ermöglichen, hier nicht mehr als 130 kW nutzen können. Das ist für die Premiumkunden des Autoherstellers aus Kalifornien natürlich eine ernüchternde Nachricht, die Nachbesserung durch diesen an den hochpreisigeren Modellen zwingend erforderlich macht.
Von dieser Randnotiz bekamen die rund 200 geladenen Gäste nichts mit.
Die Eröffnungsfeier war von der Corona-Pandemie überschattet. Die Besucher mussten auf dem Veranstaltungsgelände Masken tragen. Am Boden waren mit eineinhalb Meter Abstand Sterne angebracht, auf denen sich die Teilnehmer platzieren konnten.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) lobte in seiner Rede das Engagement von Tesla in höchsten Tönen. Altmaier sagte, er habe vor sechs Jahren mit Tesla CEO Elon Musk über den Aufbau der Supercharger in Deutschland gesprochen. Damals hätte niemand geglaubt, dass es einen solchen Erfolg in dieser neuen Technologie gibt.
2014 habe ihm Musk auch erklärt, das in Zukunft alles mit Batterien funktionieren wird. Fahrzeuge, Flugzeuge, außer Raketen. Altmaier habe es nicht geglaubt und seine Beamten hätten gesagt: „Das ist eine Phantasie“. Heute werde hybridelektrisches Fliegen entwickelt oder Flugtaxis, die nur mit Lithium-Ionen-Batterien betrieben werden.
Der Bundesminister erklärte, er freue sich sehr, dass Tesla sich entschieden habe, in Grünheide eine Gigafactory zu bauen. Dies sei ein großes Vertrauen in den Standort Deutschland und umgekehrt freue sich der Standort Deutschland, dass Tesla „zu einer deutschen Marke wird“. Altmaier betonte die Batteriezellfertigung. Vielleicht würden in Grünheide in Zukunft die smartesten, am besten recyclebaren und die umweltverträglichsten Batterien gebaut werden können.
„Wir haben beim Aufbau der Ladeinfrastruktur vieles wettzumachen“, gab Altmaier zu. Die Bundesregierung habe sich in ihrem Klimaschutzplan dazu bekannt, ein „ehrgeiziges Programm“ zum Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladepunkte zu starten: Derzeit gäbe es 27.000 Ladepunkte, in den nächsten zwei Jahre sollten 50.000 fertig sein, bis 2030 100.000 entstehen. Die Regierung stelle 500 Millionen Euro für den Ausbau der Ladeinfrastruktur bereit und schaffe außerdem ein Recht für Eigentümer und Mieter, dass sie eine Ladeeinrichtung in ihren Häusern und Wohnungen einbauen können.
Im anschließenden Gespräch mit T&Emagazin Verleger Timo Schadt schilderte Altmaier, er habe Tesla CEO Elon Musk schon 2014 dazu ermutigt mit einer Fabrik nach Deutschland zu kommen. Hier ein kurzes Videoausschnitt aus dem Gespräch:
Simon Zwahlen, der frisch gebackene Tesla-Chef von Deutschland, begrüßte neben den Vertretern aus Politik und Wirtschaft ausdrücklich, dass viele Owners trotz der erschwerten Bedingungen der Einladung gefolgt sind. Unter den Gästen waren, neben frisch gebackenen Kunden aus dem Umland Berlins, auch einige Veteranen angereist. Ein Tesla Roadster der ersten Generation und ein Tesla Model S in Signature-Rot wurden gesichtet. Doch diesmal ging es nicht um die Fahrzeuge, sondern um die Strategie des Unternehmens Lademöglichkeiten für den wachsenden Fahrzeugbestand zu schaffen.
Simon Zwahlen erklärte: „Dieser Supercharger kombiniert zwei zentrale Bedürfnisse unserer Kunden. Einerseits das Thema Ladegeschwindigkeit und anderseits das Thema Erreichbarkeit und Zugang zur Ladeinfrastruktur. Es war von Anfang an unser Ziel Fahrzeuge zu bauen, die in Sachen Alltagstauglichkeit mit Verbrennern nicht nur mithalten, sondern sie sogar übertreffen. Deshalb haben wir seit 2013 eine Ladeinfrastruktur aufgebaut, die es dem Tesla-Fahrer nicht nur erlaubt, in seinem heimischen Gebiet zu fahren, sondern ihm auch durch Europa an sein gewünschtes Urlaubsziel zu kommen. Wir feilen, trotz des ausgebauten Ladenetztes, weiter an neuen Innovationen und Technologien.“
Mit der neuen V3 Technologie werde das Laden nun auch auf längeren Strecken nebensächlicher. „Das ist neben der Reichweite hier in Deutschland eines der wichtigsten Kriterien, warum sich Konsumenten bisher nicht für den Umstieg auf ein Elektrofahrzeug entschieden haben. Theoretisch kann man heute mit einem Model S mit maximaler Reichweite die Strecke hier zwischen dem EUREF-Campus in Berlin und München ohne einen Ladestop zurücklegen“, erläuterte Zwahlen, schränkte aber ein, dass mit dem Model 3 Long Range diese 582 Kilometer-Strecke noch nicht ganz möglich sei. Er fragte rhetorisch: „Wer hat aber auf einer fünf bis sechs Stunden Fahrt etwas gegen einen Erfrischungsstopp?“ und könne dabei innerhalb von fünf Minuten am V3 Supercharger 120 Kilometer neue Reichweite laden. „Das ist für uns natürlich ein Riesen-Meilenstein.“
Der gebürtige Schweizer ging anschließend auf den Zugang zur Ladeinfrasturkur ein. Obwohl es die bequemste Art sei einen Tesla zu hause und im Büro zu laden “sehen wir das Bedürfnis unserer Kunden zu zusätzlichen Lademöglichkeiten in den Städten. Weshalb wir nun auch diesen Standort hier eröffnet haben. Und das ist nur der Kick-off für weitere innerstädtische Supercharger.“
Zwahlen rief dazu auf, Tesla Vorschläge dafür, aber auch für Standorte an der Autobahn zu unterbreiten. Tesla will mit Grundstückseignern, Projektentwicklern, Businessparks, Gastronomiebetrieben und Hotels zusammenarbeiten und weitere Ladeorte erschließen.
