Nicht schon wieder ein Chinese, oder? Doch, ich teste halt was ich testen kann. Und ganz ehrlich, oft denke ich mir: Man, Francesco, jetzt sind wir völlig sinnloserweise nach Schweden gereist, filmen unter erschwerten Bedingungen, weil keine deutsche Autobahn, verpassen unseren Anschlussflug in Kopenhagen, weil die dort streiken, und kommen einen Tag später zu Hause an und: für was? Für ein Video von einem Auto, welches keiner sehen will?
Tja, trotz meiner mehrjährigen Erfahrung kann ich mich auch mal richtig irren. Das Video vom Zeekr 001 ist jetzt 22,5 Stunden online und hat sagenhafte 142.000 Aufrufe! Ich weiß gar nicht, wann ich das zuletzt geschafft habe! Was sagt uns das?
Chinesische Autos zu meiden steht immer nur im Fokus einiger weniger lauter Menschen, die in den Kommentaren über Menschenrechte sprechen, Kommunismus, Diktatur, und was sonst noch so zu China gehört oder nicht gehört. Am Ende wollen die Menschen aber ein erschwingliches Auto, das so viel kann wie nur möglich.
Und das ist dieses Fahrzeug: der Name ist typisch chinesisch: gaga. Aber zugegebenermaßen auch weniger gaga, als die anderen Chinesen. Könnte auch finnisch sein. Das Datenblatt bietet voll ausgestattet in der höchsten Version für 67.490 € mehr, als die meisten Deutschen Fahrzeuge, die 40.000 € mehr kosten. Hierzu gehören: Matrix-LED, 22 kW AC-Ladeoption serienmäßig, 200 kW Ladeleistung für 30 Minuten von 10 bis 80%, bei einem Netto 100 kWh Akku. Des Weiteren Massagesitze, belüftete Sitze, einen luxuriösen Innenraum mit tollen Materialien, zumindest bis zur Ellbogenhöhe, danach sehr viel Plastik, aber hey, ein Mercedes EQE 53 AMG für 140.000 € hat genau an derselben Stelle genauso viel Plastik.
Ein riesig großes Navi, Android Auto und Apple carplay kabellos, 542 l Kofferraumvolumen, sogar noch ein kleiner Kofferraum vorne fürs Kabel, 22 Zoll Felgen, ein fantastisches Design und absolut europäische Verarbeitungsqualität. Die Chinesen mit der Marke Zeekr unter der Dachfirma Geely haben tatsächlich die Sitze auf europäische Gegebenheiten abgestimmt, genauso wie das ganze Fahrzeug. Klar, der außergewöhnliche Feststoffzellen-Akku mit 1000 km Reichweite, wie man ihn in der chinesischen Variante kaufen kann, wäre auch nicht schlecht, aber immerhin.
Die Effizienz war mit 25 kWh auf 100 km nicht besonders gut, wir hatten aber auch zugegebenermaßen erschwerte Messbedingungen. Ich werde das mit einem deutschen Test nachreichen. Die Assistenzsysteme waren deaktiviert und konnten nicht getestet werden, weil noch nicht fertige Software. Selbiges gilt für die Laderoutenplanung, allerdings hat der Snapdragon-Prozessor sehr schnell gerechnet und die Laderoutenplanung funktioniert tadellos.
In der höchsten Variante für eben 67.490 € gibt es auch ein Luftfahrwerk. Ich wüsste gar kein deutsches Auto, wo es das gibt, oder überhaupt ein Auto für dieses Geld mit Luftfahrwerk.
Auf die Negativseite kommt definitiv der Verbrauch in Klammern, sowie die nicht besonders gut auflösende Kamera, welche laut Hersteller allerdings die beste Kamera auf dem Markt sein soll, mit 8 Megapixel klingdings. Aber immerhin bietet sie enorm viele Perspektiven, wie z.B. auch eine Draufsicht auf die Bordsteinkante, um eben Pfützen zu vermeiden.
Chinesische Marken in Deutschland haben immer das gleiche Schicksal: am Ende werden sie doch nicht gekauft wegen der Servicestruktur, wegen der Garantie oder wegen der Angst des Wiederverkaufswertes, oder weil sie dann im Detail doch nicht so gut sind, wie sie versprechen. Hier allerdings sehe ich eine große Chance für die Marke, denn alles was die anderen falsch machen, macht Zeekr richtig.
Letzten Endes ist die beängstigende Sache an der ganzen Angelegenheit, dass eine Firma, die es nicht besonders lange gibt, in Sachen technische Daten den deutschen komplett die Butter vom Brot nehmen kann. Ich prognostiziere der Marke auf jeden Fall eine Zukunft in Deutschland. Allerdings empfehle ich auch hier eher ein Leasing, um aus prekären Situationen glimpflich rauskommen zu können, wie z.B. einem nicht so guten Wiederverkaufswert, den ich jetzt nicht prognostizieren möchte, aber falls, hängt man nicht im Auto, sondern kann es zurückgeben.
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Weitere Car Manaic E-Auto-Tests finden sich auch in der aktuellen 19. Ausgabe des T&Emagazins.
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Inhalt der 19. Ausgabe des T&Emagazin:
- Editorial – Neue Optik
- Tesla Welt – David Reich: News des Quartals
- Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
- Die Herausgeber – Tesla Owners
- Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
- Die Herausgeber – Tesla Owners Switzerland
- Tesla – Das Yoke in der Praxis
- Event –2befair elektrische COMMUNITY
- Strombock – Wie groß sollte der Akku eines Elektroautos sein?
- Gesellschaft – Ist eine Solaranlage das neue Auto?
- Energiewende – Der Batteriestoff Grafit wird langsam heller
- Energiewende – Eine Baumodenschau für eine leicht bessere Zukunft
- Innovator – “Wir wissen, wie und wo man lädt”
- Interview – “In meinem Kopf schwirren noch viele weitere Ideen…”
- E-Auto Motorsport – E-Trackday am Hockenheimring
- Reisebericht – Reise durch Island
- Fanboy – Gabor Reiter: Der Tesla Semi