Fastned und Tesla eröffnen Deutschlands größten Schnellladepark

Roland Schüren und Fastned-CEO Michiel Langezaal

Seed & Greet – das ist der Name der zukünftigen Café-Bistro-Bäckerei im Gewerbegebiet Kreuz Hilden. Und der ist Programm. An der Straße Nordpark entsteht Zug um Zug in mehreren Bauabschnitten ein ganz besonderer Bau, der die drei klimarelevantesten Sektoren extrem nachhaltig verbindet: Lebensmittelherstellung, Energie-Erzeugung und Mobilität. Sektorenkopplung nennt das der Fachmann.

Natürlich handelt es sich bei Energieerzeugung um erneuerbare Energien und bei Mobilität um Elektro-Mobilität. Für Roland Schüren wurde am 8. Oktober ein Traum zur Realität. Der Bäckermeister aus Hilden backt keine kleinen Brötchen, wie das T&Emagazin schon einmal schrieb (Ausgabe 6, unter shop.temagazin.de erhältlich). Direkt am Autobahnkreuz Hilden ist auf einem gut 12.000 Quadratmeter großen Gewerbegrundstück für E-Autos der größte Ladepark der EU entstanden.

Das Grundstück ist eine bisher weder landwirtschaftlich noch auf andere Weise genutzte Fläche. Das liegt vor allem an drei Pipelines, die es als Rohöl-, Ferngas- und Flüssiggasleitungen unterqueren. Diese sind auch wesentlicher Grund für den Bauablauf in drei Bauabschnitten.

In einem großen Pre-Opening-Event mit geladenen Gästen eröffnete Schüren den abgeschlossenen ersten Bauabschnitt. Ein erstes 150 Quadratmeter großes Café-Bistro (rechts oben) in einem schicken Holzbau wurde realisiert und zwei große Solardächer sind erstellt. Tesla und der niederländische Ladesäulenbetreiber Fastned gehen mit knapp der halben Menge der letztlich geplanten Ladestationen an das Netz.

Tesla ist mit der neuesten Generation der V3 Supercharger am Standort vertreten. Hier können 250 Kilowatt Spitzenleistung geboten werden. Übergangsweise hatten die Kalifornier einen Paletten-Supercharger errichtet, doch der ist nun Geschichte. Der unmittelbare Nachbar Fastned stellt maximal 300 Kilowatt Leistung parat. Roland Schüren macht das Angebot mit seinen langsamen AC-Ladesäulen für Gäste und Mitarbeiter rund.

430 Kilowatt-Peak Solarstrom stehen fortan dort ladenden Elektroautos zur Verfügung. Am Ende der Baumaßnahmen sollen es 750 sein. Das Maximale, was hier von der Sonne geliefert werden kann, wird auch von 2 MWh-Batteriespeichern (siehe Foto oben) eingefangen. Im nun beginnenden zweiten Bauabschnitt wird die endgültige Zufahrt an die Straße Nordpark gelegt. Tesla und Fastned erweitern die Anzahl der Schnellladestationen. Eine Ferngas-Pipeline wurde erneuert. Sodann beginnt der dritte Bauabschnitt.


Am Ende wird sich ein über und über mit Photovoltaik bedecktes fünfstöckiges Bürogebäude dazu gesellen, welches in den kommenden zwei Jahren errichtet wird. „Ich muss langsam dazu übergehen, von eineinhalb Jahren zu sprechen“, scherzt Roland Schüren. Die Baumaßnahmen haben sich im Zuge der Corona-Pandemie ein wenig hinausgezogen. Dieser Bauabschnitt sollte eigentlich bereits im Mai eröffnet werden.

Im Seed & Greet-Gebäude sollen eine hochmoderne Backstube mit Wärmerückgewinnung, mit dann noch größerem Café-Bistro im Erdgeschoß entstehen, darüber mietbarer Büroraum. Zwischen den beiden Gebäudeblöcken wird ein großer in Glas eingefasster Lichthof sein, in dem über die kompletten vier Stockwerke Vertical Farming stattfinden wird. Das ausgeatmete CO2 der Menschen im Gebäude sollt den Pflanzen zugute kommen. Früchte und Salate werden unter hoch modernen Bedingungen angebaut und geerntet. Das Ganze fließt in die Gastronomie im Erdgeschoß ein, wird dort weiterverarbeitet und schließlich zum Verzehr angeboten. Noch ist von alledem nichts zu sehen.

Doch dem Traum „den besten und geilsten Standort zum Laden auf der Fernstrecke“ ist er nun schon deutlich nähergekommen. Diesen sieht er auch kombiniert mit den Elementen eines City Superchargers. Menschen im Umfeld können den Standort „wie eine klassische Tankstelle“ nutzen: „Ich möchte allen Leuten, die ein Elektroauto fahren möchten, aber keine Lademöglichkeit zuhause oder beim Arbeitgeber haben, eine Möglichkeit geben, den Standort wie eine Verbrennertankstelle zu nutzen.“ Gedanklich zieht er dabei wie mit einem Zirkel einen drei Kilometer-Radius.

Das Angebot gilt nicht nur für Tesla, ebenso die von Schüren selbst betriebenen AC-Ladesäulen und der Schnelladepark von Fastned bieten allen Nutzern der Elektromobilität Möglichkeiten, je nach Anspruch an Ladegeschwindigkeit. Als besonderes Schmankerl wird eine Möglichkeit gegeben, während der Ladeöffnungszeiten bar oder per Kreditkarte AC und mit einem speziellen Tarif bei Fastned zu laden. Roland Schüren will das Laden auch Nicht-Tesla-Fahrern unkompliziert gestalten.

