T&Emagazin gendert. Ein Erklärungsversuch

Das T&Emagazin gendert. Das wird regelmäßig kritisiert, wurde aber von Seiten des Verlags bislang nicht wirklich thematisiert. Die Rechte Marginalisierter, für die es besondere Schutzräume bedarf, sind ein hohes Gut, dem im allgemeinen Sprachgebrauch nach Ansicht von Timo Schadt, dem Verleger des T&Emagazins, Rechnung getragen werden sollte.

Geschlechterpluralität ist inzwischen im Grundgesetz verankert und aus Timos Sicht ein fortschreitender und unaufhaltsamer Prozess. In den Veröffentlichungen des T&Emagazins wird der sprachlichen Weiterentwicklung schon heute mehr oder minder konsequent Rechnung getragen.

Große Widerstände von diversen Zeitgenossen werden nicht verhindern, dass sich Sprachgebungen im allgemeinen Gebrauch verändern. Medien auch von Content Creatorn – oder nennen wir sie Influencer – haben eine Verantwortung nicht nur gegenüber sich selbst und einer imaginären Mehrheit der Gesellschaft, sondern auch gegenüber Schwachen und Ausgegrenzten.

 

Allwöchentlich erfährt die Redaktion Widerstand. Hier ein Beispiel für eine Leser:innenreaktion:

Der Whisky-Händler und YouTuber Horst Lüning schrieb am 16. Januar 2023 an die Redaktion:

“Hallo,

der Autor Dr. Heiko Behrendt verwendet in seinen Beitrag ‚Eine Runde mit dem Rad‘ den Gender-Doppelpunkt. Das sehe ich für ein journalistisches Werk als äußerst bedenklich an. Ich kann Ihnen nur davon abraten.

Journalisten haben sich an die deutsche Rechtschreibung zu halten. Nur dann sind sie seriös und richten sich an die Breite der Bevölkerung. Und was richtig und falsch ist, bestimmt der Rat für deutsche Rechtschreibung. Und nicht der Duden und auch nicht eine kleine politische Gruppierung.

https://www.rechtschreibrat.com/geschlechtergerechte-schreibung-empfehlungen-vom-26-03-2021/

Besonders wichtig für alle Herausgeber ist die Meinung in der Bevölkerung, da sie ja über die Akzeptanz und den Erfolg des journalistischen Werks entscheidet. Und hier gab es eine Umfrage: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/grosse-mehrheit-laut-umfrage-gegen-gendersprache-17355174.html

Die große Mehrheit der Bürger lehnt das Gendern ab.

Gruß Horst Lüning”

 

Dem entgegnet der Autor des Beitrags:

Horst Lünig: Hallo, der Autor Dr. Heiko Behrendt verwendet in seinen Beitrag ‚Eine Runde mit dem Rad‘ den Gender-Doppelpunkt. Das sehe ich für ein journalistisches Werk als äußerst bedenklich an. Ich kann Ihnen nur davon abraten.

Heiko Behrendt: Vielen Dank für den Rat. Ich werde es dennoch tun, weil es für ein journalistisches Werk aus meiner Sicht nicht bedenklich ist. Ich persönlich bin für den Genderstern, weil er im Text besser erkennbar ist. Ich halte mich aber an unsere Redaktionsregeln.

Horst Lünig: Journalisten haben sich an die deutsche Rechtschreibung zu halten. Nur dann sind sie seriös und richten sich an die Breite der Bevölkerung. Und was richtig und falsch ist, bestimmt der Rat für deutsche Rechtschreibung. Und nicht der Duden und auch nicht eine kleine politische Gruppierung.

Heiko Behrendt: Im neuen Duden steht viel, was darin früher nicht stand. Die deutsche Sprache entwickelt sich weiter. Das bisherige Deutsch richtet sich aus meiner Sicht gar nicht an die Breite der Bevölkerung, weil sie in sehr vielen Fällen Frauen außen vorlässt, geschweige denn andere Geschlechtsidentitäten. Der Rat der deutschen Rechtschreibung bildet nicht immer die Mehrheitsmeinung ab.

Nehmen wir mal an, ich würde einen Text ausschließlich in der weiblichen Form schreiben, würden Sie sich dann mitgemeint fühlen?

Auch im öffentlich-rechtlichen Funk wird bereits teilweise gegendert. Den halte ich meistens für seriös?

