Car Maniac zum Lucid Air

Besser als der Rest der Welt , einfach so aus der Schublade?

Was ist die Rezeptur für eines jener Elektroautos, die faszinieren sollen und neue Maßstäbe setzen? Richtig: 130 kWh, drei Motoren, bestenfalls sogar vier – schließlich wollen wir ja 1.111PS und nicht zu vergessen 5,50 m Länge, damit wir zwei Beinlängen für die Passagiere im Fond bieten können.

 

Aber tatsächlich stimmen hier nur die 1.111 PS. Denn der Rest kommt extrem überraschend aus sehr kleinen Komponenten. Der Lucid Air bricht zwar nicht mit Design Rekorde, aber dafür mit maximalem Output durch geringstmöglichen Aufwand. Der Motor des Lucid soll zum Beispiel nur ein Drittel der Größe haben wie im Falle des Mercedes EQS. Das ist schon eine Ansage. Und letzten Endes bewahrheitet sich der Vorteil eines kleinen Motors, denn trotz Dual-motor vorne und hinten haben wir einen Frunk, der 283 Liter fasst.

Absolut einzigartig momentan, bis auf Tesla, die trotz Dual-Motor auch einen vorderen Kofferraum bieten, allerdings nicht in dieser Größe. Bei BMW, Mercedes und auch der ganzen deutschen VW Plattform muss man auf einen vorderen Kofferraum gänzlich verzichten. Generell, wenn man schon das Wort Tesla in den Mund nimmt, kann man sagen, dass Lucid sich sehr stark an der damaligen Pionierarbeit von Tesla positioniert. Die Trendsetter-Rolle kann Lucid dabei natürlich Tesla nicht mehr abnehmen, aber dafür neue Maßstäbe setzen in Sachen Qualität, Fahrleistungen und Reichweite. Oder wollen sie zumindest. Die Qualität können wir nicht beurteilen, denn das Fahrzeug auf den Fotos ist ein Fahrzeug aus amerikanischer Produktion.

 

Ist in diesem Fall auch besser für Lucid, denn mit Qualität glänzt der am Odeonsplatz ausgestellte Lucid Air als Grand Touring leider noch nicht. Da ich auch in meinem Video viel Lob für den Lucid übrig hatte, kann man an dieser Stelle auch mal kurz kritisieren und hoffen, dass er nicht so nach Deutschland kommt. Schiefe Fensterleisten sowie ungerade Gummidichtungen sind noch nicht deutscher Standard, genauso wenig wie der Klang der Tür, wenn man diese schließt. Auch der Klang der verschließbaren Mittelkonsole klingt sehr blechern, obwohl aus Holz, genauso wie das eingesetzte Plastik für Getränkehalter und eben dieser Mittelkonsole.

 

Reden wir aber mal darüber, was der Wagen den deutschen Fabrikaten oder generell der Konkurrenz auch aus Amerika voraus hat: 113 oder 118 kWh nutzbare Akkukapazität sollen es sein. Das klingt viel, ist es aber nicht in Anbetracht der Tatsache, dass die reichweitenstärkste Variante 900 km schaffen soll. Selbst wenn es aber 700 in der Realität sind, ist damit, glaube ich, die notwendige Grenze der Inakzeptanz bei Verbrennerfahrern gebrochen. Los geht es beim Lucid mit dem Pure und wie der Name schon sagt, ist dies die kleinste Variante mit 480 PS. Dieser hat im Gegensatz zum Rest der Lucid Familie nur einen Hinterradantrieb.

 

Wenn wir aber Lucid glauben, ist der Motor, welcher nur 74 Kilo wiegt, und eigentlich in einen Rucksack eines Backpackers passen würde, in der Lage, 679 PS zu generieren. Tut er nicht in der kleinsten Variante, aber wollen sie auf jeden Fall können. Bedeutet auch, dass man weniger Gewicht herumschleppt und auch weniger Karosserie hat als bei der Konkurrenz: 4,97 m ist der Lucid kurz, muss man fast schon an dieser Stelle sagen, ganz speziell, wenn man ihn mit swm i7 vergleicht und dem Mercedes EQS, welche 5,39 m und 5,21 messen. Trotzdem bieten beide nicht diesen Beinraum für Passagiere im Fonds wie der Lucid. Die nächste Variante ist der Touring, welcher mit 620 PS an den Start geht. Darüber steht der Grand Touring, wie auf den Bildern zu sehen, mit 800 PS. Wem das immer noch nicht reicht und noch mehr Dampf will kann dann zum Air Dream greifen, welcher als Reichweiten Variante 900 PS hat und als Performance Variante 1.111 PS. Über Reichweiten braucht man hier schon gar nicht mehr reden, denn alle sind über 700 und maximal 900 km. Das sollte dann auch die härteste Blase nicht in einem Aufwasch aushalten.

