Car Maniac: Smart vs. Genesis

Der Deutsch-Chinese vs. der Koreaner. Ich habe mal zwei Autos gegenübergestellt, die zwar verschieden sind, aber doch irgendwie gleich. Vor allem um zu sehen, welches eigentlich das bessere Gesamtpaket bietet.


Im Rennen sind hierbei der Smart #one Brabus von meiner Frau und der Genesis gv60 Sport Plus, den der Francesco als Dauertester fährt.
 
Der Smart ist ja kein Smart mehr – das wissen wir mittlerweile. Das ist aber eigentlich positiv, wenn man die kleinen Außenabmessungen mal ausklammert, denn es ist jetzt ein vollwertiges Fahrzeug, was der Smart ja vorher nicht war. In der Brabus Variante warten auf den Fahrer satte 430 PS im Brabus Modus, was man dem Kleinen gar nicht ansieht. Ein 64 netto kWh Akku liefert die Energie. Klar, das hätte bei der Brabus Version ruhig ein bisschen mehr sein können. Einfach, weil der Allrad und die viele Power natürlich mehr schluckt, als der normale #one. Ein Akku wie z.B beim Genesis wäre gut: dieser wartet mit 77 netto kWh auf.
 
Und auch wenn man es nicht denkt, er hat sogar mehr Butter unter dem Kessel: 490 PS im Boost Mode katapultieren den doch schon dicken Koreaner in 4 Sekunden auf 100, der Smart schafft dieses Kunststück in 3,9 Sekunden, weil wir hier 1,8 Tonnen mit 2,1 Tonnen vergleichen.
Kofferraum des Smart #one Brabus
Der Kofferraum ist beim Smart natürlich mit 320 Litern kleiner als im Genesis, allerdings doch schon alltagstauglich. Nicht zuletzt weil er drei Isofix Punkte bietet, aber auch eine Anhängerkupplung, die 1,6 Tonnen ziehen kann, genauso wie beim Genesis. Das ist in der Elektrowelt vor allem für solch ein Fahrzeug doch schon beachtlich.
 
Der Innenraum beider Fahrzeuge könnte unterschiedlicher gar nicht sein. Der Genesis schimpft sich Premium, ist es aber auch absolut. Der Smart ist eher ein Lifestyle-Auto. Keine Knöpfe, ein großes zentrales Display mit guter Menüstruktur und guter Bedienung, allerdings ein bisschen Luft nach oben, was die Routenplanung angeht. Aber da ist sowieso schon viel passiert seit meiner Fahrpräsentation in Portugal, bei der ich mit Smart im Austausch war, wie man das besser macht. Der Genesis bekommt seine Routenplanung erst jetzt, ein Test wird bei mir auf dem Kanal folgen. Status Quo hatte er noch keine. Und auch der Zoom ist beim Genesis leider nicht das Gelbe vom Ei. Infotainment ist halt nicht das Ding der Koreaner.
Innenraum des Genesis
Dafür Innenraum. Dieser ist luxuriöser als man sich das erwarten würde. Wenngleich das Fahrzeug mit 85.000 € Testwagenpreis knappe 35.000 € teurer ist als der Smart. Aber man bekommt auch mehr Luxus, als bei deutschen Pendants die 85.000 € kosten. Das heißt, das Preis-Leistungsverhältnis ist trotzdem immer noch gut in der Balance. Nappaleder-Sitze, Leder generell überall wo das Auge hinsieht und einfach eine sehr gute Verarbeitung innen wie außen.
 
Das hat auch der Smart, allerdings trifft man dort noch hier und da auf ein bisschen Hartplastik. Aber es ist okay, denn die Verarbeitung ist wirklich sehr gut, die Anmutung Spitze und das Ambiente-Licht ebenso ein Augenschmaus.
 
Wenn es ums Fahren geht, verhalten sich beide Fahrzeuge doch verschieden. Der Smart fühlt sich auf jeden Fall leichtfüßiger an wegen des Gewichtes und hat einen viel besseren Wendekreis. Der Genesis fühlt sich wiederum mehr an wie ein großer solider PKW. Beim Genesis lässt sich die Rekuperation an den Schaltwippen hinter dem Lenkrad einstellen, beim Smart leider nicht, hierfür muss man ins Menü, und komplett deaktivieren kann man Status Quo auch die Rekuperation nicht.
 

Im städtischen Verbrauch bei 0° haben wir 18,1 kWh beim Smart ermittelt und 20,5 beim Genesis. Beides gute Werte mit angeschalteter Heizung und städtischem Verkehr auf knapp 16 km.
 
Ihren baulichen Nachteil stellen leider beide Fahrzeuge beim Thema Verbrauch auf der Autobahn unter Beweis: beide Fahrzeuge haben wir mit 130 km/h konstant ohne abzubremsen auf 26 km gefahren, natürlich topografisch ausgeglichen in beide Richtungen und sind bei einem Verbrauch von 29 kWh auf 100 km gelandet. Bei beiden. Das ist doch schon amtlich, wenn man bedenkt, dass man hier keinen 100 kWh Akku hat. So kommt der Genesis mit der ersten Ladung knappe 260 km weit, der Smart nur 220, wegen des kleineren Akkus.
 
Klar, im Sommer ist das besser und es geht auch mal ausnahmsweise im Winter, wer aber sehr viel auf Langstrecke fährt, trifft hier mit beiden Fahrzeugen leider nicht die richtige Entscheidung. Außer er hat Lust, auf eine 600 km München-Berlin-Strecke 1,5 Stunden auf einen Verbrenner zu verlieren.
 
Die Ladesäule ist ein ebenfalls sehr wichtiger Aspekt, bei beiden. Der Genesis spielt seinen Trumpf an der Schnellladesäule aus – mit seinem 800 Volt-Ladesystem, schafft somit knappe 20 Minuten von 10 bis 80%. Aber, und das muss ich vorab sagen, bei beiden nur unter besseren Temperaturen. Der Smart, wie auch der Genesis laden wesentlich langsamer als sie können, wenn der Akku kalt ist. Und wir sind schon ungefähr 30 bis 40 km gefahren, bevor es an die Ladesäule ging, dennoch nur maximal 75 kW. Beide Fahrzeuge haben eine aktivierbare Akku-Heizfunktion. Diese hat hierbei aber leider nicht viel geholfen.
 
Links: Genesis, Rechts: Smart
Der Smart hat seinen Trumpf beim Typ 2-Laden, denn dort schafft er 22 kW. Also an der städtischen Ladesäule oder an der heimischen Wallbox. Diese Power kann er immer ziehen, egal wie kalt der Akku ist. So sieht man auch hier wieder, dass beide Fahrzeuge verschiedene Profile bedienen.
 

Unterm Strich habe ich mich für meine Frau als Überraschung für den smart #one Brabus entschieden, weil er momentan auf dem Markt in dieser Kategorie das beste Paket bietet. Ein außergewöhnliches Design, einen sehr gut verarbeiteten Innenraum mit drei Isofix Punkten, sau viel Power, einen guten städtischen Verbrauch und Wendigkeit. Man kriegt aktuell nichts vergleichbares für 50.000 €, wenngleich das nicht wenig Geld für einen Smart ist, der aber wie gesagt eben kein Smart mehr ist, sondern ein vollwertiges Auto. Und der Genesis? Na ja, der liefert in Sachen Premium-Qualität ein absolutes Statement. Trotzdem muss man die 85.000 € dafür übrig haben können.

 


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Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)

Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.

Elektroauto Guru – Antonino Zeidler: Spezielle Reifen für E-Autos

Elektromobilität – Timo Schadt:Essener Motorshow

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