Interview mit Alex Voigt
Alex ist mit dem Thema Wasser in Deutschland sehr vertraut. Er beschäftigt sich seit langem damit, und findet, dass in den Medien oft ein schiefes Bild vermittelt wird. Er ist Blogger und Autor und hat sich intensiv mit Tesla und dem Urteil auseinandergesetzt. David Reich vom Tesla Welt Podcast interviewte ihn im Vorfeld zum Produktionsstart des „Made in Germany“-Model Y in der Gigafactory in Grünheide.
Grundsätzlich gebe es in Deutschland keinen Wassermangel. Genügend Wasser sei durch Mittelgebirge und Alpen vorhanden; Grundwasser und auch im Boden befindliche sogenannte „Wasserblasen“ würden den Bedarf mehr als decken können. Brandenburg sei zudem kein wasserarmes Land. Das Problem sei nicht Wassermangel, sondern ein Wassererschließungsfehler: Es wurde nicht ausreichend vorausgeplant, um für die Industrie genügend Wassermengen zur Verfügung stellen zu können. Das würde an der Bauplanung der letzten Jahrzehnte liegen, damals hätte man Regenwasser noch über Flüsse ins Meer geleitet. Das wäre nicht sinnvoll gewesen, da Grundwasser ohne versickertes Wasser nicht ausreichend wieder aufgefüllt werde. Es dauere bis zu zehn Jahre, bis Grundwasser als Trinkwasser genutzt werden könne, da das Wasser durch die verschiedenen Erdschichten gefiltert wird und erst dann zu einem hochqualitativen Trinkwasser werde. Langfristig hätte hierfür Sorge getragen werden müssen, in Brandenburg wurde schon vor Jahren versäumt, vorzuplanen. Das Landesamt für Umweltschutz in Brandenburg sei so schlecht besetzt, dass eine Neuerschließung von Wasserquellen bis zu zehn Jahre dauern kann. Wenn man so große Projekte wie Tesla ins Land holt, hätte man schon vor Jahren vorausplanen müssen.
Und: Es gebe in Deutschland keine Verteilung von Spitzenverbräuchen auf verschiedene Wasserversorger. Alex plädiert dafür, dass die Versorger in verschiedenen Regionen und Landkreisen zusammenarbeiten oder sogar zusammengeschlossen werden sollten. Das gesamte Thema der Wasserversorgung sei nie vernünftig auf die Beine gestellt worden, die Probleme werden jetzt nicht nur bei Tesla, sondern auch bei anderen Industrieansiedlungen sichtbar.
Gerne wird Tesla in den Medien für die Probleme beschuldigt, dabei hätte Tesla am wenigsten damit zu tun und könnte auch nur wenig tun. Den Durchschnittsverbrauch der Giga Berlin, die oft genannten 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr, wird Tesla nur in der absoluten Spitze verbrauchen. Umgerechnet auf die 500.000 Fahrzeuge kommt man auf ungefähr 2.800 Liter pro Fahrzeug – übrigens hat die Lackiererei hier den größten Verbrauch. Darin eingerechnet ist selbst auch die gesamte Batteriefabrik. Zum Vergleich: Audi hat einen Verbrauch von 3.750 Liter pro Fahrzeug. Und: Tesla bezieht die Batterien nicht von anderen Herstellern, sondern stellt sie selbst her. Bei den E-Autos der deutschen Hersteller entsteht durch die Batterieproduktion zusätzlich noch Wasserverbrauch in anderen Ländern, was nicht mit eingerechnet wird. Auch die Technologie Teslas bei der Batterieproduktion sei beim Wasserverbrauch überlegen, denn es wird ein Trocken- oder Halbtrockenverfahren angewendet, im Gegensatz zum Flüssigverfahren der Hersteller von Batterien für die deutschen Unternehmen.
Tesla ist hier nicht der Böse, auch wenn das in Medien oftmals so dargestellt wurde. Es war damals jedoch von Elon Musk unglücklich formuliert, als er die Frage nach dem Wasser ins Lächerliche zog, indem er scherzend antwortete „schaut euch um, hier gibt es doch genug Wasser, es ist alles grün“ – einige erinnern sich sicherlich. Ganz Unrecht hatte er damit nicht, aber gut angekommen ist das in den Medien und bei der Bevölkerung nicht.
Formale Fehler beim Gerichtsverfahren
Im Rahmen eines Bewilligungsverfahrens für eine Erhöhung der Wassermenge ist eine Anhörung nötig, an der auch ganz normale Bürger teilnehmen können. Die Anhörung muss 30 Tage vorher ausgeschrieben werden, das Ministerium hatte aber den Fehler gemacht, diese nur 28 Tage vorher auszuschreiben, weshalb das Gericht einen formalen Fehler anerkannt hat. Die Wassermengenerhöhung wurde dadurch als rechtswidrig erklärt, was jedoch eine reine Formalie ist – es hat nichts damit zu tun, ob überhaupt genügend Wasser vorhanden ist.
Der relevante Teil des Gerichtsurteils im Wortlaut: „Die wasserrechtliche Bewilligung ist in materieller Hinsicht ebenfalls nicht zu beanstanden. Mit Blick auf die bewilligte Entnahmemenge besteht keine Diskrepanz zwischen Grundwasserentnahme und -neubildung. (…) Das vorhandene Grundwasserangebot ist noch langfristig ausreichend, um die Bevölkerung und Industrieansiedlungen zu versorgen.“ Wohl recht selbstverständlich ist einer der Grundsätze des Wassermanagements: der Grundwasserspiegel darf nicht sinken. Die Gutachten, aufgrund denen der Richter sein Urteil gefällt hat, bestätigen, dass das Grundwasser ausreichend neugebildet werden kann.
