Car Maniac: BMW i7

Es ist klar: jeder will das beste Elektroauto der Welt bauen. Jeder halt für seine Kategorie. Das will BMW mit dem i7 auch. Allerdings ist die Konkurrenz hart, einerseits aus dem asiatischen Raum andererseits aber auch von seinem Erzfeind, dem Mercedes EQS.

Ich hatte die Möglichkeit einen Tag lang den BMW i7 auf Herz und Nieren zu prüfen. Das beinhaltet Autobahn Effizienz, städtische Effizienz sowie natürlich auch einen amtlichen Ladetest.

Kommen wir zunächst einmal zu Optik: diese ist richtig typisch asiatisch amerikanisch auffällig. Nichts für den deutschen Markt könnte man meinen, allerdings haben sich in den Kommentaren Viele positiv über das Auto ausgesprochen. Er polarisiert halt sehr stark.

Und ich muss auch sagen, dass mir der Wagen am Anfang überhaupt nicht gefiel aber live in dieser Farbe hat sich das geändert. Er ist wahnsinnig imposant. Allerdings wirkt die sehr lange Motorhaube etwas unpassend zum Rest. Hier hat man leider einen vorderen Kofferraum verschenkt, der auch ruhig 500 Liter hätte sein können, um mal ein bisschen zu übertreiben. Die 500 Liter gibt es dann hinten im Kofferraum, das sind aber 110 Liter weniger als im Mercedes.

Die technischen Daten inklusive Rahmeninfos

Das Fahrzeug verfügt über eine netto Akkukapazität von 102 kWh. Das sind 6 kWh weniger als der Mercedes und auch vier kWh weniger als der neue e-tron als Facelift hat. Der Antrieb leistet 400 kW, entsprechend 544 PS und 745 Newtonmeter Drehmoment. Das ist so ziemlich genau das, was der Mercedes leistet, allerdings 105 Newtonmeter weniger. Das merkst du beim Beschleunigen schon sehr deutlich. Nicht nur mit dem Popometer, sondern auch auf dem Papier: 4,1 Sekunden gegen 4,6 Sekunden von 0 bis 100 km/h. Der BMW fühlt sich wesentlich träger an, der Mercedes leichtfüßiger, was auch an der Hinterachslenkung mit 10,5 Grad liegt, während der BMW bei maximal 4 Grad endet. Dann kommt natürlich noch die enorme Länge von 5,39 Meter hinzu. Kein deutsches Maß. Die Bremsen sind allerdings besser als beim Mercedes und auch generell sehr gut. Außerdem schafft der Wagen 240 km/h Höchstgeschwindigkeit gegen die 210 km/h des Mercedes.

Es gibt viele Farboptionen, auch bicolor, das schönste ist das rot-schwarz, kostet allerdings 13.000 Euro Aufpreis, wie jede andere bicolor Farbe für den i7. Beim Thema Innenraum scheiden sich die Geister. Ich persönlich finde, dass momentan nichts mit dem Hyperscreen des Mercedes mithalten kann, erst recht nicht ein BMW i7 für 135.000 Euro Grundpreis, 142.000 Euro mit M Paket und 146.000 Euro mit M Paket pro, wenn man das gleiche Display im Innenraum hat wie in einem BMW i4. Aber, und das ist auch eine plausible Erklärung, der Hauptkunde dieses Fahrzeugs in Asien zum Beispiel lässt sich fahren und fährt nicht selbst. Und da ist der BMW auf den hinteren Sitzen die wesentlich bessere Party. Die Sitze sind gemütlicher, das Entertainment hinten sagenhaft mit dem 8k Display, welches vom Dachhimmel klappt, wenn man den Theatermodus aktiviert. Dieses Extra kostet lächerliche 4.000 Euro, bedenkt man den Gesamtkaufpreis und die Tatsache, dass dieses System sehr exklusiv ist. In den Türen sind separate Displays, es gibt separate Apps für YouTube, Netflix und Prime Video.

Aber wie fährt sich denn der Koloss?

Naja, hinten, in der Liegeposition mit Fußraste und nach vorne fahrendem Beifahrersitz, sicherlich sehr angenehm. Ja, zugegeben, auf dem Fahrersitz natürlich auch. Er ist ein bisschen härter als der Mercedes, aber es ist ja auch ein BMW. In Sachen Akustik nehmen sie sich beide nichts. Qualitativ ist der Innenraum sehr, sehr hochwertig verarbeitet und wirkt etwas solider beim Anfassen als der Mercedes.

Bei meinem Verbrauchstest innerstädtisch in Palm Springs bei 27 Grad hat der Wagen 21,3 kWh auf 100 km im Durchschnitt geschafft. Die Teststrecke war 10 Kilometer lang. Keine Glanzleistung bei der Temperatur, aber bei 2.730 Kilogramm Leergewicht auch irgendwie verständlich. Das ganze BMW operating system 8 ist sehr üppig ausgelegt in seiner Funktionalität, man muss sich halt gut merken, wo man was findet. Auf der Autobahn zeigt der i7 sein wahres Gesicht. Wahnsinnig komfortabel, wahnsinnig ruhig, ein BMW eben. Die Assistenzsysteme reagieren sehr sanft und sind auf jeden Fall eine Bereicherung.

Die ermittelte Effizienz auf der Autobahn, natürlich bereits gemittelt, liegt bei 19 kWh auf 100 Kilometern bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 115 km/h. Damit beweist BMW mal wieder, dass ein Elektroauto von den Bayern nicht auf einer Elektroplattform basieren muss, was dieser hier ja nicht tut, da es ihn auch als Verbrenner gibt. Bei diesem Verbrauch kann man nun wirklich nicht meckern.Allerdings denke ich, dass er, durch den schlechteren cW-Wert von 0,24 im Gegensatz zu den 0,20 des Mercedes, bei höheren Geschwindigkeiten mehr verbrauchen wird.

Ladesäule

Hier hat der BMW die Technik des IX und leicht das Nachsehen gegenüber dem Mercedes. Wir haben in 39 Minuten knapp 85 kWh nachgeladen, der Mercedes schafft 90 kWh in 35 Minuten. Allerdings baute der Wagen während des Ladevorgangs die Ladeleistung immer wieder auf und ab. Ob das am Auto lag oder an der Säule, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber auch generell, wenn alles glatt läuft, schafft der BMW 34 Minuten von 10 bis 80 Prozent, bei Mercedes sind es 31 Minuten.

Fürs Typ 2 Laden gibt es 11 kW oder wahlweise 22 kW als Option.

Alles in allem ist der BMW i7 technologisch schon ein Meisterwerk, vor allem wenn man den automatischen Parkassistenten probiert. Dieser merkt sich nicht nur vor jedem Abstellen des Fahrzeugs die Wegstrecke 100 Meter rückwärts, sondern kann auch diverse Fahrten abspeichern, komplett selber fahren und auch in engen Parklücken parken. Voraussetzung ist, man sitzt am Steuer.

Fazit

Alles in allem ein sensationelles Auto, allerdings ist es eine Frage des Geschmacks für welche Oberklasse Limousine man sich entscheidet. Will man hinten sitzen, will man selber fahren, will man schneller fahren oder komfortabler… aber wahrscheinlich auch irrelevant für beide Seiten, denn die Meisten können sich das Auto nicht leisten und nur 9 Prozent des Fahrzeugs sind für den europäischen Markt gedacht.

 


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