Aussortieren
Was blickt dich an, wenn du in die Garage hinter dein Auto schaust? Oder aus den Ecken im Keller? Oder aus der obersten Reihe des Bücherregals? Das alte, längst ersetzte Fahrrad, Spielzeug der längst erwachsenen Kinder, der schlechte Roman, den man sicher nicht noch einmal liest. Genau, altes Zeugs. Es reitet auf der Seele herum oder lauert auf der Aufräum-Checkliste.
Kurz, es ist eine offene Frage, wie viel nicht mehr genutzte Rohstoffe in Form von Dingen in deutschen Haushalten herumliegen: in 41 Millionen Haushalten vielleicht 1 Million nicht gefahrene Fahrräder? Oder sind es eher 3 Millionen? Oder sogar 6? Fangen wir mal mit den Büchern an.
Bücher
Etwa 45 Millionen Einwohner:innen unseres Landes lesen jedes Jahr mindestens ein Buch. 71% der abgesetzten Bücher sind Taschenbücher. Der Mittelwert aus 10 willkürlich aus meinem Regal genommenen Taschenbücher ergibt etwa 300 Gramm pro Taschenbuch, gebundene Bücher kommen auf etwa 500 Gramm. Macht bei einem Buch pro lesender Einwohnerin und Jahr 16.100 Tonnen Bücher. Doch da sich mehr als 50% der Menschen als Leseratten bezeichnen, dürften es etwa zehn Mal so viel sein. Vieles davon könnte in den Materialkreislauf zurück, wenn wir es weggeben würden.
Positioniere dich vor deinem Bücherregal und stelle dir ehrlich die Frage, was davon du jemals noch einmal oder mehrmals liest. Welche Bücher könnten man davon in den Ressourcen-Kreislauf geben, idealerweise in den Gebrauchtmarkt, oder aber ins Altpapier. Ich frage mich regelmäßig vor meinem Regal, welche Bücher will ich wirklich noch behalten?
- Bücher, die ich sicher noch einmal lese, weil sie sehr gut waren. Reiseberichte, weil es eine Art Sammlung ist. Und einige Bildbände und Nachschlagewerke, wenn sie schön sind oder nicht veraltet.
- Das 20-bändige Taschenlexikon dagegen musste vorletztes Jahr dran glauben, ich schaue doch nur in Wikipedia.
- Genauso sind alle Bücher bei Oxfam gelandet, wenn ich mir sicher war, dass es sie in jeder Bibliothek gibt. Ansonsten finden sich alle bekannteren Autoren immer auch im Gebrauchtmarkt.
- Direkt in die Tonne kommen vor allem englische Taschenbücher, weil ihr Papier von so mieser Qualität ist, dass es nach zehn Jahren vergilbt. Sachbücher mussten hinterher, wenn sie überholt waren.
Der Ergebnis: Zwei Fünftel der Bücher sind noch da. Das geschah über die letzten paar Jahre. Bei einigen Büchern habe ich mehrere Anläufe gebraucht, aber über 300 habe ich in den Kreislauf zurückgegeben.
Anderes Papier
Die 22 Ordner aus meinem Studium? Habe ich am Ende des Studiums beim Ausziehen aus der WG schon fortgeworfen. Nur die allerwichtigsten Dinge blieben erhalten. Und heute, mit Internet, wäre das sowieso obsolet, da findet man alles viel schneller. Man forsche also nach altem Papier in den ganzen Unterlagen, die man so abheftet. Bei jeden neuen Geschäftsbedingungen einer Versicherung werfe ich die alten weg. Rechnungen, die älter als zwei bzw., wenn steuerrelevant, zehn Jahre sind, fliegen hinterher. Unsere Tageszeitung wird inzwischen nicht mehr wiederverwertet, weil wir gemerkt haben, dass wir nur wenige Artikel lesen – sie kommt inzwischen elektronisch. Unsere Sammlung an GEO-Heften? Haben wir über nebenan.de verschenkt. Denn die Annahme, dass wir in die Hefte nochmal rein sehen, war falsch.
Klamotten
462.000 Tonnen im Jahr, oder 5,5 kg pro Kopf, das ist die Menge, die in Deutschland jedes Jahr in die Altkleidersammlungen gegeben wird. Wenn jetzt alle genau in ihre Schränke schauen würden, dann würde der Markt sicher überschwemmt. So wie es zu Corona-Zeiten eine Zeitlang war, als viele anfingen, aufzuräumen. Hier funktioniert der Kreislauf bereits recht gut, wahrscheinlich, weil die Kleiderschränke des Landes Grenzen haben.
Elektronikschrott
42% von 4 Mio. Tonnen innerhalb der EU landen derzeit im Materialkreislauf. Das könnte mehr sein. Wenn ihr euren Haushalt nach alten, nicht mehr verwendeten Geräten durchforstet. Das alte Radio, die alte Playstation, das alte Handy. Es wird noch irgendwo sein. Manchmal gibt es dafür Elektronikschrott-Container ein paar Straßen weiter, es wird aber auch von vielen Organisationen angenommen. Mein altes Handy habe ich letzte Woche bei Saturn abgegeben.
Wie macht es Marie Kondo?
Nach einigen Wegschmeiß-Aktionen fühlt man sich entlastet, vielleicht sogar freier, der Platz in der Wohnung ist wieder größer geworden. Dann könnte man doch gleich weitermachen und sich überhaupt von allen Dingen befreien, die einem nichts mehr sagen oder bringen. Hierfür lebt eine Päpstin des Aufräumens, Marie Kondo mit ihrem ‚Magic Cleaning‘. Das ist eigentlich ganz einfach: Alle Dinge werden nach ihrer Art auf einen Haufen geworfen, es wird nicht raumweise aufgeräumt. Man kann beispielsweise mit der Kleidung beginnen. Alles auf einen Haufen, aus allen Zimmern und Ecken.
Jedes Teil wird in die Hand genommen und sich gefragt, ob es einem was sagt bzw. ob es einem am Herzen liegt. Wenn nicht, wegschmeißen. Wenn ja, dann bekommt dieser Gegenstand eine Art ‚Adresse‘ in der Wohnung, einen Ort, wo er liegt, steht oder hängt.
Und jetzt kommt der Trick: immer, wenn ich einen Gegenstand brauche, nehme ich ihn von dort, brauche ihn, und lege ihn wieder an seinen Ort zurück. So bleibt es immer aufgeräumt und ich suche die Dinge nie. Die Zeit, Dinge zurückzulegen, ist immer kürzer, als die, sie zu suchen. Wo lag neulich die Brille, das Schlüsselbund, die Schere? Eben.
Auch das Buch von Marie Kondo habe ich inzwischen aussortiert und weggegeben, denn ihre paar Kernaussagen passen eigentlich auf zwei Seiten. Doch Marie Kondo wurde sicher von einem Verlag dazu gedrängt, 200 Seiten zu schreiben, denn unter 200 Seiten lässt sich ein Buch schlecht verkaufen – meinen die Verlage. Auch so eine Ressourcenverschwendung.
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- Strombock – Absturz der THG-Prämie
- Gesellschaft – Ist eine Solaranlage das neue Auto?
- Zeitgeist – Nachhaltig absurd
- Elektromobilität – 5 Gründe, warum es Volkswagen schlecht geht
- Elektromobilität – Profis nutzen Checklisten
- Testberichte von Car Maniac
- Gesellschaft – Rein in den Kreis
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- Fanboy – Gabor Reiter: Deutschlands Zukunft ohne Autoindustrie