Horst Lünig: Besonders wichtig für alle Herausgeber ist die Meinung in der Bevölkerung, da sie ja über die Akzeptanz und den Erfolg des journalistischen Werks entscheidet.

Heiko Behrendt: Derzeit wird das Gendern noch mehrheitlich abgelehnt. Doch auch die neuen Postleitzahlen wurden mal mehrheitlich abgelehnt, oder die neue Rechtschreibung – was für ein Geschrei damals… Der Mehrheitsmeinung immer zu folgen ist in der Regel nicht meinungsbildend.

 

Nachfolgend hat Timo Schadt die Thematik weiter aufgeschlüsselt:

 

Sprache schafft Realität

Insbesondere bei Berufsbezeichnungen war und ist es üblich, Geschlechtern zugeordnete Gruppenbezeichnungen zu verwenden. Das führt dazu, dass Kindern eine Realität suggeriert wird, die sich einprägt. Auf der einen Seite steht die Krankenschwester auf der anderen Seite der Arzt. Diese sprachliche Prägung schafft eine Realität. Wird diese durch Verwendung passender Begrifflichkeiten wie Pflegepersonal abgelöst wird hingegen die tatsächliche gesellschaftliche Realität abgebildet, auch wenn von Ärzt:innen die Rede ist.

 

Sprache macht bewusst

Viele Gesellschaften sind patriarchal, mit Männern als Familienoberhaupt, als Vorgesetzten. Nach wie vor sind sie öfter in Machtpositionen als andere Geschlechtergruppen. Durch bewusst eingesetztes Gendern kann begonnen werden, dieses Ungleichgewicht im Kleinen anzugehen. Selbstverständlich reicht die Nennung von anderen Genera (grammatischen Geschlechter) für das Aufbrechen dieser jahrhundertelangen Strukturen der Benachteiligung nicht aus. Es kann aber einen begonnen Prozess der Bewusstmachung fördern.

 

Sprache muss sich anpassen

Im Grundgesetz ist die Geschlechtsidentitäten unter dem Stichwort divers. Intersexuelle, nicht binäre und transgeschlechtliche Personen verankert. Es ist also dem Umstand Rechnung getragen, dass es mehr als männliche und weibliche Menschen gibt. Mit einigen Möglichkeiten der genderneutralen Sprache lässt sich diese Personengruppe sprachlich repräsentieren und explizit ansprechen. Diesem Umstand sollte in Medien, Bildungswesen und in offiziellen Kontexten Rechnung getragen werden.

 

Sprache verändert sich stetig

Sprache verändert sich mit jeder neuen Generation. Beispielsweise halten Anglizismen unaufhaltsam Einzug in die deutsche Sprache. Das können Deutsche doof finden aber nicht aufhalten. Auch das Gezeter nicht weniger insbesondere konservativer Menschen gegen das Gendern kann bestenfalls als bemühtes Auflehnen in einem unaufhaltsamen Prozess empfunden werden. Die Rechtschreibreformen von 1996 und 2006 stießen auf ähnlichen Widerstand, konnten sich aber letztlich durchsetzen.

 

Sprache als Anpassung an die Realität

Es mag als lästig empfunden werden, bewährte Formulierungen auf Grund gesellschaftlicher Entwicklungen zu verlassen. Doch gilt es nun Genus (Gramatik) und Sexus (Geschlecht) gänzlich neu zu denken um reale Begebenheiten auch sprachlich abzubilden. Dies ist meiner Ansicht nach unaufhaltsam.

 

Sprache darf auch subtil sein

Es ist schwierig generell gegen eine gendergerechte Sprache zu sein. Es gibt einfach zu viele Varianten und Abstufungen, als dass wir pauschalisieren könnten. Zwischen dem generischen Maskulinum (teilweise auch in der Singularform) über der Doppelnennung und den Optionen Gendergap, Gendersternchen etc. bis hin zu Leitlinien, nach denen auch Wörter wie man, jeder, Bürgersteig oder Muttersprache umformuliert gehören, gibt es viel Spielraum.

Sprache entwickelt sich, ist im Fluss und gerade in diesem Themenfeld noch am Anfang einer Entwicklung. Von daher kann es zu subtilen Verwendungen kommen, in Ausbaustufen und mit anfänglichen Schwächen in der Konsequenz. Zunächst gilt es gegenseitiges Verständnis auch gegenüber Menschen mit einer anderen Meinung zu genderneutraler Sprache zu haben und nicht DEN dogmatischen Weg einzuschlagen.

