
Elektroautofahrer erleben gelegentlich Frust an der Ladestation, wenn diese nicht so funktioniert, wie sie sollte. Die Freischaltung per Ladekarte oder App scheitert, aber auch fehlendes Roaming oder hohe Strompreise können sehr ungemütlich werden. Mit der richtigen Vorbereitung lassen sich solche Herausforderungen jedoch leicht meistern. Die folgenden fünf Tipps helfen bei der Auswahl des passenden Ladetarifs und vermeiden unangenehme Überraschungen.
1. Breite Ladeinfrastruktur: Das A & O
Ein Ladetarif sollte eine umfassende Infrastruktur einschließen, die sowohl regional als auch europaweit verfügbar ist. Anbieter, die Zugang zu mindestens 600.000 Ladepunkten in Europa ermöglichen, sind besonders empfehlenswert. Eine breite Ladeinfrastruktur ist insbesondere auf Reisen entscheidend, um nicht auf Alternativen ausweichen zu müssen. Gerade in stark frequentierten Reisegebieten ist dies ein wichtiger Aspekt. Langfristig bietet eine hohe Abdeckung auch Sicherheit bei der Planung neuer Routen und vermeidet, die besonders teuren Tarife für die -Bezahlung nutzen zu müssen.
2. App und Ladekarte: Beides ist wichtig
Eine gut funktionierende App allein reicht oft nicht aus. So kann das Modem der Ladestation defekt sein und die Freischaltung via App funktioniert nicht. In solchen Fällen bietet eine physische Ladekarte oder ein sogenannter Ladechip als Anhänger für den Schlüsselbund eine zusätzliche Sicherheit. Auch umgekehrt kann es Situationen geben, in denen der Kartenleser defekt ist und die App dann die einzige Möglichkeit bietet. Deshalb sollte stets beides griffbereit sein.
Nutzer profitieren so von maximaler Flexibilität und können unterschiedlichste Szenarien meistern.
3. Augen auf bei den Tarifen
Die Kostenstruktur eines Ladetarifs ist ein entscheidender Faktor. Es gibt Tarife mit und ohne Grundgebühr. Nutzer, die nur selten öffentlich laden wollen, profitieren in der Regel von Tarifen ohne Grundgebühr, bei denen pro Kilowattstunde etwas mehr bezahlt wird. Wer hingegen plant regelmäßig öffentlich zu laden, spart mit einem Tarif, der eine Grundgebühr beinhaltet oft bares Geld. Für preisbewusste Nutzer sind Apps wie zum Beispiel Ladefuchs hilfreich, die verschiedene Tarife vergleichen und die günstigste Option je nach Ladestation-Betreiber anzeigen.
4. Apps mit Zusatzfeatures
Idealerweise bieten Apps des Tarifanbieters nützliche Zusatzinformationen. Dazu gehören unter anderem Fotos der Ladestationen und die Lage vor Ort, maximale Ladegeschwindigkeiten oder Hinweise anderer Nutzer über die Funktionsfähigkeit. Besonders praktisch sind Funktionen wie Belegt-Status oder Hinweise auf nahegelegene Restaurants oder Einkaufszentren. Solche Informationen können die Auswahl der passenden Ladestation erleichtern und Probleme vor Ort vermeiden. In Zukunft wird es vermehrt auch Möglichkeiten geben, Ladestationen von unterwegs kurz vor der Ankunft für sich selbst zu reservieren. Zum Beispiel unterstützt Mercedes das bereits im eigenen Premium-Ladenetz.
5. Kreditkartenzahlung & Roaming
Die Entwicklung in der Ladeinfrastruktur schreitet voran, auch aufgrund gesetzlicher Vorgaben wie zum Beispiel die AFIR (Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe). Neue Ladestationen müssen die Möglichkeit bieten, direkt mit Kreditkarte bezahlen zu können. Roamingtarife sorgen dafür, dass verschiedene Netzwerke miteinander kompatibel sind. Dies ist besonders hilfreich, um im Ausland auf unterschiedliche Anbieter zugreifen zu können, ohne zusätzliche Karten oder Apps zu benötigen.
