Kann ein Elektroauto 2023 mit einem Diesel mithalten, wenn ein Vertriebler dieses bewegt? Dieser Frage wollte ich mit einem Experiment nachkommen. Alex von Elektrisiert und ich sind in die Rolle zweier Vertriebler geschlüpft. Die zu bewältigende Strecke: 623 km – losgefahren Morgens, angekommen Abends. So wie ein Vertriebler das halt macht. In einem Community Posting habe ich meine Zuschauer gefragt, wer Vertriebler sei und mir Tipps geben kann, wie denn der Tag eines Vertrieblers aussieht. Nach diesen Kriterien haben wir den Test gestaltet.
Los ging es im Münchner Westen um 7:40 Uhr. Alex im Tesla Model Y Long Range und ich in einem Diesel: dem Mazda CX60 mit einem 6 Zylinder aus 3,3 Litern Hubraum, 254 PS und 545 Newtonmeter Drehmoment. Wer baut denn heute noch einen 6 Zylinder Diesel? Tja, Mazda. In diversen Tests meiner Kollegen auf YouTube habe ich gesehen, dass das Auto knapp über 4 Liter verbrauchen soll, in gewissen Profilen. Das schreit nach dem perfekten Mitstreiter gegen den Tesla.
Da wir ja Vertriebler sind fahren wir drei Städte an. Die Ziele waren Stuttgart, Nürnberg, Ingolstadt. Für jedes Ziel hat mein Mitarbeiter Jakob einen Supermarkt ausgesucht, welcher als Ziel des Vertrieblers fungiert. Diese Ziele wurden nicht nach Kriterien eines Elektroautofahrers ausgesucht, sondern ganz normal. Entweder hat also Alex Pech, oder er hat Glück und findet eine Ladesäule direkt am Ziel. An jedem Supermarkt galt es 30 Minuten zu warten, so haben wir einen Termin fingiert. Wollte Alex sein Auto laden, musste er dies vor dem Termin und natürlich nach dem Termin wieder abstecken. Auf der Autobahn ist der Verbrauch des Diesels der Vorteil und die Tatsache, dass er eine solche Strecke wahrscheinlich ohne Nachtanken abfahren kann. Das kann momentan kein Elektro. Vor allem aber nicht, wenn du diese Elektroauto auch noch etwas schneller bewegst. So war meine Strategie so schnell zu fahren, wie es ein Vertriebler auch täte, der am Abend noch zu seiner Familie nach Hause will. Diesen Trumpf kann der Diesel aber nur dann ausspielen, wenn kein Verkehr ist. Denn ist Verkehr, fährt das Elektroauto in seinem Sweetspot und der Vorteil für den Verbrenner ist hinüber. Auf jeden Fall konnte ich Richtung Stuttgart, obwohl dies meine Hassautobahn ist, gut Strecke machen, fuhr öfters 180 und kam knappe 16 Minuten vor Alex am Ziel an. Gar nicht mal so beeindruckend für den Anfang. Alex stellte sich an einen Schnelllader und lief 8 Minuten zu Fuß zu unserem ersten Supermarkt. Schön, wenn es nicht regnet oder nicht 40 Grad hat. Gerade als Vertriebler ist das glaube ich nicht so toll, wenn man verschwitzt oder nass ankommt oder gar Produkte dabei hat, um diese dem Kunden zu präsentieren und sie in der Hand herumtragen muss, weil man von der Ladesäule kommt. Dieses Problem hatte ich mit dem Diesel natürlich nicht.
Ich dachte, Stuttgart sei die einzige Stadt, wo ich Alex je wiedersehen werde, zumindest für diesen Test. Ich irrte mich allerdings. Denn trotz der Tatsache, dass er 8 Minuten zur Säule musste und weitere 6 Minuten zurück weil er schneller lief, war mein Vorsprung in Nürnberg, unserer nächsten Station, bei gar nicht mal so extremen 39 Minuten. Dort legten wir eine einstündige Pause ein, denn auch ein Vertriebler muss mal essen und tut dies meistens mit Kunden. Also wartete ich beim Griechen auf Alex und hatte noch nicht aufgegessen, als er kam. Er bestellte super eklige Rinderleber.
