Der Klassiker fährt elektrisch in die Zukunft

Der Nissan Leaf ist zurück. Und zwar in seiner dritten Generation, die ab Frühjahr 2026 zu den Händlern rollt.
Während viele Hersteller ihre Kompaktmodelle längst in SUV-Form gebracht haben, bleibt Nissan dem klassischen Konzept treu: kompakte Maße, klare Linien und ein Fokus auf Effizienz. 4,35 Meter misst der Leaf nun in der Länge, 1,81 Meter in der Breite und 1,55 Meter in der Höhe. Der Radstand liegt bei 2,69 Metern, was spürbar Platz im Innenraum schafft. Produziert wird der Leaf weiterhin im englischen Sunderland, wo auch seine Vorgänger vom Band liefen.
Oliver Bornemann aka „Mr. einfach elektrisch“ ist für das T&Emagazin den neuen Nissan Leaf aber nicht kompliziert in England gefahren, sondern ganz einfach in Kopenhagen und hat uns die ersten Eindrücke mitgebracht.

Bevor wir über Technik sprechen, ein kurzer Blick unter die Haube. Und genau da zeigt sich die erste Überraschung: kein Frunk. Während viele Konkurrenten hier zusätzlichen Stauraum bieten, bleibt beim Leaf nur der Blick auf den Elektromotor, das Ladegerät und die 12-Volt-Batterie.
Zwei Batterien, zwei Leistungsstufen und eine klare Entscheidung
Beim Antrieb lässt Nissan den Kunden die Wahl zwischen zwei Batteriegrößen: 52 oder 75 Kilowattstunden. Damit verbunden sind auch zwei Leistungsstufen. Die Basisversion liefert 130 kW, also rund 177 PS, die Topversion 160 kW beziehungsweise 218 PS. Das Drehmoment liegt bei 345 beziehungsweise 355 Newtonmetern.
Von null auf hundert geht es je nach Version in 8,3 oder 7,6 Sekunden. Bei 160 km/h ist Schluss, um die Reichweite zu schonen. Und die fällt ordentlich aus: bis zu 622 Kilometer WLTP mit dem großen Akku, bis zu 440 Kilometer mit dem kleineren.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. An der Wallbox lädt der Leaf mit maximal 11 kW, was in den teureren Versionen Serie ist, in den günstigeren aber nur gegen Aufpreis. Und am Schnelllader? 105 kW mit der kleinen Batterie, 150 kW mit der großen. In etwa 30 Minuten soll der Sprung von 20 auf 80 Prozent gelingen. Keine schlechten Werte, aber in dieser Fahrzeugklasse auch kein Maßstab mehr.
Zuckerbrot und Peitsche? Kritik mit Augenzwinkern!

Beim Fahren zeigt sich der Leaf von seiner angenehmen Seite. Das Fahrwerk wirkt ausgereift, komfortabel, aber nicht zu weich. Nissan nutzt vorne MacPherson-Federbeine, hinten eine Multilinkachse, was sich gerade auf unebenen Straßen positiv bemerkbar macht. Die Lenkung arbeitet präzise, der Leaf bleibt neutral und gut kontrollierbar.

Was weniger gefällt, sind die kleinen Versäumnisse im Detail. Der fehlende dreiphasige Lader in der Basisversion, die vergleichsweise moderate Schnellladeleistung oder das Fehlen eines Frunks, das sind Punkte, die man 2026 kaum noch als Kleinigkeiten abtun kann. Andererseits überzeugt das Fahrzeug durch gute Reichweitenwerte, moderne Technik und eine insgesamt solide Abstimmung.

Innen wie außen: japanische Klarheit mit digitaler Intelligenz
Im Innenraum herrscht Ruhe, Übersicht und digitale Klarheit. Ein zentrales Display mit Google Automotive, Wireless Apple CarPlay und Android Auto sorgt für eine moderne Bedienung. Besonders lobenswert: Die Navigation integriert Ladeplanung mit einstellbarem Ziel-SoC. Wer möchte, kann sich sogar anzeigen lassen, mit wie viel Prozent er am Ziel ankommen will. Das ist ein Feature, das man bei manchem Premiumhersteller vergeblich sucht.

Die Sitze bieten hohen Komfort, optional mit Massagefunktion. Das Head-up-Display ist klar ablesbar, die Materialqualität ordentlich. Kritik verdient höchstens der fehlende Heckwischer und die glänzend schwarze Blende am Heck die anfällig für Fingerabdrücke ist.

Im Fond herrscht ausreichend Platz für Erwachsene, die Kopffreiheit ist trotz abfallender Dachlinie in Ordnung. Der Kofferraum überzeugt mit elektrischer Heckklappe, doppeltem Ladeboden und bis zu 420 Litern Volumen, Werte, die im Alltag voll genügen.

ProPilot Assist: ein Ass im Ärmel
Auf der Straße zeigt der Leaf, dass Nissan seine Hausaufgaben gemacht hat. Der ProPilot Assist kombiniert Spurführung, Abstandsregelung und intelligente Geschwindigkeitsanpassung in einem System, das tatsächlich funktioniert. Das Auto bremst vor Kurven selbstständig ab, hält zuverlässig die Spur und lässt sich intuitiv bedienen. Das One-Pedal-Driving ist fein abgestimmt und sorgt für hohen Komfort im Stadtverkehr.

Beim Testverbrauch zeigt sich der Leaf genügsam. Auf einer 120 Kilometer langen Testfahrt lag der Wert bei 16,4 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Damit übertrifft er den offiziellen WLTP-Wert von 13,8 kWh um rund 17 Prozent, was angesichts der Dreharbeiten für das einfach elektrisch Video und der ungewohnten Streckenführung rund um Kopenhagen ein realistisches Ergebnis ist.

Viel Auto, solide Technik, ein Hauch Nostalgie, doch zu welchem Preis?
Der Einstiegspreis des neuen Nissan Leaf liegt bei 37.000 Euro. Dafür gibt es ein vollwertiges Elektroauto mit hohem Alltagsnutzen, viel Komfort und einer ordentlichen Portion Tradition. Der Leaf bleibt, was er immer war: ein ehrlicher Begleiter ohne Showeffekte. Nissan hat die Balance zwischen Bewährtem und Modernem gefunden. Der neue Nissan Leaf der dritten Generation ist nicht revolutionär, aber konsequent. Für alle, die auf der Suche nach einem elektrischen Kompakten sind, der weder überfordert noch unterfordert, könnte der Leaf der dritten Generation genau das richtige Maß bieten.

Mehr Eindrücke vom neuen Nissan Leaf bekommt ihr bei YouTube im einfach elektrisch Video von Oliver Bornemann:

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