Zur Kundenzufriedenheit gehören natürlich noch weitere Bereiche. Tesla wird im „Autoland Deutschland ein immer größerer und wichtigerer Markteilnehmer“. Tesla habe auch in Pandemie-Zeiten bewiesen, ein Vorreiter zu sein und sich flexibel auf die neue Situation eingestellt. „Dank unserer digitalen Systeme waren wir in der Lage, touchless Testdrives, touchlesss Deliveries und auch touchlessss Service, also alles ohne Berührung auch während des Corona-Lockdowns unseren Kunden zu ermöglichen.“ Dadurch konnten Kunden ihre Neufahrzeuge in Besitz nehmen und bestehende auch problemlos warten lassen.
„Wir werden nicht nur im Bereich Supercharging wachsen, sondern auch unsere Servicecenter-Präsenz in den deutschen Ballungszentren weiter stärken. Wir haben in den letzten Monaten auch die ersten Tesla-Center eröffnet, wie beispielsweise im August in Köln.“ An diesen Orten sollen Beratung, Service und Auslieferung unter einem Dach angeboten werden.
Deutschland habe das Ökosystem in Sachen Elektromobilität deutlich verbessert und sei auf dem besten Wege zum Leitmarkt zu werden. Zudem helfen nachfragegetriebene Subventionen, wie der Umweltbonus und die reduzierte Dienstwagensteuer für batterieelektrische Autos, auch die ambitionierten CO2-Ziele Deutschlands zu erreichen.“
Der Marktanteil sei Ende August auf 6,4 Prozent angestiegen. „Wir konnten mit unserem Model 3 den Platz 21 aller Neuzulassungen erreichen und waren unter den EV im August in Deutschland die Nummer 1. Das ist für uns natürlich ein großer Erfolg.“ Zum Abschluss bedankte sich der Tesla-Chef bei der Bundesregierung und den Landesregierung von Brandenburg für deren Unterstützung beim Bau der Gigafactory in Grünheide.
Vorher gab es noch eine Rede von Jeroen van Tilburg, Leiter der Europa- Abteilung Ladeinfrastruktur bei Tesla.
Er wolle den Satz nicht überstrapazieren, aber bei Tesla fühle man sich mittlerweile, als wäre man Berliner, insbesondere “aufgrund des Baus der Gigafactory 4 nur knapp 50 Kilometer von hier.”
Autos stünden von jeher und insbesondere in Deutschland für Freiheit, erklärte der Tesla-Manager: “Mit Tesla kann man diese Freiheit mit über 540 Superchargern vom Nordcap über Warschau, Bulgarien bis nach Portugal erleben.”
Van Tilburg verkündete, man werde die nun gestarteten City Charger weiter ausbauen für Leute, die nicht zuhause oder während der Arbeit laden können. In den ersten Städten macht Tesla den Anfang, “als eine Art Test. Wenn sich das bewährt folgen weitere.
Für den Standort Deutschland spricht:
– Best in Innovation
– Nahtloser Transit über die Grenzen Europas
– Deutschland wird eine der führenden Nationen bei der E-Mobilität werden.”
Zum Schluss äußerte van Tilburg noch eine Bitte an die Politik bezüglich des Kappens von Lastspitzen: “Bitte erlaubt den Netzprovidern nicht, den jungen Elektro Automarkt dadurch zu benachteiligen.”
In einer offiziellen Pressemitteilung von Tesla zur Nachbereitung der Veranstaltung hieß es: „Im Rahmen unseres Ziels, Elektromobilität für alle zugänglich zu machen, auch für diejenigen, die keinen unmittelbaren Zugang zu Ladestationen zu Hause oder am Arbeitsplatz haben, erweitern wir unser Supercharger-Netzwerk nun auch auf einige Stadtzentren und städtische Gebiete. Der City Supercharger am EUREF-Campus ist daher nicht nur einfach ein weiterer Standort, sondern ein Versuch, um herauszufinden, ob Supercharging Teil der Lösung sein könnte, Elektrofahrzeuge in Innenstädten, in denen das Parken abseits der Straße nicht üblich ist, besser zugänglich zu machen.”