Wie Elektromobilität alles verändern kann

Am Anfang stand der Tesla

2016, Elon Musk stellt das Model 3 vor, 35.000 USD (exkl. Steuern) soll er kosten.
Als Technik-begeisterter Mensch war ich sowohl von den Daten als auch vom Preis angefixt. Aufgeregt zeigte ich das Video meiner Frau und meinen Kindern. Meine Frau meinte: „Mal schauen, warum nicht.“
Ende 2017 wurden die ersten Model 3 ausgeliefert — man hört Horrorgeschichten von mangelnder Qualität und dass Tesla bankrott wäre. Aber diese Schlagzeilen konnten meiner Begeisterung nichts anhaben.
Im Gegenteil, ich machte E-Mobilität in meinem Unternehmen zum Thema. Zu dem Zeitpunkt war ich nur noch teilweise im Außendienst und stieß hier – wie auch oft im privaten Leben – auf Ablehnung. Trotz dessen ließ ich das Thema nicht einfach so ruhen, denn mein Firmenwagen war schließlich bald zu erneuern. Ich stieß auf unzählige Kommentare — manche kurioser als die anderen:

„Wie kommen Sie zu Terminen, die weiter weg sind?“

„…das sind die, die hinter dem LKW fahren.“

„Die brennen leicht und dann kann man sie nicht mal löschen.“

„Wie soll das funktionieren?“

„Die Akkus sind schlimmer für die Umwelt als Verbrenner.“

„Die taugen nichts, die E-Autos!“

„Nach drei Jahren sind die sowieso Schrott.“

Blablabla …

Damals fuhren wir alle einen VW Sharan Diesel als Firmenwagen und haben bis heute sogar eine Dieseltankstelle am Firmenhof. Privat hatten wir einen Audi A1 Sport, da ich mir den Sachbezug sparen wollte und ich diese riesige Dieselkiste hasste. Ich fuhr damit zu Geschäftsterminen, aber privat keinen Meter. Meine Tochter hatte einen Seat Ibiza Benziner und wir hatten als Motorradreisende zwei Motorräder.
Dann kam Ostern 2018 und man konnte das Model 3 in Österreich reservieren!
Gemeinsam mit der Familie saßen wir vor dem Computer und wir reservierten unseren ersten Tesla.

Am 29.05.2018 konnte meine Frau Petra und ich, dank eines Imports von G-Electric, ein Model 3 LR Heckantrieb Probefahren und es war ein Traum. Während der Probefahrt machten wir Halt an einer Eisdiele und amüsierten uns an den verwunderten Blicken der Fußgänger und Autofahrer, die das parkenden Model 3 am Straßenrand sahen. Die Vorfreude wurde danach auf jeden Fall nur noch größer.
„Aber Tesla geht doch bankrott, warum tust Du das?“ Die Kommentare von Bekannten und Kollegen wiederholten sich immer wieder.

Doch ich blieb standhaft und versuchte meinen Arbeitgeber davon zu überzeugen, den Tesla als Firmenfahrzeug zu übernehmen und mit dem Kompromiss, einen Teil davon beizusteuern — was grundsätzlich möglich gewesen wäre. Dennoch wurde es abgelehnt.

Am 19.12.2018 bekamen wir eine E-Mail von Tesla, dass wir nun verbindlich konfigurieren und bestellen können. Problem war, dass nur der Dualmotor zu bestellen war und die Fördergrenze dadurch überschritten wurde. Was tun — warten oder zuschlagen? Meine Frau gab dann das entscheidende GO!!
„Ist wahrscheinlich besser den großen Akku zu haben“, meinte sie und hatte damit auch Recht.
In Anwesenheit der Kinder drückte ich den Button „Bestellen“. Schon komisch ein Auto für knapp 60.000 Euro über den Laptop zu bestellen.
Meinen Kollegen habe ich dann gleich mitgeteilt, dass ich voraussichtlich ab April 2019 keinen Firmenwagen mehr brauche, denn ich fahre dann Tesla. Kopfschütteln und Abneigung gegenüber meiner Entscheidung waren die Folge. Doch meine Entscheidung stand fest und ich zog es durch nach dem Motto: „Mal schauen, wie das wird.“

Zu meiner Überraschung kam dann Anfang 2019 ein Anruf von Tesla: „Wollen Sie Ihr Auto schon im März?“ Wir konnten es nicht fassen und stammelten „JA, natürlich!“
Gespannt verfolgte ich im Februar 2019, wie die ersten LKW mit Model 3 im neu eröffneten Delivery Center in Wien die Straße beinahe lahmlegten.

1. März 2019: Wir holten unseren Tesla ab — alles lief wunderbar und ein Traum erfüllte sich.

E-Mobilität auf Reisen

Natürlich war es viel Geld und wir nutzten die sechs Monate Gratisladen bei Tesla für einen spontanen Norwegentrip (siehe Artikel T&Emagazin Ausgabe 5).