Roaming derzeit in der Regel noch relativ teuer.
Fazit: Strategien bei der Tarifauswahl
Das frühere Chaos, mit einer Vielzahl an Ladekarten agieren zu müssen, gehört der Vergangenheit an. Aktuell ist es jedoch leider marktüblich, dass die Preise an eigenen Stationen des Tarifanbieters vergleichsweise günstig ausfallen, wohingegen die Ladung bei einem Fremdanbieter (Roaming-Partner) recht hoch sind. Die Anbieter versuchen darüber Nutzende im eigenen Ladenetz zuhalten und so die Auslastung der selbst betriebenen Ladeinfrastruktur und damit die Margen zu erhöhen.
Fall 1, der Heimlader: Wer im Alltag Zuhause lädt, hat es relativ leicht und braucht lediglich einen Tarif für das seltene Laden unterwegs. Wichtig dabei ist, eine möglichst breite Abdeckung und ein einfaches Tarifmodell ohne Grundgebühr. Selbst wenn der Strompreis damit auf der Urlaubsfahrt erhöht ausfällt, fällt das in den jährlichen Gesamt-Stromkosten für das Elektroauto kaum ins Gewicht. Dafür profitiert man von der geringen Komplexität eines Ladetarifs für alle Ladestationen.
Fall 2, der Laternenparker: Wer hingegen alltäglich öffentlich lädt, sollte den Fokus auf einen Haupt-Tarif legen, der an dem am häufigsten besuchten Ladestationsbetreiber den allerbesten Preis bietet. Wer mehrere Betreiber gleichwertig oft nutzt, wird entsprechend mehrere Ladetarife sammeln müssen. Hier es zu prüfen, ab wann sich jeweils ein Grundgebühr-Tarif mit preiswertem kWh-Preis wirklich lohnt oder man bestimmte Anbieter dann doch lieber meidet bzw. in Ausnahmen zugunsten der Senkung der Komplexität erhöhte Roaming-Preise in Kauf nimmt, analog zur gelegentliche Urlaubsfahrt aus „Fall 1“.
Wer besonders preis-sensitiv ist, kann auch für den jeweiligen einzelnen Grundgebühr-Tarife auf Bedarf buchen und zeitnah wieder kündigen. Die Abo-Laufzeit ist bei praktisch allen Anbietern derzeit nur ein Monat. Diese Strategie minimiert die Ausgaben und sorgt dafür, dass das E-Auto kosteneffizient betrieben werden kann. Das erhöht aber auch den Aufwand und die Komplexität.
Mit den richtigen Tools, etwas Vorbereitung und einer gewissen Preistoleranz wird das Laden von Elektrofahrzeugen beinahe so einfach wie das Tanken eines Verbrenners. Ein gut gewählter Tarif, kombiniert mit einer App und einer Karte, sorgt für eine stressfreie Ladeerfahrung – ob im Alltag oder auf längeren Reisen. Eine umfassende Infrastruktur, transparente Preise und die Kombination aus App und physischer Karte bieten dabei die besten Voraussetzungen und somit ganz viel Strombock.
Hinweis: Die Tesla Supercharger können praktisch in ganz Europa über die Tesla-App auch mit Fremdmarken genutzt werden. Lediglich auf 800V Lade-Spannung optimierte Fahrzeuge müssen berücksichtigen, dass diese hier an 400V Superchargern nur mit verminderter Geschwindigkeit möglich ist.
Der Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe 25 des T&Emagazins. Sie kann hier bestellt werden.

ANTONINO ZEIDLER betreibt den YouTube-Kanal Strombock. Seit über zehn Jahren legt er in den sozialen Medien den Fokus auf den Elektroauto-Lifestyle. Er vermeidet dabei den erhobenen Zeigefinger und vermittelt stattdessen wie viel Freude die Elektromobilität machen kann. Nach seiner Überzeugung ist nicht dogmatischer Verzicht, sondern ein tolles Angebot, Spaß und Leidenschaft der Schlüssel, mit dem man Menschen erfolgreich einlädt, sich mit neuen Produkten, Themen und Herausforderungen zu befassen. Foto: Detev Heese