 

Ebenfalls auf die nicht so tolle Liste kommt die Kofferraumöffnung, welche doch schon eine starke Luke ist, aber immerhin komplett über die ganze Breite aufgeht und weitere 623 Liter Kofferraumvolumen bietet. Das addiert mit dem vorderen Kofferraum, bietet wahnsinnig viel Platz. Auf eine Anhängerkupplung muss der Kunde allerdings verzichten.

Was ebenfalls fehlt, ist meiner Meinung nach eine Allradlenkung, die das Auto, trotz dessen, dass er kürzer ist als die deutsche Konkurrenz, noch wendiger machen würde. Denn so kann es sein, dass der Wendekreis trotz der kürzeren Karosserie größer ist als der des Mercedes EQS, der ja eine 10,5° Hinterachslenkung hat. Der Innenraum wartet mit interessantem Bicolor auf. Heißt, die vorderen Sitze haben eine andere Farbe als die hinteren. Auf die hinteren Sitze kommt man komfortabel wie in keinem anderen Auto, denn die hinteren Türen öffnen im 90° Winkel. Der Beinraum ist fast unvergleichbar. Die Sitze machen die typischen Geräusche von amerikanischen massiven Ledersitzen, wie man sie damals in Lincoln Fahrzeugen fand oder im Cadillac. Man sitzt hinten gut, allerdings würde ich bei Schlaglöchern mit dem Kopf gegen das riesige Panoramadach dutzen. Die Verarbeitung ist allgemein sehr gut und man muss schon wirklich loben, dass man nirgendwo Plastik findet. Alles ist Leder oder Alcantara oder üppiger Teppich.

Allgemein ist die Farbgestaltung bei dem Auto echt zauberhaft, wenn man bedenkt, wie Lucid das umgesetzt hat. Der Wagen auf dem Foto nennt sich in der Edition “Tahoe”. Damit ist der Lake Tahoe in den Staaten gemeint, den man zu einer bestimmten Uhrzeit fotografiert hat und diese Farben für die Gestaltung der Farben am Auto hergenommen hat. Deswegen steht auch eine Uhrzeit an der Türleiste eingraviert, nämlich jene Uhrzeit, zu der das Foto entstand und somit die Farbgebung.

Die vorderen Sitze sind allerdings nicht so gemütlich wie in einem BMW i7 oder in einem Mercedes EQS, wenn man mal vergleichen möchte. Und das sollte es auch, man wenn man bedenkt, dass man für die teuerste Variante des Lucid 218.000 € auf den Tisch legen muss. Die Einstiegsvariante soll bei 100.000 € liegen. Das Cockpit erinnert sehr stark an das des Taycan. Das Display sieht sehr stark nach dem des Zuffenhauseners aus, genauso wie das Curved Display und auch die Symbole darauf. Heißt aber auch im Umkehrschluss, dass man technologisch gesehen sehr weit weg vom Mercedes und seinem Hyper Screen ist. Viele stehen vielleicht nicht auf diese Größe – das ist okay, aber der Lucid ist genau der Gegenpart, nämlich sehr klein, ganz speziell, wenn es um das Navi geht. Auch das untere Display, welches als Klimabedienteil fungiert, erinnert stark an das vom Porsche, allerdings etwas größer, und es ist auch in der Lage, die Navigation anzuzeigen, sodass man ein größeres Display zur Verfügung hat.

 

Allgemein punktet der Lucid also mit Materialanmutung innen und dem Zauber hinter der Farbauswahl für die Bicolor Lackierungen innen sowie außen, nicht aber mit technologischer Finesse. Das war im Taycan vor drei Jahren cool, ist hier aber etwas überholt. Ist der Lucid-Fahrer allerdings genauso pragmatisch denkend wie der Tesla-Fahrer, sollte das nicht stören.

Unter 3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und 270 km/h Spitze sind schon wirklich vielversprechend, vor allem wenn man bedenkt, dass die Komponenten hierfür sehr klein sind und auch der Akku nicht besonders groß in Anbetracht der Reichweite.

Dann natürlich noch die extreme Familientauglichkeit durch Kofferraumvolumen und Beinraum macht den Lucid zu einem sehr interessanten Kontrahenten für deutsche Fahrzeuge, aber auch für Tesla. Ist es also nun das beste Elektroauto und stellt seine Kontrahenten in den Schatten? Nun, diese Frage vermag ich nicht zu beantworten, bis ich nicht den Wagen bewegt habe. Denn Fahrkomfort ist etwas, womit die deutschen natürlich noch extrem punkten, ganz speziell auch gegen asiatische Marken, die zwar sehr gute Preis-Leistungsverhältnisse haben, aber eben in Sachen Fahrgefühl eben noch nicht ganz mithalten können. Auch bin ich etwas skeptisch bei der Aussage, dass der Lucid 200 oder 300 km mehr schaffen soll als der Mercedes EQS, welcher nur einen 10 kWh kleineren Akku hat. Die bisherigen Tests aus den Vereinigten Staaten sind für mich in Deutschland keine Referenz. Ich möchte den Lucid mal mit 150 bis 160 km/h Tempomat fahren und dann herausfinden, ob er den deutschen Fabrikaten die Butter vom Brot nehmen kann.

