Nach Elektroauto-Wucherpreise-Video: Flughafen München reagiert

Flughafen München Parkplätze E-Autos

Was ist momentan noch das Hauptproblem in der Elektromobilität? Na das öffentliche Laden. Es müssten viel mehr Ladesäulen für Menschen vorhanden sein, die eben über keine Garage und eine dazugehörige Wallbox verfügen.

Wenn er sowieso gerade steht, kann er ja auch laden. Selbiges gilt auch für öffentliche Parkhäuser in Einkaufszentren, Bahnhöfen oder Flughäfen. Die Lage bessert sich merklich und das nicht erst seit jetzt, aber oft in Verbindung mit Wucherpreisen.

Ein Rückblick: Wucherpreise fürs Elektroauto-Laden am Flughafen

Nicht schlecht habe ich gestaunt, als letztes Jahr (2020) um Mai herum die kostenlosen Schuko-Stecker am Flughafen München in der Erdgeschoss-Ebene plötzlich abmontiert waren. Ich weiß nicht mehr wie viele, aber auch ein paar Drehstromsteckdosen gab es. Wie man sich vorstellen kann, waren all diese Plätze generell sehr gerne belegt. Man kann sagen, dass ich von 10 Mal, die ich an den Flughafen musste, 8 Mal nicht laden konnte. Ein zusätzliches Problem ist, dass die Fahrzeuge dort nicht weggefahren werden, wenn sie voll sind. Schließlich sind die Leute ja verreist.

Das war aber mein kleinstes Problem mit meinem BMW i3s damals, denn meine Akkukapazität hat nicht mehr gereicht, um mit einer anständigen Geschwindigkeit nach Hause zu fahren. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass der Flughafen München relativ ausgelagert ist und ich 50 Kilometer Anfahrt habe. Im Winter flotter mit dem i3s gefahren, schon konntest du nicht mehr nach Hause, oder zumindest nicht ohne zu schleichen.

Abhilfe schaffte ein Schild, auf dem stand: „Sie können jetzt unten auf Ebene 02 Ihr Elektroauto laden“. Voller Elan bin ich nach unten gefahren und habe festgestellt, dass man dort eine große Fläche nur für Elektroautos vorgesehen hat. An den Säulen zwischen den Parkplätzen hingen moderne Ladesäulen. Super, dachte ich mir. Bis ich den Preis sah. Pauschal 23 Euro fürs Laden. 17 Euro Blockier-Gebühr für den nächsten Tag. Das alles zusätzlich zu den 35 Euro pro Tag Gebühr im Parkhaus. 2 Tage weg, waren schnell mal 109 Euro futsch. Vor allem war das ärgerlich, wenn man nur einen kleinen Akku geladen hat oder eben noch einen halben Akku voll hatte. Je weniger man nachgeladen hat, desto höher war der kWh-Preis aufgrund dieser Pauschale von 23 Euro. Habe ich nur 10 kWh geladen, habe ich trotzdem 23 Euro gezahlt.

Das lud mich ein, ein Video darüber zu machen. Denn förderlich für die Elektromobilität war das natürlich nicht. Neben Corona war natürlich diese Preispolitik Grund dafür, dass man dort immer einen Platz gefunden hat. Das Video, das ich hierzu machte, sahen sich unerwarteter Weise knapp 150.000 Menschen an. Das Feedback zu der Sache: entsprechend negativ. Der Flughafen kriegte sein Fett weg als Abzocker-Verein und als Gegenpol zur Elektromobilität. Jene, die die Elektromobilität sowieso nicht gut fanden, hatten einen Nährboden für Kritik, aber auch Leute wie ich, die für die Elektromobilität brennen, kritisierten diese Preispolitik stark.

Zu allem Überfluss musste ich Anfang diesen Jahres, also 2021, feststellen, dass plötzlich dieses Areal wieder gesperrt war. Also nicht nur, dass es teuer ist. Plötzlich konnte ich wieder überhaupt gar nicht laden. Wütend über die Problematik habe ich mein Elektroauto dort trotzdem angeschlossen. Nicht gerade regelkonform, aber mich hat das Ganze dort sowieso schon genug angekotzt.