Der Trip war traumhaft schön und verlief völlig problemlos, obwohl es damals noch wenig umgebaute Supercharger mit neuem CCS Standard für das Model 3 gab und maximal 114 kW Ladeleistung möglich waren.

Tesla als Dienstwagen

Schließlich fuhr ich damit zur Arbeit, habe den Sharan Diesel abgegeben und den Tesla auf den Hof gestellt. Erst kam es zu Problemen, da ich meinen privaten Tesla auf den Stellplatz stellte, gefolgt von Fragen über Fragen: Wie jetzt? Und was wollen Sie jetzt?
Ich antwortete: „Wollen? Nichts. Es war meine Entscheidung. Aber freuen würde es mich schon, eine Unterstützung zu bekommen.“
Und siehe da, Termine, auch im Ausland, waren unproblematisch und das erste Umdenken begann. „Was würden Sie zum Laden brauchen? Die Firma spart sich über 25.000 Euro im Jahr, wie könnten wir Sie unterstützen?“
Na, sieh an… geht doch! Die Freikilometer waren bis dahin schon weg und ich freue mich nun täglich über einen Stellplatz mit 11 Kw-Wallbox am Firmengelände und Kilometergeld für Firmenfahrten.

Weg von den fossilen Verbrennern

Noch 2019 verkauften wir beide Verbrenner und ein Fiat 500e aus den USA kam ins Haus.

2021 verkauften wir beide Motorräder. Es klingt komisch, aber sogar ein Freund bemerkte die Veränderung bei den letzten Ausfahrten mit uns. Es machte mir plötzlich weniger Spaß, was vermutlich am Tesla und am elektrischen Fahren lag. Man riecht plötzlich Abgase, die vorher nie störten, spürt Vibrationen, die einem sinnlos erscheinen. Das wird sicherlich nicht jedem so gehen, aber in meinen Fall war es so. Um jedoch weiterhin Zweirad zu fahren, haben wir in Fahrräder investiert, was durchaus Spaß macht.

Auch Kater Haru kann nun mit auf Touren kommen.
Auch die traumhafte Reise mit dem Tesla nach Norwegen hatte uns die Augen geöffnet, dass Reisen mit einem E-Auto seine Vorzüge hat.

Das Haus wird aufgerüstet

Das Geld vom Verkauf der Motorräder investierten wir dann in eine PV-Anlage mit 9,3 kW Peak Leistung und einen 12,3 kWh Hausspeicher. Rechtzeitig vor dem Ansturm auf PV-Anlagen. Es macht tierisch Spaß Sonnenenergie in den 2022 neu angeschafften Fiat 500LaPrima zu laden und das Haus zu versorgen. Der US Fiat 500e wurde in gute Hände von E-Mobilitäts-Neueinsteigern weitergereicht.

Auch auf dem Balkon sind nun drei PV-Module installiert, die immerhin knapp 1.500 kWh im Jahr beisteuern. Erst vor kurzem haben wir unsere heruntergekommenen Split Klima Geräte gegen zwei neue Inverter geregelte Klimaanlagen getauscht. Diese sollen auch, die noch für dieses Jahr geplante Daikin Altherma MT Wärmepumpe, unterstützen, da wir uns von unserer Gasheizung ebenfalls schnellstmöglich verabschieden möchten – bei den aktuellen Preisen werden wir sie bestimmt nicht vermissen. Auch mit dabei ist ein Eco2 Frischwassersystem.

Aber es geht noch weiter: Der Rasenmäher und ein Benzin Go-Kart wurden gegen einen Igel-sicheren Mähroboter getauscht und alle Gartengeräte sowie Werkzeuge wurden rein elektrisch. Das freut nicht nur mich, sondern auch meine Nachbarn, die nun weniger Lärm ertragen müssen.

Fazit

Doch Ende 2022 ist erst mal Schluss und ich denke, wir haben einen guten Beitrag zum Thema „weg von fossilen Energieträgern“ geleistet.

Auch einige Familienmitglieder verstehen mittlerweile die Wichtigkeit des Umdenkens. Mein Sohn hat seinen geliebten Mazda MX3 im August 2020 gegen einen Model 3 SR+ getauscht und sich damit auch gleich für einem Wohnungswechsel entschieden. Er lädt nun in der Tiefgarage Sonnenstrom der Wohnanlage an der eigenen Wallbox. Für den Notfall hat er sogar einen CCS-Schnelllader in der Tiefgarage. Auch die Schwiegermutter ist auf einen Fiat 500e umgestiegen. Mein Neffe fährt seit längeren Hyundai Ioniq und meine Schwester seit kurzem ein Model S.

Nach knapp 94.000 problemlosen Kilometern in neun Ländern mit dem Tesla und weiteren knapp 15.000 Kilometer mit den E-Fiats können wir sagen, das Projekt „weg von fossilen Energieträgern“ ist uns sehr gut gelungen!

Ich weiß, nicht jeder hat die Möglichkeit alles umzusetzen, aber jeder kann zumindest irgendwie einen kleinen Teil dazu beitragen.


