Car Maniac fährt Tesla Model X Plaid

Na da habe ich mich was getraut, oder? Ich habe die Marke gefahren, deren Fahrer mich oft nicht besonders mögen, weil sie glauben ich würde Tesla hassen. Das denkt man aber nur, wenn man das denken will und meine Videos nicht verfolgt hat.

Ich war von Anfang an sehr begeistert von Tesla, das Auto war sogar damals der Motivator, um aufs Elektroauto zu wechseln, nur leider damals nicht auf einen Tesla. Nun ja und jetzt, knappe sechs Jahre nach meinem ersten Kontakt mit einem Tesla, hatte ich die Gelegenheit, das Model X Plaid des Mannes auszuprobieren, der diese Buchstaben für euch online stellt und natürlich auch in Printform bietet. Timo kam mich besuchen und wir haben ein großes Review über seinen 1.020 PS Tesla gedreht, dessen Effizienz mich maßlos überrascht hat, zumindest innerstädtisch.

Es ist morgens 9:30 Uhr als wir an Timos Hotel mit zwei Autos losfahren. Er in meinem Mercedes, ich in seinem Tesla. Ich wollte, dass er mal den Mercedes fährt, extra um ein Gefühl für das andere Auto zu bekommen. Francesco musste mich sowieso filmen, vom Beifahrersitz aus. Unsere erste Station war Ionity Holzkirchen. Hier sollen beide Fahrzeuge mit gleichem Akkustand gegeneinander antreten. Ehrlich gesagt ist Timo der typische Tesla Hardcore Vertreter, der natürlich dem Mercedes nichts positives abgewinnen konnte. Weder die Ambientenbeleuchtung, die ist immerhin gibt im Gegensatz zum Tesla, noch die Knöpfe auf dem Lenkrad. Ansonsten gibt es ja keine Knöpfe im Mercedes, dennoch hat er zu viele Knöpfe beklagt. Den Tempomaten und Co., also den Autopiloten von Mercedes, wollte er gar nicht erst ausprobieren. Hm…

Die Ladegeschwindigkeit

Teil 1 des Tests soll herausfinden, welches Fahrzeug mehr kWh in 15, 20 und 30 Minuten nachladen kann. Mir war klar, dass Tesla Anhänger wieder sagen werden, dass man an einem Supercharger hätte messen müssen. Aber wie sich herausgestellt hat, ist zwar bis 15 Minuten der Supercharger ein bisschen schneller, alles darüber ist aber Gleichstand bzw. sogar mehr nachgeladene kWh in 29 Minuten über Ionity als über einen Supercharger.

Der Mercedes hat ab Minute 17 den Tesla geschlagen, vorher hatte der Tesla die Nase vorn. Nach 29 Minuten hatte der Mercedes 82 kWh nachgeladen, der Tesla 76 kWh. Wenn man mal mit der Familie länger an der Ladesäule steht, weil man beispielsweise Essen geht an der Raststätte, sind es nach 40 Minuten sogar 12 kWh mehr im Mercedes, weil dieser ja auch einen größeren Akku hat.

Die Leistung

Nichtsdestotrotz zählt natürlich auch, was ein Auto mit der nachgeladenen Energie macht. Und da ist der Tesla einfach schier unglaublich. Während meiner städtischen Fahrt, die über 12 Kilometer ging bei städtischer Geschwindigkeit, habe ich 16,7 kWh gemessen. Wir müssen hier noch mal deutlich machen, dass es sich dabei um ein 1.020 PS Auto handelt, dass ich dabei auch noch im Plaid Modus gefahren habe. Im lässig Modus wäre wahrscheinlich ein noch geringerer Verbrauch drin gewesen. Das schaffe ich mit dem Mercedes keinesfalls, die fehlende Wärmepumpe zieht mir bei unter 13 Grad einen Strich durch die Rechnung. Im Sommer kann ich den Mercedes auch mit teilweise 15 kWh städtisch fahren. Wenn wir schon über Effizienz sprechen: bei 140 km/h konstant topographisch ausgeglichen hat der Tesla 28 kWh auf 100 Kilometern Durchschnittsverbrauch geschafft. Auch wenn viele gerne einen Vergleich zum Mercedes gehabt hätten, dieser ist auf der Autobahn natürlich effizienter, in egal welchem Geschwindigkeitsbereich, als der Tesla. Der Tesla ist aber auch ein riesen SUV.

Einen Test zwischen Model S und dem Mercedes werde ich noch nachreichen.