Insgesamt betont der 54-jährige Unternehmer die „sehr gute Zusammenarbeit. Ein derartiges Projekt kann man nicht alleine machen.“ Er ist begeistert von Tesla und seinen Partnern.

„Wir Deutschen sind keine Ansammlung von prominenten Einzelspielern, sondern eine Turniermannschaft“, bringt er mit sportlicher Analogie und betont, dass nicht nur er viel Herzblut in das Projekt gesteckt habe.
„Im Endausbau werden wir 114 Ladeplätze, davon 62 Schnellladeplätze haben. Tesla wird hier am Ende mit 40, Fastned mit 22 vertreten sein.“ Das Ganze ist für Roland Schüren nicht nur ein unternehmerisches Projekt, es ist ein Beitrag zur notwendigen Energiewende.

Fastned-CEO Michiel Langezaal

Am 8. Oktober fanden sich auch der CEO von Fastned, Michiel Langezaal, und Julius Hoffstaedter, Tesla, Country Manager D-A-CH, in Hilden zur Eröffnung ein. Im Beisein des nordrheinwestfälischen Wirtschaftsministers, Prof. Andreas Pinkwart (FDP), würdigten alle Beteiligten das besondere Projekt.

Julius Hoffstaedter, Regional Manager D-A-CH und EE Tesla

Roland Schüren ließ es sich nicht nehmen, den Energiebedarf mit dem eines nahegelegenen Rechenzentrums zu vergleichen. Fahrzeuge können mit dem in Hilden geladenen Strom „durch halb Europa kommen“. Das Rechenzentrum habe jedoch „den doppelten Anschlusswert von uns“. Diese Kehrseite der Digitalisierung werde allzu oft ausgeblendet. Viele Betreiber von Rechenzentren möchten gerne mehr in die Eigenerzeugung von erneuerbaren Energien investieren. Dem steht anscheinend nach wie vor das Erneuerbare-Energien-Gesetz entgegen. „Hier ist die Bundesregierung gefragt, hinderliche Regularien zu eliminieren“, so Roland Schüren.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart bezeichnete Roland Schüren als Vorzeigeunternehmer
Dr. Claus Pommer, designierter Bürgermeister der Stadt Hilden
Ein Apfelbaum von Gregor Hinz, Voltego Der Minister und Roland Schüren griffen zum Spaten.

Ein Beitrag aus der Ausgabe 8 des T&Emagazin.

Weitere Themen sind:

  • Tesla – Battery Day
  • Tesla – Neue Supercharger Strategie von Timo Schadt
  • Tesla – Nur ein Softwarefehler – Fahrzeuge anderer Marken konnten am Tesla V3-Supercharger laden von Timo Schadt
  • Tesla – Peter Altmaier: „Nachhaltigkeit und Lebensfreude“ von Markus Weber
  • Tesla – Tesla Center Köln: Marke ist bekannt genug von Timo Schadt
  • Tesla Welt – News des Quartals von David Reich
  • Tesla – Wann kommt das neue Software Update? von Martin Hund
  • Community – E-Cannonball 2020 – Impressionen und Ergebnisse
  • Elektroauto Guru von Antonino Zeidler
  • E-Mobilität – Car Maniac E-Auto-Tests von Christopher Karatsonyi
  • Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde e.V. von Thorsten Dohe
  • Die Herausgeber – TOCH beim nationalen Tag der E-Mobilität
    in der Schweiz von Martin Haudenschild
  • Energie- & Mobilitätswende – Kommentar von Georg Giglinger zur Umweltfreundlichkeit
  • Energie- & Mobilitätswende – Mit E-Mobilität Klima retten? von Markus Weber
  • Energie- & Mobilitätswende – Voltego – Ökostrom von Timo Schadt
  • Energie- & Mobilitätswende – Sektorenkopplung von Christian Brockmann
  • Energie- & Mobilitätswende – Einfach Einsteigen Interview mit Mark Wege
  • Energie- & Mobilitätswende – Beispiel Caritas Fulda von Markus Weber
  • Wirtschaft – Interview mit Zukunftsforscher Mario Herger: „Wo sind die deutschen Startups?“ von Timo Schadt
  • Wirtschaft – VW vs. Tesla –  Kampf um die Vormachtstellung Gespräch mit Kurt Sigl (Präsident des Bundesverband eMobilität)
  • Innovator – Gespräch mit Hans Kurtzweg: Von 0 auf Giga 4 von Antonino Zeidler und Timo Schadt
  • Reisebericht – Sommerurlaub mit Familie und Kia e-Niro von Florian Bach
  • Reisebericht – Camping mit dem Tesla von Alexander Scharr
  • Fanboy – Gabor Reiter über die Visionen von Elon Musk

Einzelhefte oder gleich ein paar zum Weitervereilen können über den T&Eshop gegen Porto- und Versandkostenübernahme bestellt werden. Denn jeder E-Mobilist kennt die Situation z.B. beim Laden auf die Erfahrung mit dem E-Auto angesprochen zu werden. Praktisch, wenn man den Fragenden dann etwas an die Hand geben kann.

Ein Einzelheft der Ausgabe 8 kann man hier vorbestellen.

Wer mehr Hefte zum Weiterverteilen haben möchte, kann zu kleinen Mehrkosten 5, 10 oder 20 Exemplare bestellen oder hier dauerhaft ein Abonnement ebenfalls in Wunschmenge abschließen.

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