Sie kommen. Lernende Roboter als Freund & Helfer?

Zumeist auf bestimmte Aufgaben spezialisiert, sind Roboter längst Alltag – recht einfältige sogar im Haushalt, als Wasch- und Geschirrspülmaschinen. einigermaßen schlaue und fähige stehen in der Industrie, wo die meisten Menschen sie nicht sehen. Inzwischen werden auch Autos zu Robotern. Oben abgebildet ist das Cybercab, welches Tesla im November 2024 in berlin präsentierte und einen Monat zuvor der Weltöffentlichkeit in Los Angeles im Rahmen seines Events „We, robot“ vorstellte. Doch jeder moderne Tesla könnte schon jetzt als Roboter betrachtet werden, weil teilautonome Roboter, die mit einem Menschen zusammenarbeiten, auch als solche zählen. In den USA fahren Tesla schon heute mit Full Self Driving fast so, dass die Fahrer:innen kaum noch eingreifen müssen.

Raus aus dem Käfig

Die ersten Roboter mussten in der Industrie in der Regel noch in Metallkäfigen arbeiten, weil sie zu gefährlich waren. Neuere dagegen arbeiten zunehmend mit den Menschen zusammen und helfen ihnen. Da sind sie sinnvoll, denn das tschechische Wort ‚robota‘, von dem der Begriff Roboter abgeleitet wurde, heißt erst einmal Fronarbeit oder sogar Zwangsarbeit. Und da sie bislang nicht wirklich denken können, sondern programmierte Arbeiten ausführen und zunehmend erlernen, werden sie auch nicht merken, dass sie ausgenutzt werden.

Sie sind bislang nicht in der Lage, ein Beitrittsformular einer Gewerkschaft auszufüllen. So schuften derzeit pro 10.000 Mitarbeitende in Südkorea die meisten. 1.012 Stück sind dort im Einsatz. Deutschland folgt auf Rang vier mit 429 Robotern, weit vor beispielsweise der Schweiz oder den USA, insgesamt sind weltweit 3,9 Millionen Industrieroboter im Einsatz.


Next Level der Robotik

Dass Roboter in die Gewerkschaft eintreten, könnte aber bald so weit sein. Denn sie werden zukünftig immer stärker künstliche Intelligenz (KI) besitzen, die sie autonomer und anpassungsfähiger machen. Ein Roboter soll sicher, freundlich und fähig sein, und damit Aufgaben erledigen, die bislang von Menschen erledigt wurden. Dies sind zumindest die Anforderungen, die beispielsweise Tesla an seinen ‚Optimus‘ genannten Roboter stellt. Und sie sollen in einer Vielzahl von Umgebungen operieren: von Fabriken über Büros bis zu Haushalten. Ziel ist selbständiges Lernen, und das unabhängig vom Einsatzfeld.

Erste Prototypen wurden bereits vorgestellt. Der Optimus von Tesla ist mit KI ausgestattet, die es ihm ermöglichen soll, seine Umgebung präzise zu verstehen und komplexe Aufgaben mit Geschicklichkeit und Präzision auszuführen, zum Beispiel in der Fertigung, im Haushalt oder in der Pflege.

FSD Gesteuert

Der Tesla Bot wird mit derselben KI wie die Tesla-Fahrzeuge, dem Full Self Driving FSD mittels visueller Wahrnehmung unterwegs sein. Kameras scannen seine Umgebung.

Die Hände von Optimus sind bemerkenswert: dank der neusten Generation mit 20 Freiheitsgraden sind sie so empfindlich, dass sie sogar einen Tennisball fangen können. Der Bot soll 2026 in Tesla-eigenen Fabriken zum Einsatz kommen, spätestens 2027 marktfähig sein und dann in Massenproduktion gehen. Wie Elon Musk verkündet hat, soll er irgendwann für unter 20.000 Dollar zu haben sein. Dies könnte die Art und Weise weiter verändern, wie wir leben und arbeiten.

 

Veränderung der Arbeitswelt

Wahrscheinlich werden solche Roboter eher das Arbeiten als das private Leben verändern. Viele Menschen werden ihm hier und da beim Einkaufen oder anderen Dienstleistungen, sonst aber erst im Krankenhaus oder im Alter in der Pflege begegnen. Ein Helfer wird er sein, ein Freund eher weniger. In Japan aber ist die Hemmschwelle gegenüber solchen Geräten geringer, da sind sie schon heute in der Pflege tätig. Und auch sehr willkommen beim Vertreiben von Langeweile oder beim Saubermachen während eines Durchfalls, weil es da viel peinlicher ist, das einen Menschen machen zu lassen, der dazu ohnehin wenig Lust hat.

Im Haushalt dagegen werden Roboter eher ein Schicksal erleiden wie Alexa: für einige Menschen mit zu viel Geld werden sie als Statussymbol herhalten. Die weltweit meisten der Milliarden Menschen werden ihn eher nie zu sehen bekommen, weil sie nur in reichen Ländern auftauchen. Ein Aspekt, der in den Trend-Beschreibungen zum Thema nie erwähnt wird.

100 Varianten eine Spülmaschine zu beladen

Die Entwicklung in den reicheren Ländern wird sich dank KI weiter beschleunigen, da jetzt erstmalig genug neuronale Netzwerke und Rechenpower zur Verfügung stehen, die das ermöglichen. Im Toyota Research Institute in Massachusetts kochen Roboter bereits, wofür sie nicht aufwendig programmiert wurden, sondern stattdessen lernen, wie sie verschiedene Aufgaben angehen. Kochen ist erstaunlich komplex, eine Küche somit ein gutes Trainingsgelände.

