Studie: Elektromobilität kann bis 2050 CO2-neutral sein

Foto: Jp Valery, Unsplash

Elektrofahrzeuge haben schon heute eine deutlich bessere CO2-Bilanz als Verbrenner. Bis 2050 können sie sogar fast CO2-frei sein – und zwar unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus von der Herstellung über die Nutzung und das Recycling. Dafür muss der Strom, auch für die Fahrzeugherstellung, aus erneuerbaren Energien kommen und die EU das Recycling von Batterien vorantreiben.

Ob Bus, Lastwagen oder Auto – Fahrzeuge mit Elektroantrieb können bis 2050 fast CO2-neutral sein. Das zeigt die Studie “Lebenszyklus-Analyse konventioneller und alternativ betriebener Fahrzeuge“, die von der britischen Firma Ricardo Energy & Environment in Zusammenarbeit mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) und E4tech erstellt wurde. Sie wurde von der EU-Kommission in Auftrag gegeben und soll helfen, die richtigen Rahmenbedingungen für eine klimafreundliche Mobilität in Europa zu schaffen.

„Elektrofahrzeuge haben über ihren gesamten Lebenszyklus in der EU schon heute eine deutlich geringere Klimaauswirkung als die konventionellen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor“, sagt Hinrich Helms, Studienleiter am ifeu. Grund dafür sind vor allem die geringeren CO₂-Emissionen im Betrieb, die die höheren Emissionen der Batterieherstellung kompensieren können.

2050: 33 g CO2-Äquivalente je Kilometer möglich

Das ambitionierte Szenario für das Jahr 2050, mit einer EU-Politik, die die Klimaerwärmung entsprechend der Ziele des Pariser Abkommens auf 1,5 Grad begrenzen soll, zeigt: Der CO2-Ausstoß der Elektrofahrzeuge kann sogar gegen Null gehen, wenn in allen Bereichen des Lebenszyklus erneuerbare Energien eingesetzt werden. Zwar werden auch dann für das Elektrofahrzeug noch mehr Ressourcen gebraucht als für den Verbrenner, diese können jedoch großenteils mit erneuerbaren Energien gewonnen, verarbeitet sowie weitgehend im Kreislauf geführt werden.

Das Resultat: Während ein elektrobetriebener Mittelklassewagen 2020 in der EU über seinen gesamten Lebenszyklus 120 Gramm CO2-Äquivalente je Kilometer ausstößt, kann der Wert laut Studie 2050 bis auf lediglich 33 g CO2-Äquivalente je Kilometer sinken. Ähnliche Tendenzen zeigen sich auch für Lkw und Busse, bei denen die Treibhausgasbilanz von Elektrofahrzeugen in der EU bereits heute besser ist, als die von Verbrennern und sich bis 2050 in Richtung Klimaneutralität entwickeln kann.

Emissionen von Klimagasen (links) und Ressourcenverbrauch (rechts) von Elektrofahrzeugen gegenüber konventionellen Benzinern für 2020 und 2050. Für 2050 wird von einer EU-Politik ausgegangen, die die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad begrenzen soll.

Erneuerbarer Strom führt zu fast CO2-freiem Verkehr

Bedingung für die hohe CO2-Einsparung ist, dass der Strom für den Betrieb und die Herstellung der Fahrzeuge großteils aus erneuerbaren Energien stammt. Für 2050 geht die Studie davon aus, dass im Vergleich zu 2020 Strom aus Windenergie den größten Teil des Strommix ausmacht. Strom aus Kohlekraftwerken kommt dann in Europa kaum noch vor.

„Während wir für den Ladestrom in Europa bereits auf einem guten Weg sind, muss zukünftig der Prozess der Fahrzeug- und Batterieherstellung verstärkt in den Blick genommen werden. Nachhaltige Lieferketten und Kreislaufwirtschaft gewinnen an Bedeutung“, sagt Hinrich Helms.

Ökoperformance der Elektroantriebe ist weiter ausbaufähig

Noch fallen die Umweltvorteile der Elektrofahrzeuge je nach EU-Staat unterschiedlich aus, weil der Strommix in den EU-Staaten heute noch stark variiert. So bewegen sich die Treibhausgasemissionen von Elektrofahrzeugen in Estland und Polen – beides Länder mit sehr großem Kohlestrom-Anteil – über den Lebensweg heute auf einem vergleichbaren Niveau von konventionellen Verbrennern. In Schweden, einem Land mit überwiegend erneuerbarer Stromerzeugung, stößt ein Elektrofahrzeug über den gesamten Lebensweg nur noch ein Viertel der Emissionen eines Verbrenners aus.

Im Bereich der Ressourcennutzung schneiden die Elektroantriebe jedoch 2050 weiterhin schlechter ab als die konventionellen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das liegt daran, dass ihr Antrieb und die Batterie weiterhin zusätzliche erschöpfliche Ressourcen wie Kupfer, Kobalt und Lithium benötigen, auch wenn diese klimaschonend gewonnen und verarbeitet werden.

Quellen: Pressemitteilung des ifeu, vollständige Studie (englisch)


N.E.W. ist ein Gemeinschaftsprojekt des T&Emagazin in Zusammenarbeit mit dem YouTube Kanal Car Maniac von Christopher Karatsonyi.

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