E-Auto-Test: JAC E30X

Ein Vorserienfahrzeug in freier Wildbahn?

Ja, das gibt es und wir durften als erste in Deutschland den JAC E30X testen. Der chinesische Hersteller hat mit dem E30X einen elektrischen Kleinwagen auf die Räder gestellt, der preislich, optisch und technisch ein Statement in Richtung Massenmarkt setzen will. Und um das gleich vorwegzunehmen: Der Kleine hat das Zeug dazu und Oliver Bornemann die Gelegenheit ihn ausgiebig auszuprobieren.

Erste Eindrücke: Kleiner Stromer, großes Auftreten

Optisch erinnert der E30X in seiner Linienführung an Modelle wie den Ora 03 und das ist keineswegs negativ gemeint.

Mit seinen rund 4,03 Metern Länge, 1,77 Metern Breite (plus Spiegel) und einer Höhe von 1,56 Metern steht der E30X durchaus selbstbewusst auf der Straße. LED-Tagfahrlicht, versenkbare Türgriffe man darf attestieren, dass JAC modernes Design ohne Schnörkel dafür mit klarer Ansage inszeniert.

Zwei Varianten stehen zur Wahl: die „Go“-Version mit 41 kWh-Akku und 281 km WLTP-Reichweite und die von uns getestete „Style“-Variante mit 51,5 kWh LFP-Batterie und bis zu 374 km Reichweite.

Geladen wird wahlweise per 11-kW-AC oder 64-kW-DC, was in der Praxis Ladezeiten von rund 35–40 Minuten von 10 auf 80 Prozent verspricht.

Innenraum: China kann nicht nur billig, sondern auch schick

Im Innenraum herrscht Überraschung: Das Cockpit wird von einem großen Touchscreen (je nach Variante 12,8 oder 15,6 Zoll) dominiert.

Die Software läuft flott, Apple CarPlay und Android Auto funktionieren kabellos. Veganes Leder in zweifarbiger Ausführung, Ambientebeleuchtung mit 64 Farben, eine Sitzbelüftung, die man in dieser Klasse sonst vergeblich sucht sowie wie erwähnt  ein riesiges 15,6-Zoll-Touchscreen in der Style-Variante.

Dazu kommen eine durchdachte Lüftung mit Kühlfunktion im Ablagefach, elektrische Sitzverstellung mit Memoryfunktion und Keyless-Go. Ja, wir reden hier immer noch von einem Kleinwagen unter 30.000 Euro. 

Abstriche muss man machen etwa bei der Verarbeitung des Kofferraums (310 Liter, ohne doppelten Ladeboden) oder bei harten Kunststoffen in Bereichen, die im Alltag durchaus sichtbar sind.

Aber selbst da wirkt vieles hochwertiger als bei manch teurerem Konkurrenten.

Fahren, Bremsen, Wanken? Was kann er wirklich?

Der JAC E30X leistet 100 kW (136 PS) und 175 Nm Drehmoment, angetrieben wird die Vorderachse. Der Sprint auf 100 km/h dauert 10,7 Sekunden.

Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 150 km/h, somit ausreichend für den Alltag. Die Lenkung ist eher komfortabel als sportlich, das Fahrwerk neigt zum Aufschaukeln und könnte europäische Straffheit vertragen.

Im Slalom merkt man das hohe Dach und die etwas weiche Auslegung deutlich, hier wäre Feintuning wünschenswert.

 

Noch ist der Testwagen nicht final. Viele Assistenzsysteme, wie ein adaptiver Tempomat oder Spurhalteassistent, fehlen oder funktionieren nur rudimentär.

Die Hardware scheint vorhanden, die Software dürfte mit Marktstart nachgeliefert werden. Schon jetzt bietet die Style-Variante aber ein umfassendes Paket: 360-Grad-Kamera, Totwinkelwarner, Querverkehrswarner und sogar eine Unterbodenansicht.

Für ein Fahrzeug in dieser Preisklasse ist das beachtlich. Der Wendekreis von unter zehn Metern verspricht City-Tauglichkeit auch wenn er sich in der Praxis etwas größer anfühlt.

Die 360-Grad-Kamera hilft aber beim Einparken enorm.

 

Platzangebot und Alltagstauglichkeit

 

Im Fond finden Erwachsene bis 1,85 Meter ordentlich Platz, auch die Kopf- und Beinfreiheit gehen in Ordnung. Isofix ist natürlich an Bord, mit sichtbaren Bügeln allerdings leider ohne Führungen.

 

Eine Mittelarmlehne fehlt in der zweiten Sitzreihe. Praktisch: Die Rücksitze lassen sich im Verhältnis 60:40 umlegen, auch wenn dabei keine ebene Ladefläche entsteht.

 

Verbrauch, Komfort und Geräuschkulisse

 

Im Stadtverkehr kann man mit dem E30X durchaus sparsam unterwegs sein – Werte um die 10–11 kWh/100 km scheinen realistisch.

Die Geräuschkulisse ist bei 50–100 km/h akzeptabel, aber nicht überragend. 73 dB bei 100 km/h sind VW ID.3-Niveau nur dass man das bei JAC für rund die Hälfte des Preises bekommt.

 

Die Sitze überzeugen mit Belüftung und Heizung, Seitenhalt ist vorhanden, die Polsterung solide. Wer keine Vollverkleidung im Handschuhfach oder eine elektrisch öffnende Heckklappe erwartet, wird mit dem Sitzkomfort für längere Strecken durchaus zufrieden sein.

Der JAC E30X ist keine Bastelbude, sondern ein echter Kandidat

 

Für Anfang bis Mitte 20.000 Euro (je nach Ausstattung und Markt) liefert JAC ein erstaunlich komplettes Fahrzeug ab, das sich nicht verstecken muss. Der E30X Style bringt Technik, Komfort und Design in ein Preissegment, das derzeit ziemlich leergefegt ist, denn wollen wir nicht alle bezahlbare Elektromobilität mit Anspruch.

Klar: Fahrwerk und Bremsen brauchen Nachschärfung, und die Assistenzsysteme müssen zur Markteinführung auch wirklich funktionieren. Aber das Fundament stimmt.

 

Wenn JAC und die RSA Deutschland GmbH es schaffen, den E30X bald auf den deutschen Markt zu bringen, könnte das der nächste große Wurf im Kleinwagen-Segment werden.

Und wer weiß?

Vielleicht steht in ein paar Jahren nicht nur ein ID.2, sondern auch ein JAC E30X auf vielen deutschen Garageneinfahrten.

Der JAC E30X bringt frischen Wind ins Segment der günstigen E-Kleinwagen und ist eine spannende Alternative zu Citroën ë-C3, BYD Dolphin Surf und Ora 03.

 

Nachfolgend haben wir das Video von Oliver Bornemann YouTube Kanal einfach elektrisch verlinkt, wo man die Eindrücke dieses Berichts audiovisuell vertiefen kann:

 


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