 

Quelle: https://languagetool.org/insights/de/beitrag/pro-fur-gendern/

 


Um auch zukünftig nichts Rund um gesellschaftlich relevante Themen wie Elektromobilität, Tesla und Energie zu verpassen lohnt sich das Abonnement des Newsletters, der immer Freitags erscheint, und des einmal im Quartal erscheinenden T&Emagazins.

 

In der 17. Ausgabe geht es unter anderem um diese Themen:

Editorial – Handlungen sind erforderlich

Tesla Welt – News des Quartals

Tesla – Christoph Krachten: Tesla uneinholbar?

Tesla – S3XY CARS Community 2023?

Tesla – Dana Blagojevic: Hansjörg von Gemmings unendliche Fahrt

T&Etalk – Tesla Model S & X Plaid in Europa

T&Etalk – Tesla AI Day II

 

Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)

Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.

Elektroauto Guru – Antonino Zeidler: Spezielle Reifen für E-Autos

Elektromobilität – Timo Schadt: Essener Motorshow

Elektromobilität – Christoph Reichelt: Elektrische Fahrzeugdesigns

Technophilosoph – Dr. Mario Herger: Robotaxi und Tesla FSD Beta

Innovator – Gespräch mit Nicole Krause zu Full Self Driving

Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests

Elektromobilität – Leseprobe Witziges Buch über‘s E-Auto

Elektromobilität – Martin Hund: Batterie-Rohstoffe

Klimaschutz Dr. Heiko Behrendt: Unsere Fahrweise 

Klimaschutz Dr. Heiko Behrendt: Realer Klimawandel

Klimaschutz – Dr. Heiko Behrendt: Kreislaufproduktion

T&Etalk – Jahresbilanz Energie- & Verkehrswende

Klimaschutz – Dr. Heiko Behrendt: Eine Radtour

Wirtschaft – Timo Schadt: Ein besonderes Bezahlterminal für‘s E-Autoladen

Wirtschaft – Dr. Heiko Behrendt: Straßenbahn

Reisebericht – Thomas Goldmann: Mit Model Y in die Pyrenäen

Fanboy – Gabor Reiter: Tesla Aktie – jetzt zugreifen?

 

 

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7 Gedanken zu „T&Emagazin gendert. Ein Erklärungsversuch

  1. Ich tue mir schwer, Texte zu lesen, die zu viele *:/_innen haben und ich weiß, dass sich auch in Deutschland lebende Ausländer sehr schwer damit tun (Gleichberechtigung?).
    Ich kenne in meinem Umfeld auch niemanden, der diese Schreibweise toll findet. Und das sind nicht nur alte weiße Männer, sondern auch Frauen und Jugendliche.
    Aber vielleicht lebe ich da auch in meiner Blase aber es ist wahr. Jede Diskussion, die ich zu diesem Thema anstoße, wird mit Unverständnis zum Thema gendern schnell beendet.

    Ich habe für mich beschlossen diese Texte, wenn online, in ein anderes Programm zu kopieren und *:/_innen über Suchen und Ersetzen zu entfernen oder entsprechende Texte auf Papier nicht mehr zu lesen.

    Diese für mich scheinheilig geführte Debatte über Gleichberechtigung führt so weit, dass teilweise in Schulen von Lehrern(!) initiiert diskutiert wird, ob man noch Vater oder Mutter oder besser gebärender und nicht gebärender Elternteil sagen soll. Dies haben mir Jugendliche berichtet, die diese Diskussion als lächerlich empfanden.
    Ausgebildete Journalisten sprechen von Gästen und Gästinnen. Das liest sich zwar nicht schwierig, hört sich aber schlimm an.
    Jetzt sollen Gastwirte auch noch 3 oder 4 verschiedene Toiletten einrichten???
    Wir haben bei uns zu Hause übrigens 2 Toiletten. Das sind allerdings Unisex Toiletten, die ich mir mit meiner Frau teile und das geht seit 25 Jahren bereits ohne Probleme.
    In anderen Ländern, z.b. in Skandinavischen Ländern wird das auch in Gaststätten oft so gehandhabt.