Die Ausstattung

Was mich am Tesla sehr positiv überrascht hat, war die Innenraumverarbeitung. Einige klagen dennoch darüber, ich glaube es ist eine Frage dessen, ob man Glück hat mit dem Auto, oder nicht. Ist natürlich auch schade bei dem Preis. Timo hatte hier Glück. Die Verarbeitung war eigentlich picobello. Was mir noch mehr gefällt, ist tatsächlich die Materialanmutung im Fahrzeug. Tesla verwendet zwar kein echtes Leder, aber wenn ich den Begriff nutzen darf: alles wohin man greift oder schaut, ist beledert. Selbst die Türtaschen komplett. Das Armaturenbrett oben, alles fühlt sich sehr wertig an, nichts knarzt.

Das neue horizontal ausgerichtete Display ist sehr gut und dabei auch noch im Winkel verstellbar. Auch begrüße ich, dass es einen Tacho gibt, zusätzlich zu diesem Display. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man diese digitale Reduzierung nicht übertreiben muss. Man hat ja hier schon kein Head-Up Display und das für Minimum 120.000 Euro. Woran ich mich nach wie vor störe ist das von Timo hochgelobte Yoke, was ein Lenkrad sein soll, aber in der Hälfte abgeschnitten wurde und unten horizontal verläuft. Es gibt nichts, was beschissener ist zum Autofahren als das. Für den gemütlichen Rentner vielleicht, der sich an neuen Sachen erfreut, aber für dynamische Fahrer, die vor allem auch mal schnelle Wendemanöver machen wollen, um den rückwärtigen Verkehr nicht aufzuhalten, ist das nur eine Krücke. Dass man die Blinker über das Lenkrad bedient, ist okay. Allerdings im Kreisverkehr wieder sehr unpraktisch.

Die Einstellungsmöglichkeiten finde ich sehr üppig über das zentrale Display, wo man alle verschiedenen Setups für die Federung vornehmen kann. Diese ist relativ angenehm, aber wir sitzen hier ja trotzdem noch in einem Auto mit 1020 PS. Man sollte also keine Opa S-Klasse erwarten. Ganz klar wird auf der Autobahn, dass das hier natürlich vom Komfort mit einem z.B Mercedes EQS oder BMW i7 nicht vergleichbar ist. Die Sitze sind hierbei gar nicht der Grund, die finde ich extrem gemütlich und sie haben auch einen tollen Seitenhalt. Für die entsprechende optische Wertigkeit sind sie perforiert und mit einer Naht versehen.

Aber Windgeräusche sind lauter als im BMW und Mercedes und der Komfort ist auch nicht ganz auf dem Level. Die Beschleunigung, die man auf der Autobahn ja doch mal ausprobiert, ist nicht von diesem Stern. Verstehen wir uns nicht falsch, ich möchte die Beschleunigung nicht künstlich zelebrieren so wie viele andere Youtuber die sagen, so etwas hätten sie noch nie gespürt. Ich bin zwar das Model S noch nicht gefahren welches ein bisschen schneller ist, aber so etwas wie Model X habe ich schon gespürt. Einmal im Porsche Taycan Turbo S, sowie im Mercedes EQS 53 AMG.

Allerdings reden wir hierbei über die Beschleunigung aus dem Stand. Die Beschleunigung oben herum bei 80, oder bei 100, oder bei 130 ist einfach unvergleichbar. Der Wagen schiebt diese irrsinnige Masse voran, als würde man in einem 700 Kilo schweren Rennwagen mit 800 PS sitzen. Man kann von 100 bis 200 beschleunigen und noch nicht einmal bis fünf zählen.

Das ist wirklich der schiere Wahnsinn. Du bist mit diesem Auto einfach komplett konkurrenzlos auf der Autobahn im Spektrum von 50 bis 200. Die Bremsen sind ehrlich gesagt auch ziemlich gut, allerdings könnten sie auch ein bisschen besser sein bei dieser Leistung und diesem Gewicht. Aber ich will ja nicht meckern.

Das Innenraumkonzept des Tesla Model X ist ein tolles. Wenn man sich nicht gerade für die 1020 PS Variante entscheidet, kann man für den Long Range wählen, ob man 5, 6 oder 7 Sitze haben möchte. Leider fallen für mich alle Varianten als dreifacher Familien Papa aus dem Raster, denn wenn die dritte Person hinten sitzt, kostet dich das eklatant Kofferraum. Mit zwei Kindern allerdings wäre dies das Fahrzeug meiner Wahl. Also als Familienauto.