Zum Autor:


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  • Leser:innen-Reaktionen
  • Editorial – YouTube Ambitionen
  • Tesla Welt – David Reich: News des Quartals
  • Tesla – Timo Schadt: Model X Plaid
  • Tesla – Bei Carwow in England
  • Innovator – Warum kein Tesla Model X Plaid für Thomas Haack?
  • Tesla – Timo Schadt: Folierung extrem
  • Twitterspace – Tesla Community
  • Elektrische Community – Community-Event am 23. Sept.
  • Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
  • Die Herausgeber – Tesla Owners Switzerland
  • Gesellschaft – Gendern abschaffen?
  • Elektromobilität – Dr. Heiko Behrendt: Rama-Familie fährt E-Auto
  • Elektromobilität – Wie Elektromobilität alles verändern kann
  • Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests
  • Elektromobilität – Martin Hund: Batterie-Rohstoffe
  • Elektromobilität – Die HU und die Bremse
  • Elektromobilität – eROCKIT – Pedalgesteuertes Elektromotorrad
  • Elektroauto Guru – Antonino Zeidler: Zu wenig Ladestationen
  • Klimaschutz – Stefan Lenz: Wie Ölkonzerne Meinung machen
  • T&Etalk – Karsten Klees, Martin Hund & Nicole Krause zum Investor Day
  • Wirtschaft – Henning Frey: Strompreise
  • Klimaschutz – Thorsten Bonzio: Photovoltaik, Wärmepumpe & E-Auto
  • Klimaschutz – Dieter Behrendt: Wir stehen auf Wärme
  • Reiseplanung – Stefan Eichler: Mit E-Auto und Wohnwagen
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3 Gedanken zu „Wie Elektromobilität alles verändern kann

  1. Kein Model 3 sondern X seit 29.6.2019, die Probefahrt am 10.12.2018 war ein einschneidendes Erlebnis, nach der Bestellung war jede Fahrt mit dem Diesel zur Tankstelle einfach nur nervig. Das free SuC genieße ich noch immer und zuhause wird über PV geladen, die Tochter bekam als erstes Auto eine gebrauchte ZOE 22kw und meine Frau fährt ebenfalls elektrisch. Seit 2022 wird ebenfalls per Wärmepumpe geheizt, nachdem neue Bewohner in der vermieteten Wohnung innerhalb von 8 Wochen den „fast“, sonst im Jahr für das gesamte Grundstück ca.3500 Liter, Jahresvorrat von 3000 Litern Öl verbraucht hatten. Ich erlebe allerdings auch eine Verhaltensänderung, da jetzt mit PV auch überlegt wird wann es sinnvoller ist die Wama oder den Geschirrspüler zu starten.

  2. Ein sehr schöner Bericht, in dem vieles, mit dem auch ich beim Umstieg auf ein E-Auto konfrontiert wurde, zu lesen ist. Auch wenn ich keinen Tesla, sondern einen Polestar 2, gekauft habe, hörte ich aus meinem gesamten Umfeld (Familie, Nachbarschaft, Arbeitskollegen) ziemlich genau die Einwände, die ganz oben in Deinem Bericht aufgezählt sind. Trotz des starken Gegenwinds und des hohen Preises (etwas gemindert durch die volle Förderung 2022 + THG-Bonus) habe ich es durchgezogen. Die 6 Monate Wartezeit gehörten zu den längsten meines Lebens 😉
    Nach 6 Monaten elektrischem Fahren trauere ich meinem alten Volvo V60 nicht mehr hinterher. Lediglich dessen Reichweite von 1300km bleibt in Erinnerung. Auch meine Frau ist mittlerweile überzeugt, dass es ein guter Kauf war. Sie schwärmt vor allem vom überaus “relaxten Fahren” in der Stadt (und auch im Stau) mit nur einem Pedal.
    Um die von Dir installierte PV-Anlage beneide ich Dich (noch), ich habe es bislang “nur” zu einer Wallbox gebracht. Nachdem nun aber auch ein Nachbar plötzlich Interesse an PV gezeigt hat, wird das wohl das nächste “Projekt” werden.
    Aber vorher freue ich mich – analog zu Deiner Norwegentour – auf unsere Schwedentour.
    Viel Spaß weiterhin mit Deinem Tesla!

  3. Ich habe gerade einen kleinen Flashback: Bis zur Abholung (bei mir nicht der 1.März sondern der 9.März – und damit das Geschenk EAP -> FSD von Tesla) war das bei mir ziemlich identisch. Bei mir war es aber keine Probefahrt im eigentlichen Sinn, sondern ein gemietetes Tesla Model S bei einem Wochenend-Trip nach Wien, das diesen “haben will”-Reflex ausgelöst hat (wobei klar war, dass es ein Model 3 sein muss). Zusätzlich hatte ich mir vor Ort für ein Wochenende ein Model X gemietet. Einen Dienstwagen habe ich auch nicht mehr und Motorräder waren nie ein Thema.

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