Komfort- und Sicherheitsparken: Elektroauto laden lassen

Fairerweise muss man sagen, dass der Flughafen München auf seiner Homepage kommuniziert hat, dass das Laden unten nicht mehr möglich ist, sondern man auf das Komfort- und Sicherheitsparken auf Ebene 6 ausweichen muss. Zu einem vergünstigten Preis konnte man dann sein Elektroauto nicht nur laden, sondern vielmehr laden lassen. Man stellt das Auto einfach ab, gibt den Schlüssel einer wirklich reizenden jungen Dame – die ich an dieser Stelle auch grüßen möchte, da sie immer sehr freundlich war – und die Mitarbeiter kümmern sich dann um das Auto. Das Fahrzeug wird weggefahren, man wird gefragt, wann man wieder landet, und pünktlich zur Ankunft wird das Auto dann geladen. Dieser Service kostet jetzt 23 Euro zusätzlich zu den Parkgebühren von 35 Euro.

Dieses Angebot war ja ganz angenehm zu nutzen. Jetzt aber seit kurzem ist der untere Bereich, wo einst die Ladesäulen mit den Wucherpreisen standen, wieder geöffnet. Und was entdeckt man? Nagelneue kleine Wallboxen, an jeder Säule 4 Stück, so dass an jeder Säule jeweils 4 Elektroautos laden können. Insgesamt sind es 34 Ladeplätze.

Flughafen München reagiert nun: Abrechnung zu super fairem Preis

Nach ein bisschen Nachforschungen war die Antwort klar: der Flughafen wollte diesen Shitstorm nicht auf sich sitzen lassen. Mein Video war natürlich nicht gerade gute Werbung für den Flughafen München und so entschlossen sie sich, den ganzen Bereich umzugestalten und richtig nutzerfreundlich zu machen. Plötzlich sind es nicht mehr 23 Euro pauschal, sondern einfach Kilowattstunden-gerechte Abrechnung. Und das zum super fairen Preis von 39 Cent je kWh. Das liegt lediglich elf Cent über dem, was ich zu Hause über meinen Ökostromtarif an der Wallbox lade.

So kann ein VW ID 3 oder Tesla Model 3 seinen kompletten Akku von leer bis voll für nur 30 Euro aufladen und kommt damit idealerweise 400 Kilometer weit in der Stadt, abgezogen der Autobahnfahrt, die man vom Flughafen natürlich absolvieren muss. Sehr super, wie ich finde.

Wie läuft es aber nun ab? Man fährt zu P20 am Flughafen München. Dann von der Erdgeschoss-Ebene 2 Ebenen nach unten auf Ebene 02. Dort angekommen einfach links, das Ganze ist beschildert. Es steht auch da, wie viele Ladeplätze frei sind, sogar schon im Erdgeschoss kriegt man diese Info. Komplett nach hinten gefahren findet man dann die großen grünen Flächen mit den Wallboxen – kann dies aber auch nicht verfehlen, denn durch die neue Preispolitik finden viele Gefallen daran, ihr Elektroauto zu laden. Also da, wo man die ganzen Elektroautos sieht, ist man richtig.

Flughafen München Parkplätze E-Autos

Die einzige Kritik gilt der Breite der Parkplätze. Ein Tesla Model 3 und ein Audi e-tron nebeneinander haben schon Schwierigkeiten, sich nicht gegenseitig die Türen anzuschlagen. Hat man das Elektroauto abgestellt, muss man sich nur noch die Nummer seines Parkplatzes merken. Mit dem einen Fahrticket, welches man oben gezogen hat, geht man 10 Meter zu den Lesegeräten und scannt den QR-Code auf diesem Parkticket. Achtung: nicht den Strichcode, den QR-Code! Schon ist die Ladesäule freigeschaltet und man kann sein Auto anstecken. Geladen wird dann mit 11 kW.

Lediglich der Fußmarsch zum Aufzug der einen zum Terminal 2 bringt ist etwas länger, es geht ein paar hundert Meter durch die Tiefgarage. Kommt man wieder zurück, geht man an einen der Kassenautomaten und steckt sein Ticket einfach rein. Auf dem Ticket sieht man dann sogar die Kilowattstunden – gerechte Abrechnung und den finalen Preis, zuzüglich zur täglichen Parkgebühr. So habe ich für 1 Tag, 8 Stunden und 52 Minuten knapp 88 Euro gezahlt. Ich hatte gar nicht viel nachgeladen, lediglich 47 kWh, aber das eben kilowattstundenggerecht und nicht per Pauschale.

Dann geht man runter, steckt sein Auto ab und fährt weg.