Der Kofferraum ist bei fünf oder vier Sitzen einfach gigantisch, und der Unterboden birgt auch noch mal sehr viel Stauvolumen, genauso wie der vordere Kofferraum. Stauvolumen gibt es nirgendwo mehr als bei diesem Fahrzeug. Die Qualität an der Karosserie ist mal so, mal so. Man könnte sagen Timo hatte Glück im Gegensatz zu vielen anderen, aber ganz so viel Glück auch nicht. Ich entdeckte an der Beifahrertür einen fetten Lackfleck, welcher so nicht akzeptabel ist. Aber Timo selbst hat diesen z.B gar nicht bemerkt. Genauso stehen die Ecken des Kofferraumdeckels extrem vom Rest der Karosserie ab. So sehr sogar, dass ich daran zweifle, dass man das einstellen kann. Autohersteller heutzutage machen es sich ein bisschen zu gemütlich, wie ich finde. Ansonsten machte das Tesla Model X von Timo doch schon einen vernünftigen Eindruck.

Alles in allem muss man hier schon ein bisschen wie die ganzen Tesla Freaks argumentieren und fragen, warum sollte man in dieser Preisklasse ein anderes Auto fahren? Es ist genauso teuer wie ein Volvo eX90, hat viel mehr Power, mehr Platz, und ist dabei auch effizienter.

Was aber natürlich dagegen sprechen könnte, ist nach wie vor der grottenschlechte Autopilot. Auch hier hat Timo mich in typischer Tesla-Fan Manier versucht zu überzeugen, dass dies an X, Y, abcf HP und Co liegt, am Ende des Liedes geht der Tempomat inklusive Lenkunterstützung aber nur bis 140 km/h und bei jedem Spurwechsel geht der Lenk-Assistent, sowie auch der Tempomat raus. Das ist unfassbar nervig. Ich kann mir vorstellen, dass ich mir meine nicht vorhandenen Haare rausreißen würde auf eine längere Strecke. Jedes, aber wirklich jedes Auto kann das besser. Und dann reden wir noch nicht mal über die Schilderkennung, die es leider immer noch nicht in das Fahrzeug geschafft hat. Auch hierfür gibt es natürlich von entsprechenden Tesla-Fahrern 825 verschiedene Erklärungen, warum das so ist und natürlich auch gut so ist.

Das Traurigste an der Marke ist nach wie vor die Schönrederei von einfach nicht guten Features, die vielleicht in Amerika top sind, aber hier bei uns nicht und mich interessiert nun mal Amerika nicht, denn ich muss das Auto hier fahren und alle anderen Autos beherrschen das. Ohne Wenn und Aber, alles andere ist nur Schönrederei, weil man nicht damit klarkommt, dass die vermeintliche Software auf vier Rädern weniger Features bietet für das Fahren auf der Autobahn, als sein Opel Corsa e.

Würde man das Beheben gäbe es keinen Grund, ein anderes Auto zu fahren als dieses.

 


Interessante Artikel zu E-Mobilität und aktuelle Car Maniacs E-Auto-Tests finden sich in der 17. Ausgabe des T&Emagazins:

Die Ausgabe 17 des T&Emagazin kann in gewünschter Menge gegen Porto- und Bearbeitungskosten hier bestellt werden.

In der 17. Ausgabe werden unter anderem folgende Themen zu finden sein:

Tesla Welt – News des Quartals

Tesla – Kreislaufproduktion

Tesla – Eine Welt voller Adapter

Tesla – Hans Jörg von Gemmings unendliche Fahrt

Elektromobilität – Christoph Krachten: Produktionssteigerungen

Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V

Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)

Elektromobilität – Essener Motorshow

Elektromobilität – Christoph Reichelt: Elektrische Fahrzeugdesigns

Elektromobilität – Wie Elektromobilität verändert

Elektromobilität – Martin Hund: Batterie-Rohstoffe

Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests

Elektromobilität – Leseprobe Witziges Buch über‘s E-Auto

Elektroauto Guru – Spezielle Reifen für E-Autos

T&Etalk – Rückblick: Tesla AI Day II

T&Etalk – Rückblick: Jahresbilanz Energie- & Verkehrswende

T&Etalk – Rückblick: Tesla Model S & X Plaid

Technophilosoph – Dr. Mario Herger: Robotaxi und Tesla FSD Beta 

Klimaschutz Eine Radtour

Klimaschutz – Realer Klimawandel

Klimaschutz – Unsere Klimafahrweise

Wirtschaft – Ein besonderes Bezahlterminal fürs E-Autoladen

Wirtschaft – Straßenbahn

Reisebericht – Mit Model Y in die Pyrenäen

Fanboy – Gabor Reiter: Tesla Aktie – jetzt zugreifen?

 

 

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Ein Gedanke zu „Car Maniac fährt Tesla Model X Plaid

  1. Wird jetzt der “Autopilot” bemängelt von oder die FSD Option? Beim Spurwechsel wird bei meinen TM3 der “Autopilot” ausgeschaltet aber der Tempomat ist davon unbeeinflusst.
    Wäre mir fast lieber der würde dann auch ausgeschaltet. Sicher, daß es unterschiedlich ist?

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