    Die Überschriften zu dem Thema unter dem Leserbrief von Horst Lüning sind alle richtig.
    Sprache schafft Realität, Sprache macht bewusst etc.
    Wir grenzen auch niemanden aus, wenn wir so sprechen und schreiben, wie wir es gelernt haben und es (noch) richtig ist.
    Die Lesbarkeit ist gegeben, wenn man z.b. Arzt und Ärztin oder Ärzteschaft sagt oder schreibt. Die Gleichberechtigung übrigens auch.
    Im Englischen gibt es so etwas auch. Entweder sagt man z.b. Flight Attendant für W und M oder wem das nicht genderneutral genug ist sagt Steward und Stewardess oder Purser und Purserette

    Bei dem letzten Satz: Zunächst gilt es gegenseitiges Verständnis auch gegenüber Menschen mit einer anderen Meinung zu genderneutraler Sprache zu haben und nicht DEN dogmatischen Weg einzuschlagen.
    Habe ich eher das Gefühl das Dogmatische an dem gendern geht eher von denen aus, die es tun.

  2. “Gendern” – fällt Euch bei dem Wort schon etwas auf? Ist das überhaupt Deutsch? Wikipedia sagt:
    “Gendern oder Gendering (von englisch gender „[soziales] Geschlecht“: etwa „Vergeschlechtlichung“ oder „Vergeschlechtlichen“) ist eine eingedeutschte Wortbildung aus dem englischen Sprachraum” etc. pp. Also ist es kein Deutsches Problem.

    Das Wort “Gender” allein klingt schon nicht besonders.

    Jedenfalls ist das totaler Schwachsinn, wenn man sich das einfach mal neutral, unpolitisch überlegt. Es ist mir seit meiner Kindheit klar, dass der Plural von einem Mitarbeiter, viele Mitarbeiter sind und man nicht noch zusätzlichen zwischen männlichen und weiblichen Mitarbeitern unterscheiden muss. Oder würden Sie schreiben “männliche und weibliche Mitarbeiter:innen”? Kompletter Unfug. Und wenn der Unfug mich noch etwas nervt, lese ich einfach das Heft nicht mehr. Fertig. Ach ja, und der Newsletter wird dann auch abbestellt. Vielleicht hilft es, mit den Füssen abzustimmen, damit das verstanden wird.

  3. Ich sehe das wie Matthias Urlichs –>entscheidend ist was man konkret tut um allen Geschlechtern die gleichen Rechte zu geben und nicht wie man sich sprachlich ausdrückt. WelcherGeschlechter sind in der Redaktion vertreten und werden sie gleichberechtigt behandelt?

    Es ist auch nicht ausreichend dem Pflegepersonal zu applaudieren während der Pandemie, sich aber Null darum zu kümmern das sie angemessen bezahlt werden und vernünftige Arbeitsbedingungen bekommen.

    Wenn die schreibende Zunft sich um Inhalte und nicht um Umgangsformen kümmert wäre uns viel mehr geholfen.

  4. Moin,
    ich denke, das entscheidende Kriterium für einen Text sollte die Lesbarkeit sein. Einfacher Test: Man lese den Text einfach mal laut vor. Da man Sternchen, Doppelpunkte oder was auch immer nicht vorlesen kann, ergibt sich ein wildes Gestolpere mit Sprechpausen, das schwer anzuhören ist.
    In der Argumentation stört mich die Formulierung “Medien … haben eine Verantwortung nicht nur gegenüber … einer imaginären Mehrheit der Gesellschaft, sondern auch gegenüber Schwachen und Ausgegrenzten.” Da hier ja im Wesentlichen die weibliche Schreibform thematisiert wird, ist dieser Satz völlig unpassend. Zumindest die tatsächliche Mehrheit der Gesellschaft ist weiblich und Frauen nur aufgrund dessen, dass sie Frauen sind, in die Kategorie “Schwache und Ausgegrenzte” einzuordnen, ist erheblich sexistischer als einen Text ohne Gendersternchen.
    Ich halte die Lösung, die zum Beispiel DER SPIEGEL gewählt hat, für die mit Abstand beste Variante. Dort wird mehr oder weniger abwechselnd die männliche und die weibliche Form genutzt. Der Text bleibt hervorragend lesbar und trotzdem wird er der Gleichberechtigung gerecht.

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