Die Wärmepumpe sollte bei allen E-Autos Serie sein!

Foto: Christopher Karatsonyi
Eines kleines Experiment:
 

Wollen Sie eine Wärmepumpe dazu? Auf diese Frage sollte man generell mit ja antworten. Und der Test zeigt umso mehr dass es so ist. Allerdings spalten sich die Meinungen beim Thema Wärmepumpe im  Elektroauto.

Februar, 0 bis 2 Grad. Der Test beginnt während einer Fahrt, die ich sowieso absolvieren muss und zwar mit zwei Fahrzeugen: Meinem Mercedes EQS und dem Kia EV6. Ich bitte Francesco, im Kia den Bordcomputer zu Nullen, denn dasselbe habe ich auch getan. Ich möchte nämlich wissen, wie sich der Verbrauch bei innerstädtisch im Berufsverkehr gefahrenen 20 Kilometer gestaltet. Einmal mit, einmal ohne Wärmepumpe. Ironischerweise bei dem wesentlich teureren Fahrzeug ohne Wärmepumpe.
 
Natürlich kann man beide jetzt so nicht direkt miteinander vergleichen, weil völlig verschiedene Leistungsklassen, dennoch will der Mercedes ja sehr effizient sein. Ich kann schonmal spoilern: das ist er nicht. Zufälligerweise ermitteln wir bei beiden Fahrzeugen, innerstädtisch durch München fahrend, den gleichen Verbrauch: 20,7 kWh. Beide vorklimatisiert, bevor wir losgefahren sind. Durchschnittsgeschwindigkeit knappe 40 km/h.
 
Dass ich diesen Wert nicht mehr schaffen würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Die Heizung war auffällig kalt, ich denke, sie hat zu dem Zeitpunkt nicht geheizt. Im Rahmen mehrerer aufeinanderfolgenden Tests hat sich herausgestellt, dass man solch einen Durchschnittsverbrauch nur dann schafft, wenn die Heizung im Modus “ecoplus” ist, oder komplett aus. Der Kia hat seine 18 bis 19 kWh geschafft und schafft die auch jedes Mal aufs Neue. Der Mercedes lag mehrere Tage nacheinander bei 0 bis 2°, aufs Haar genau die gleiche Strecke gefahren, zwischen 26 und 29 kWh Durchschnittsverbrauch auf 100 km. Natürlich immer noch ein beachtlicher Wert, wenn man eine Verbrenner S-Klasse als Vergleich nimmt, aber nicht die Effizienz, die ich mir erwartet habe.
 
Und Grund dafür sind zwei Dinge: einmal die Heizung und einmal die fehlende Wärmepumpe. Das Vorhandensein einer Wärmepumpe würde das Heizungsproblem ja auch lösen. Bin ich den Test nämlich ohne Heizung gefahren, lag der Verbrauch bei 19 kWh. Heißt also, dass sich die Heizung auf einer Strecke von 20 km 10 kWh mehr im Durchschnittsverbrauch auf 100 km gönnt, als vergleichbar mit angeschalteter Heizung. Der normale Eco-Modus ist sinnlos, den kann man sich schenken.
 
 
Foto: Christopher Karatsonyi
Gäbe es eine Wärmepumpe, könnte diese letzten Endes durch Verdichtung von Kältemittel im umgekehrten Prinzip eines Kühlschranks durch Wärme aus der Außenluft den Innenraum aufheizen. Dadurch müsste nicht mehr elektrisch zugeheizt werden, wie es eben beim EQS der Fall ist. Es heißt: “30% mehr Reichweite durch eine Wärmepumpe”. Ist ja auch so. Denn die Wärmepumpe braucht 1kW, um 3 bis 4 kW Heizleistung zu erzeugen. Hat man eben diese Wärmepumpe nicht, fällt dieser Kompensator weg und man muss die 3 bis 4 kW Heizleistung mit der elektrischen Heizung aufbringen.
 
Generell gilt: im Falle des Mercedes, sobald auf der Autobahn gefahren wird oder sobald man eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht, sinkt der Verbrauch rapide. Natürlich darf man hierbei nicht vergessen, dass die Wärmepumpe auch einen finanziellen Aufwand bedeutet. Ob beim Kauf oder im Leasing, wir sprechen von circa 1000 Euro. Auf ein 2-Jahres Leasing muss man nämlich auch berechnen, ob sich der 1000 Euro mehr Aufwand lohnt und wirklich den Mehrverbrauch kompensiert. Das ist natürlich sehr auf den Geldbeutel bedacht und nicht auf die Umwelt, aber da will ich als EQS Fahrer auch nichts predigen. Dennoch: wenn ich sowieso in der Stadt herumgurke, sehe ich keinen Grund dafür, Energie zu verschwenden. Deshalb finde ich, dass die Wärmepumpe bei allen Elektroautos Serie sein sollte, denn unterm Strich wollen wir doch Effizienz und Energie sparen, oder?
 
Stehen da nur noch Problemchen in der Tür wie zum Beispiel der Lärm, den eine Wärmepumpe verursacht. Und natürlich auch das Kältemittel, das dort beinhaltet ist und je nach Kältemittel auch klimaschädlich sein kann.
 
Unterm Strich würde ich also tendenziell auf jeden Fall eine Wärmepumpe dazubestellen. Diese ist aber nicht so überlebenswichtig wie ein gutes, aktives Thermalmanagement für den Akku, welches ermöglicht, dass der Wagen im Winter wie im Sommer seine Ideale Ladeleistung hat.
 

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Ein Gedanke zu „Die Wärmepumpe sollte bei allen E-Autos Serie sein!

  1. Ich habe von einem Tesla MX 75D auf EQS 450+ gewechselt, habe vorher mit Tesla MS noch eine Probefahrt in Budapest, ich wohne in Ungarn, gemacht. Der Mercedes war im Konfort um einiges besser, darum haben wir uns für den EQS entschieden.
    Im Nachhinein würde ich wahrscheinlich eher wieder einen Tesla kaufen, keine Servicepflicht, Appdate via
    automatisch, Streckenführung und Reichweitenangaben präziese, beim EQS ist es immer eine fummelei.
    Fahrhilfen im Tesla einiges besser als im Mercedes.
    Spaltmasse beim Mercedes schlechter als beim Tesla, innen ist Mercedes super verarbeitet.
    Service bei Mercedes Pappas in Ungarn katastrofal, keine Rückrufe, keie Ersatzfahrzeuge, 8 Std Wartezeit in der Vertretung bis einen Teil wieder neu Aufgespielt wurde, Versprechung das bei Ionity 1 Jahr umsonst geladen werden kann stellte sich als falsch heraus

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