Ich hatte noch üppig Diesel im Tank, hatte mich aber dennoch entschieden, vor der letzten Stadt nämlich Ingolstadt zu tanken, denn ich fuhr direkt an einer leeren Tankstelle vorbei. Hier räumte ich mit dem Mythos auf, dass tanken genauso lange dauert, wie ein Elektroauto laden, so wie viele Elektromobilisten gerne behaupten.
4 Minuten und 34 Sekunden dauerte es zu tanken. Soviel mal dazu. In Ingolstadt kam ich 25 Minuten früher an weil ich auf der Autobahn einfach nicht schnell fahren konnte wegen des Verkehrs und natürlich noch getankt habe. Ich fuhr allerdings ab, als Alex gerade ankam. Meinen letzten großen Trumpf wollte ich zwischen Ingolstadt und München ausspielen, den Reihen Sechszylinder fliegen zu lassen. Alex kam mit 7% in Ingolstadt an, somit musste er noch laden. Summa summarum konnte ich ein paar mal knapp über 200 fahren und kam an meiner Adresse in München nach 623 km knappe 50 Minuten vor Alex an. Ist das so nennenswert? Ich finde nicht. Das Elektroauto hat sich sensationell geschlagen, vor allem wenn man dafür ein Model 3 Facelift nehmen würde. Was aber der Diesel nach wie vor viel besser kann und sich somit als technologisch nach wie vor besser erweist, ist die Tatsache, dass ich keine einzige Sekunde darüber nachden musste wo ich lade, wie ich lade und wie lange ich lade. Vor allem das “egal wo parken” war sehr erfrischend und ist definitiv ein anheben des Lebenskomforts im Berufsalltag. Was bedeutet das aber für die Umwelt? Denn der geht meinem Komfort gehörig am Hintern vorbei. Die Rechnung findet ihr im dazu passenden Car Maniac Video um aufzuzeigen, wie der Unterschied monetär, aber auch in Sachen CO2 Ausstoß war. 50 Minuten sind für mich kein Argument mehr zu sagen, man müsste unbedingt mit dem Verbrenner fahren. Hat man aber ein bisschen mehr Pech unterwegs, kann der Unterschied noch mal größer werden. Ich persönlich hätte den Unterschied allerdings größer geglaubt um ehrlich zu sein. Somit ist das Elektroauto der Gewinner der Herzen der Verbrenner aber nach wie vor der Gewinner dieser Challenge.
Schaut euch das ELEKTRO vs. DIESEL Video auf dem YouTube-Kanal von Car Maniac an:
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Weitere Car Manaic E-Auto-Tests finden sich auch in der aktuellen 20. Ausgabe des T&Emagazins.
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Inhalt der 20. Ausgabe des T&Emagazin:
- Editorial – Wo waren die Deutschen?
- Tesla Welt – David Reich: News des Quartals
- Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
- Die Herausgeber – Tesla Owners TOCH
- Event – 2befair elektrische COMMUNITY
- Strombock – Absturz der THG-Prämie
- Gesellschaft – Ist eine Solaranlage das neue Auto?
- Zeitgeist – Nachhaltig absurd
- Elektromobilität – 5 Gründe, warum es Volkswagen schlecht geht
- Elektromobilität – Profis nutzen Checklisten
- Testberichte von Car Maniac
- Gesellschaft – Rein in den Kreis
- Reisebericht – E-Mobil nach Portugal
- Reisebericht – E-Hypermeilen: Heiss & Kalt
- Energiewende – Wo stehen wir?
- Fanboy – Gabor Reiter: Deutschlands Zukunft ohne Autoindustrie