 

Das Potenzial ist definitiv da und ich wünsche es den Amerikanern, denn dann hören mal die großen deutschen Autokonzerne auf, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen und kriegen mal ein bisschen Schiss. Aber wie gesagt: der erste enorm positive Eindruck muss mit einem Fahrtest vervollständigt werden. Bis dahin kriegt er das Prädikat potenziell bestes Elektroauto auf dem Markt. Ausgeliefert werden soll der Lucid in den Varianten Grand Touring und Air Dream Performance sowie Air Dream Range ab Ende diesen Jahres in Deutschland.

 

Das Car Maniac Video zum Lucid:

Alexander Köhl aus Bonn hat den Lucid vorbestellt.

Am 12.05.2022 wurden Reservierer:innen des Lucid air nach München, zur Eröffnung des ersten Lucid-Studios in Europa eingeladen, darunter er.

Folgen sollen unter anderem Standorte in Wien, Zürich, Frankfurt a.M., Düsseldorf und Hamburg. Die erste Eröffnung in Münchgen stellt einen weiteren Meilenstein für Lucid dar und wurde entsprechend zelebriert.

Alexander hatte die Möglichkeit den Lucid air und das Studio zu besichtigen, tolle Gespräche und exklusive Interviews auf Video aufzunehmen.

Unter den angereisten Top-Managern war der CEO Peter Rawlinson. 

Einige Vorbesteller:innen hatten Gelegenheit direkt mit Managern und dem CEO zu sprechen und Informationen aus der ersten Reihe zu erhalten.

In Alexanders Video finden sich einige Antworten, die einem als Lucid-Air-Interessent:in vielleicht aufkommen, wie z.B.:

  • Wann starten die Auslieferungen?
  • Wann folgen nach der DREAM-Edition andere, günstigere Varianten?
  • Wie wird der Service in Europa garantiert?

Alexander Köhls Video:

 

 


 

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Die Zeitschrift hat 68 Seiten, prall gefüllt mit Berichten zu Themen der Elektromobilität und zu regenerativen Energien. Das Magazin hat eine Leimbindung und ist dadurch noch schicker geworden.

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Zu den Inhalten aller vorherigen, älteren Ausgaben geht es hier.

 

 

 

 

Inhalt der 14. Ausgabe:

  • Leser-Reaktionen
  • Editorial – Ein wirkliches Privileg
  • Tesla Welt – News des Quartals
  • Tesla – Eröffnung & Delivery Event Gigafactory Grünheide
  • Rede von Elon Musk
  • Tesla – Interview mit Jörg Steinbach
  • Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
  • Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)
  • S3XY CARS Community – Alles zum großen E-Auto Event
  • Elektroauto Guru – Warum sind E-Autos eigentlich so flott?
  • Elektromobilität – WLTP-Reichweitenschwindel
  • Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests
  • Veranstaltungen – Saus & Schmaus Brandenburg electric
  • Innovator – 6.000 Hände an Franz Liebmanns Lenkrad
  • Klimaschutz – Elektromobile Bahnerfahrungen
  • Klimaschutz – Wie umweltfreundlich ist die Bahn eigentlich?
  • T&Etalk – Rückblick: Ökostrom selber erzeugen & vermarkten
  • T&Etalk – Rückblick: Kostenlos Tesla fahren! – ist das verwerflich?
  • T&Etalk – Ausblick: Aktien zu E-Mobilität & Energie
  • T&Etalk – Ausblick: E-Fahrzeug Design
  • Klimaschutz – Gefährdet Tesla die Wasserversorgung?
  • Klimaschutz – Prof. Quaschning: Putins Krieg und unser Öl und Gas
  • Klimaschutz – Erfahrungsbericht PV, Wärmepumpe & E-Auto
  • Zukunftstrends – Trends formen unsere Welt
  • Wirtschaft – Interview mit Presse-Großhändler Carsten Müller
  • Technophilosoph – Dr. Mario Herger zu Lügen der Autokonzerne
  • Wirtschaft – E-Flugzeug: Die leise Revolution am Himmel
  • Reisebericht – Über die Alpen mit Model X und Wohnwagen
  • Reisebericht – Alles für die Katz: Harus Abenteuer im Tesla
  • Fanboy – Gabor Reiter: E-Mobilität in Deutschland
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