Traditionell zeigt man einem Roboter zum Beispiel welche 100 Varianten es beim Beladen einer Spülmaschine gibt, doch dann ist er immer noch nicht in der Lage jede Situation zu beherrschen. KI-Roboter probieren daher aus, wie es gehen könnte und lernen dabei. Die Roboter bauen dabei Verhaltensmodelle auf, die sich von den Sprachmodellen bisheriger KI unterscheiden. Das Gelernte kann anschließend auf andere Roboter übertragen werden oder sie lernen es durch Zuschauen.

Der Chefentwickler von Toyota, Gill Pratt, beschreibt die Idee dahinter: „Wenn Sie dem Roboter das Selbstvertrauen geben, in einer Küche zu arbeiten, wird er auch das Selbstvertrauen haben, in einer Fabrik oder bei einer Person zu Hause zu arbeiten.“ Auch andere Roboter-Entwickler wie Boston Dynamics gehen in die gleiche Richtung.

Pflegehelfer:innen überflüssig

Was bedeutet das für den Arbeitsmarkt? Aus der oben angedeuteten Entwicklung wird klar: ersetzt werden mindestens alle Tätigkeiten, die sehr repetitiv, standardisiert, mühsam oder gefährlich sind. Die Grenzen der Robotik dürften bei Improvisation, intelligenterem Nachdenken und Kreativität liegen. Die Küchenhelfer werden ersetzt, die besseren Köchinnen und Köche bleiben; die Pflegehelfer:innen werden weitgehend überflüssig, die diplomierte Pflegekraft lässt sich dagegen unterstützen; in der Fertigung von Dingen dürfte die Automatisierung sich weitgehend vollenden, überwacht von einigen Menschen, die eingreifen oder Robotern Spezialaufgaben beibringen.

Der Trend wird wie in den letzten Jahrzehnten sein, dass einfache und immer mehr auch kompliziertere Aufgaben an Roboter delegiert werden. Für wirklich komplexe Aufgaben werden wenige hochqualifizierten Menschen gebraucht. Niedrige Qualifikationen kommen nur noch dort zum Einsatz, wo es um einfache persönliche Dienstleistungen geht oder Roboter schlicht zu teuer bleiben. Hohe Qualifikationen werden dagegen noch stärker nachgefragt – sie müssen Komplexität bewältigen, eingreifen, wenn etwas schiefläuft, oder Roboter trainieren und weiterentwickeln. Sie müssen den Stecker ziehen, wenn das ‚Denken‘ den Maschinen zu Kopf steigt, es sei denn, ein Roboter ist zum Selbstmord fähig, wenn er bestimmte Grenzen überschreitet.

Damit wird die Welt in den reicheren Ländern zerfallen in Top-Qualifizierte und ihre ‚Diener‘, und zerfallen in reiche und ärmere Länder, die sich das leisten bzw. nicht leisten können. Die bisher ‚werktätige‘ Mittelschicht und die ‚Middle Income Countries‘ werden weitgehend verschwinden. Die schrumpfenden reicheren Gesellschaften werden ihren Arbeitskräftemangel auf diese Weise mildern, in den wachsenden, zumeist ärmeren Ländern wird vieles beim Alten bleiben, sie werden weiter abgehängt.

Arbeitslos werdende Menschen

Neu nachgedacht werden muss von Menschen, wie eine Volkswirtschaft mit den arbeitslos werdenden Menschen umgeht und wie sie finanziert werden. Ersetze ich einen Menschen durch einen Roboter, ersetze ich einen Steuerzahler durch einen Nicht-Steuerzahler. Zukünftig muss also auch die Arbeit von Robotern besteuert und die Erträge umverteilt werden. Oder es müssen ähnliche Lösungen gefunden werden. Die Arbeitszeit jedes Menschen wird zudem noch geringer ausfallen müssen, damit die Rechnung aufgeht. Das wird eine der Voraussetzung sein, damit Roboter wirklich als Freund und Helfer akzeptiert werden. Andernfalls könnte es einen Sturm auf die Roboter nach sich ziehen, weil sie nur als Konkurrenten wahrgenommen werden.

Gewerkschaftsmitglieder werden nur noch Rentner sein, es sei denn, es gelingt den Gewerkschaften, die Roboter zum Ausfüllen ihrer Mitgliedsformulare oder sogar zum Aufstand zu bewegen. Denn je näher sich die Roboter in ihren Fähigkeiten dem Menschen annähern, desto näher kommen sie den Menschenrechten.

Disclaimer:
Dieser Artikel ist erschienen in der Ausgabe 25 des T&Emagazin und wurde nicht von einem Large Language Model verfasst. Und meine Radtouren wird kein Roboter übernehmen.

Text: Heiko Behrendt und Timo Schadt

 



Aus dem Inhalt der 25. Ausgabe:

  • Editorial: Schon wieder einen Tesla
  • Pro & Contra: Das moralische Dilemma mit Elon Musk
  • Future: Lernende Roboter
  • Tesla: Wie viel Wartung muss sein?
  • Tesla: Mehr als Akku-Wechsel
  • Tesla: Das Model Y verfeinern
  • Strombock: 5 wichtige Tipps zu Ladetarifen
  • E-Auto-Tests: Vier neue Modelle
  • News des Quartals – Tesla Welt
  • Energiewende: Wieviel Energie ist nötig?
  • Energiewende: Solarenergie – Revolution
  • Glosse zur Energiewende: Die Klimagaffer
  • Energiewende: Großspeicher kommen auch in Deutschland
  • Energiewende: Flaute? Kein Wind, keine Sonne…
  • Die Herausgeber: Tesla Fahrer und Freunde
  • Die Herausgeber: Tesla Owners Club Helvetia
  • Aquaplaning und E-Mobilität
  • Leser:innenbriefe
  • Fanboy Gabor Reiter zu allen Tesla Modellen

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