Dieses Vorgehen vom Flughafen München zeigt, dass man sich der Kritik angenommen hat und nicht nur irgendwelche blöden Begründungen vorgeschoben hat. Von wegen Wirtschaftlichkeit, Kosten und so weiter. Das interessiert den Konsumenten am Ende nicht. Wir wollen, dass die Elektromobilität funktioniert. Hierbei poche ich ja noch nicht einmal darauf, dass man sein Elektroauto kostenlos laden kann. 100 Kilometer sollten dann aber rein rechnerisch auch keine 18 Euro kosten, denn dann bleiben ganz speziell solvente Kunden lieber bei ihren potenten 600 PS V8 Monstern, mit denen man auch für 18 Euro 100 Kilometer fahren kann.

Sprechen wir mal gar nicht erst über den Otto-Normalverbraucher, dessen kleiner Verbrenner als Diesel oder Benziner mit knapp 7 bis 10 Euro auf 100 Kilometern genügsam ist. Und um genau diesen Kontra-Effekt zu vermeiden, sehe ich das Vorgehen vom Flughafen München als vorbildlich und würde mir wünschen, dass Unternehmen hier nachziehen. Die Investition sollte nicht auf den Nutzer abgewälzt werden. Man sollte staatliche Förderungen beantragen, oder als Firma generell solche Anschaffungen von der Steuer abschreiben. Man tut der Allgemeinheit auf jeden Fall einen Gefallen, vor allem als Institution wie der Flughafen München, der ja nun wirklich nicht am Hungertuch nagt.

Ausblick

Gibt es denn noch irgendeine Art von Kritik? Nun ja, wenn man es genau betrachtet, könnte man noch ein paar Schritte gehen und zum Beispiel den ungenutzten Parkbereich dahinter ebenfalls ausbauen. So könnte man die Anzahl der Ladeplätze verdoppeln. An einem normalen Wochentag, wo ich gelandet bin, waren fast alle Ladeplätze belegt. Jetzt schon. Dabei hat es sich ja noch nicht mal richtig rumgesprochen. Okay, durch mein neues Video wahrscheinlich schon, aber umso mehr müsste man jetzt ausbauen.

Dass die Parkplätze breiter werden, davon muss man nicht ausgehen. Das wäre viel zu viel Aufwand und das kann man nicht erwarten. Ein weiterer Stepp für die Zukunft wäre eine Methode, mit der man bereits vollgeladene Autos von der Ladesäule wegbringt. Entweder mit Lade-Robotern, die selbständig wegfahren, oder Plateaus, welche die Autos von der Ladesäule wegziehen. Ich für meinen Teil würde nämlich irgendeinem x-beliebigen Flughafenmitarbeiter nur sehr ungern mein teures Elektroauto anvertrauen. Am Ende hat man einen Kratzer in der Felge oder einen Fingernagel-Kratzer im Lenkrad und keiner will es gewesen sein. Also die Lösung, dass sich Mitarbeiter darum kümmern, sehe ich persönlich als Autoenthusiast nicht. Wahrscheinlich wird es sich aber nicht vermeiden lassen, dass es genau darauf hinausläuft, wenn wir wollen, dass vollgeladene Autos die 34 Ladeplätze nicht weiter blockieren.

Für den Anfang ist es aber auf jeden Fall ein gutes Zeichen und man muss ja dem Flughafen nicht alles abverlangen, denn es fehlt glaube ich auch den Entscheidern an Expertise, was wichtig für Elektroautofahrer ist. Aber genau dafür gibt es ja Videos und Artikel wie diese. Ich für meinen Teil habe mir natürlich mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit einen Bärendienst erwiesen, denn das Video zu diesem Thema haben in knapp 16 Stunden schon über 50.000 Menschen bei mir auf dem Kanal angesehen, die jetzt dorthin pilgern, wenn sie vorher nicht davon wussten, und ich werde beim nächsten Mal am Flughafen wahrscheinlich keinen Platz unten finden. Aber man tut doch alles für die Elektromobilität und es gibt ja noch den Komfort- und Sicherheitsparken-Bereich oben, wo ich ebenfalls das Elektroauto laden lassen kann. Wer aufs Geld gar nicht schauen muss, der nutzt den Valet Service vom Flughafen. Das bedeutet 54 Euro für den Service des Abholens am Terminal direkt sowie bei der Rückgabe am Terminal, zuzüglich der Parkgebühr am Tag natürlich.

Das Video: Nach Elektroauto-Wucherpreise-Video: AIRPORT reagiert volle Kanone!

https://www.youtube.com/watch?v=UBi9ZwxcAd8

Chris von Car Maniac veröffentlicht im Rahmen einer Kooperation mit dem T&Emagazin in dieser Rubrik aktuelle E-Auto-Test und Neuigkeiten rund ums Thema Elektromobilität.

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