Für Verwirrung sorgte auch der zuständige Wasserversorger WSE. Dessen Geschäftsführung sagte vor den Gerichtsverhandlungen, dass sie Tesla bei einem negativen Urteil das Wasser unverzüglich abdrehen müssten. Nach den Gerichtsverhandlungen hatte der Wasserversorger verkündet, dass das Urteil „ein katastrophales Ergebnis“ gewesen sei, doch genau das Gegenteil ist der Fall: Die Umweltvereine Naturschutzbund und die Grüne Liga haben in allen Punkten – bis auf den eben angesprochenen kleinen, formellen Punkt – die Verhandlungen verloren.
Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 14 des T&Emagazin, die am 1. April 2022 erscheint. Das vollständige Gespräch mit Alex Voigt ist auf dem YouTube-Kanal von David Reich, „Tesla Welt Podcast“, zu finden.
Weiteres rund um Tesla, E-Mobilität und regenerative Energien gibt es in der 14. Ausgabe des T&Emagazin, die ab dem 1. April 2022 zu haben ist.
Die Zeitschrift hat 68 Seiten, prall gefüllt mit Berichten zu Themen der Elektromobilität und zu regenerativen Energien. Das Magazin hat eine Leimbindung und ist dadurch noch schicker geworden.
Ein Exemplar der Ausgabe 14 kann gegen Versandkostenübernahme hier bestellt werden.
5 Exemplare, 10 Exemplare und 20 Exemplare zum Weiterverteilen zu geringen Mehrkosten.
Zu den Inhalten aller vorherigen, älteren Ausgaben geht es hier.
Inhalt der 14. Ausgabe:
- Leser-Reaktionen
- Editorial – Ein wirkliches Privileg
- Tesla Welt – News des Quartals
- Tesla – Eröffnung & Delivery Event Gigafactory Grünheide
- Rede von Elon Musk
- Tesla – Interview mit Jörg Steinbach
- Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
- Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)
- S3XY CARS Community – Alles zum großen E-Auto Event
- Elektroauto Guru – Warum sind E-Autos eigentlich so flott?
- Elektromobilität – WLTP-Reichweitenschwindel
- Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests
- Veranstaltungen – Saus & Schmaus Brandenburg electric
- Innovator – 6.000 Hände an Franz Liebmanns Lenkrad
- Klimaschutz – Elektromobile Bahnerfahrungen
- Klimaschutz – Wie umweltfreundlich ist die Bahn eigentlich?
- T&Etalk – Rückblick: Ökostrom selber erzeugen & vermarkten
- T&Etalk – Rückblick: Kostenlos Tesla fahren! – ist das verwerflich?
- T&Etalk – Ausblick: Aktien zu E-Mobilität & Energie
- T&Etalk – Ausblick: E-Fahrzeug Design
- Klimaschutz – Gefährdet Tesla die Wasserversorgung?
- Klimaschutz – Prof. Quaschning: Putins Krieg und unser Öl und Gas
- Klimaschutz – Erfahrungsbericht PV, Wärmepumpe & E-Auto
- Zukunftstrends – Trends formen unsere Welt
- Wirtschaft – Interview mit Presse-Großhändler Carsten Müller
- Technophilosoph – Dr. Mario Herger zu Lügen der Autokonzerne
- Wirtschaft – E-Flugzeug: Die leise Revolution am Himmel
- Reisebericht – Über die Alpen mit Model X und Wohnwagen
- Reisebericht – Alles für die Katz: Harus Abenteuer im Tesla
- Fanboy – Gabor Reiter: E-Mobilität in Deutschland
- … und einiges mehr
Ein wenig Kritik zum Artikel:
– “Den Durchschnittsverbrauch der Giga Berlin, die oft genannten 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr, wird Tesla nur in der absoluten Spitze verbrauchen.” – Ja, was denn nun? Ist das nun ein Durchschnitt oder doch nicht? Dann wird er aber nicht in der Spitze sondern eben durchschnittlich (“jeden Tag 1/365”) erreicht.
– Ich habe nur diese Zeilen gelesen und ich kenne Alex Voigt nicht. Den Podcast habe ich nicht gehört. Interessant wäre schon, warum ausgerechnet er sich mit Wasser angeblich gut auskennt. Ich würde da doch eher auf den Wasserverband und andere Leute setzen, die eine entsprechende Ausbildung haben und die wirklich nah dran sind an den Fakten zu genau dieser Situation. Ich vermute: Interessiert sind wir alle. Fachleute sind wir alle nicht. 🙂
– Was ich mal gelernt habe (und was eigentlich eine Binsenweisheit ist): Wasser ist ein sehr lokales Gut, weil viel davon benötigt wird und es zugleich schwer ist. Die Idee von Wasserverteilung und Vernetzung macht ökonomisch sehr wenig Sinn. Bisher. Zum Glück.
– Das spöttische Lachen von Musk zur Wassersituation war wirklich nicht angebracht. Eine Relativierung “Ganz Unrecht hatte er damit nicht” ist nach meiner Meinung ebenfalls unangebracht. Er hat zu verdammt vielen Dingen einen verdammt guten Über- und Einblick. In diesem Fall und zu diesem Zeitpunkt vor der Kamera war das allerdings offensichtlich einfach nicht der Fall. cringe.
Ja, ich wünsche mir auch, dass Tesla weiterhin Erfolg haben möge. Aus all den Gründen, die wir kennen und die wir so gerne mit anderen Menschen teilen möchten, um sie auf die vielen Vorteile aufmerksam zu machen und um einen noch schnelleren Wandel, den wir für richtig halten, zu bewirken.